Volle Lager, Preisdruck und neue Formfaktoren

Notebook-Markt unter Druck

27. Juli 2011, 10:21 Uhr | Michaela Wurm

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Jahresendgeschäft in Gefahr?

Auch Asus-Vertriebsleiter Jan Schneider sieht die Rückgänge im ersten Halbjahr noch als Folge des schwachen Jahresendgeschäfts, das zu erhöhtem Lagerdruck und Preiskämpfen geführt hätte: »Die Preise war außer Rand und Band.« Deshalb hätten alle Hersteller hätten im ersten Halbjahr sehr vorsichtig agiert. Das belegten auch die aktuellen Gartner-Zahlen, die den sell-in in den Kanal widerspiegeln: »Die meisten Hersteller haben ihre Shipments deutlich heruntergefahren haben. Vor allem die Hersteller, die früher sehr aggressiv in den Markt hineingeliefert haben, haben sich zurückgehalten«, so Schneider im Gespräch mit CRN.

Das Problem ist jedoch keineswegs gelöst. Acer hat vor kurzem 150 Millionen Dollar für Abschreibungen zur Verfügung gestellt, um Lagerbestände in Spanien abzubauen. Eine Nachricht die in der Branche Befürchtungen weckt, dass dann bis zu drei Millionen Notebooks den Markt überfluten könnten. Schneider hält das Risiko jedoch für überschaubar, weil sich die Abschreibungen auf den gesamten Acer-Lagerbestand in Spanien beziehen, also nicht nur auf Notebooks. Um diese in Deutschland zu verkaufen müssten die spanischen Tastaturen ausgetauscht werden. »Aber man muss natürlich damit rechnen, dass davon auch Geräte auf dem deutschen Markt landen. Dieses Risiko steht aber in keinem Verhältnis zu den Problemen im ersten Halbjahr.« Als Vorteil sieht Schneider auch, dass die Altbestände durchweg mit den alten Intel- und AMD-Plattformen bestückt sind. Dagegen wären die Preise für die neuen Sandy Bridge-Notebooks derzeit erfreulich stabil. »Die meisten Hersteller haben kein Interesse daran, den Preiskampf auch auf die neue Plattform auszudehnen. Für das zweite Halbjahr ist Schneider daher optimistisch. »Ich gehe davon aus, dass die Probleme im dritten Quartal weitgehend gelöst sind und das Jahresendgeschäft nicht signifikant beeinträchtigt wird.«

Tablets auf dem Vormarsch

Branchenbeobachter geben aber auch neuen Geräten, wie Tablet-PCs und Smartphones, die Schuld an den rückläufigen Verkaufzahlen. Bei mobile Computing denken immer mehr Nutzer nicht mit mehr an Note- oder Netbook, sondern an ganz andere Formfaktoren. Das gilt nicht allein für Privatnutzer. Auch im Business-Umfeld wächst die Nachfrage nach Tablet-PCs. Lars Schweden, Business Unit Manager Notebooks bei LG bestätigt: »Tablets sind definitiv eine Konkurrenz. Das zeigt sich nicht nur an den Netbook-Verkäufen, die stark rückläufig sind.« Für den koreanischen Hersteller, der nach dem Rückzug vor zwei Jahren aktuell wieder in den Notebook-Markt einsteigt, sieht Schweden diesen Trend aber keineswegs als Nachteil. »Das kommt uns sogar entgegen, weil LG mit dem Optimus Pad bereits einen Tablet-PC auf dem Markt hat.« Das Android-Gerät wird von LGs Mobile Communications Division zusammen mit Smartphones größtenteils über Netzbetreiber vertrieben. Die in Deutschland neu gestartete Notebook-Sparte soll im kommenden Jahr aber ebenfalls Tablets anbieten, dann aber mit Windows-Plattform. Dafür gebe es bereits jede Menge Nachfrage auch von Business-Kunden, bestätigt Schweden. »Schon jetzt haben wir mit dem Optimus Pad einige Projekte gewonnen, obwohl das ein Android-Gerät ist. Unser Systemhaus-Vertrieb ist damit äußerst erfolgreich unterwegs, weil viele Unternehmen auf der Suche nach geeigneten Tablet-PCs sind.«


  1. Notebook-Markt unter Druck
  2. Jahresendgeschäft in Gefahr?

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+