IfKom: Qualifikation über den Ingenieur hinaus
Kürzlich trafen sich die IfKom mit Friedrich Fuß an der Hochschule Rhein-Sieg in St. Augustin bei Bonn zu einem Interview. Fuß unterrichtet im Fachbereich Informatik das Fach Managementqualifikation.

- IfKom: Qualifikation über den Ingenieur hinaus
- Herausforderungen an Führungskräfte
- Zur Person Friedrich Fuß und IfKom
IfKom: Herr Fuß, Sie sind Lehrbeauftragter der Hochschule für Telekommunikation in Leipzig und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in St. Augustin. Hier vermitteln Sie den angehenden Ingenieuren und Informatikern Know-how, wie beispielsweise Unternehmensführung, Personalplanung, und Mitarbeiterführung. Warum sollten sich aus Ihrer Sicht angehende Ingenieurinnen und Ingenieure gerade mit diesen Themen bereits im Studium beschäftigen?
Friedrich Fuß: Meine lange Berufserfahrung hat mir immer wieder gezeigt, dass es nicht auf das technische Fachwissen ankommt, um im Management erfolgreich zu sein. Fachwissen und fachliche Expertise werden einfach vorausgesetzt. Unsere Hochschulen und Universitäten bilden ja fachlich sehr gut aus. Es sind aber die überfachlichen Fähigkeiten, die so genannten Schlüsselkompetenzen, die den Erfolg im Beruf und hier insbesondere im Management ausmachen. Das ist der Grund, warum sich Ingenieure hierin ausbilden und qualifizieren müssen.
IfKom: Herr Fuß, Sie haben viele große Organisationseinheiten mit bis zu 25.000 Mitarbeitern geführt und damit umfangreiche praktische Führungserfahrung sammeln können. Aus dieser Führungspraxis heraus haben Sie Kompetenzmodelle entwickelt, die für bestimmte Führungssituationen erforderlich sind. Was beinhalten diese Modelle und warum sollten sich Ingenieurstudenten damit auseinandersetzen?
Fuß: In der Wissenschaft gibt es eine Vielzahl von Kompetenzmodellen in sehr unterschiedlichen Ausprägungen und Tiefen. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass bestimmte Kompetenzen in und bei fast allen Managementaufgaben gebraucht werden, um erfolgreich zu sein: Methodenkompetenz, Persönlichkeitskompetenz, Arbeitskompetenz, Sozialkompetenz, Kulturkompetenz und Medienkompetenz - und natürlich auch die Fachkompetenz. Wie man aber an der Auflistung sieht, die Fähigkeiten und die Fertigkeiten in den Schlüsselkompetenzen machen den überwiegenden Teil des persönlichen Erfolges aus.
IfKom: Fachliche Tiefe zeichnet das Ingenieurwesen aus. Nach Ihrer Auffassung gilt es, schon im Studium strategische Orientierung zu entwickeln!
Fuß: Es zeigt sich immer wieder, dass ein guter Plan nützlich ist, um ein Ziel zu erreichen. Oft wird aber übersehen, dass Ziele, Entscheidungen und Pläne in einem Kontext zu sehen sind. Dieser Kontext ist sehr oft fachübergreifend und komplex. Um mit diesen Herausforderungen gut umzugehen, um Erfolge planbar zu machen, muss das strategische Verständnis geschult und trainiert werden. Im Studium können die Studenten lernen, Visionen zu entwickeln. Daraus werden Ziele abgeleitet und definiert. Um diese Ziele zu erreichen, werden dann Strategien entwickelt und daraus ergeben sich die Handlungsfelder - und dann erfolgt die Evaluierung. Dieser Prozess, der immer wieder durchlaufen wird, gilt es, zu trainieren und zu verinnerlichen. Der Erfolg stellt sich dann nachhaltiger ein.