Weiße und graue Flecken

BNetzA-Bericht belegt schlechten Handyempfang auf dem Land

9. Juni 2021, 6:47 Uhr | Quelle: dpa / Redaktion: Diana Künstler
Handyempfang schlecht
© Travis Manley-123rf

Wer in entlegenen Gegenden Deutschlands unterwegs ist, hat häufig noch immer keinen Handyempfang. Wie aus einem Bericht der Bundesnetzagentur hervorgeht, ist die Versorgung auf 11 Prozent der Landesfläche schlecht oder inexistent. 3,8 Prozent der Fläche werden als Funkloch definiert.

Der Blick aufs Handy und das vergebliche Warten auf ein Empfangssymbol: Auch im fortgeschrittenen Internetzeitalter, in dem die Telekommunikationsbranche mit Highspeed-Internet in den Städten wirbt, ist das auf dem Land keine Seltenheit.

3,8 Prozent der Fläche werden in dem Bericht als Funkloch oder als sogenannte weiße Flecken definiert. Bestenfalls Empfang im uralten Mobilfunkstandard 2G (Edge) ist hier möglich, was nur Telefonate und Schneckentempo-Downloads ermöglicht. 7,2 Prozent der Fläche gelten als "graue Flecken" – das heißt, dass dort nur eins der drei deutschen Mobilfunknetze im 4G-Standard zu empfangen ist, ob von der Telekom, Vodafone oder von Telefónica. Kunden der zwei anderen Netze gucken jeweils in die Röhre.

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"Ungeeignete Strategien, falsche Prioritäten"

Die Netzbetreiber sind verpflichtet, 98 Prozent der deutschen Haushalte mit 4G zu versorgen. Dieses Mindestlevel erfüllen sie inzwischen. Auf die Fläche beziehen sich die Ausbauverpflichtungen hingegen nicht – so gesehen sind die nun publizierten Daten kein Beleg für Versäumnisse beim Mobilfunkausbau. Sie sind dennoch bemerkenswert, weil viele Menschen im Internetzeitalter längst nicht mehr nur in besiedelten Gebieten Handyempfang haben wollen. Auch für Landwirte auf dem Acker, Waldarbeiter oder Wanderer wird der Datenfluss immer wichtiger.

Die Telekommunikationsbranche verweist auf hohe Kosten, die beim Ausbau auf dem Land anfallen. Die Netzbetreiber kooperieren inzwischen miteinander, um sich gegenseitig auf die Funkmasten zu lassen. Hinzu kommt eine neue staatliche "Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft", die mit Fördergeld Funkstandorte dort ermöglichen will, wo sich ein wirtschaftlicher Betrieb nicht lohnt. Die jetzt veröffentlichten Zahlen verdeutlichen, dass der Bedarf tatsächlich groß ist.

Im vergangenen Herbst hatte die Netzagentur erstmals Flächenangaben zur Handyversorgung gemacht. Die Herbst-Zahlen sind mit den jetzigen Zahlen aber nicht vergleichbar, weil die Messungen inzwischen strenger sind als früher. Auf der Webseite www.breitband-monitor.de kann man überprüfen, wo genau welcher Handyempfang möglich ist.

Etwas überraschend liegen die Bundesländer, die relativ schlecht versorgt sind, alle im Süden der Republik: Auf 15,5 Prozent der Fläche Bayerns ist maximal ein Handynetz zu empfangen, auch in Baden-Württemberg (15,1 Prozent) und Rheinland-Pfalz (15,9 Prozent) stehen die Chancen auf dem Land eher schlecht. Auch in Hessen (14,4 Prozent) gibt es Nachholbedarf. Ostdeutschland schneidet in der Statistik weniger schlecht ab: In Mecklenburg-Vorpommern liegt der Wert zum Beispiel bei 8 Prozent, in Sachsen-Anhalt bei 9,4 Prozent und in Sachsen bei 8,8. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen liegt der Anteil der Fläche, wo höchstens ein Handynetz zu empfangen ist, bei 6,7 Prozent.

Anke Domscheit-Berg, Die Linke
Anke Domscheit-Berg, netzpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag
© Anke Domscheit-Berg (https://mdb.anke.domscheit-berg.de)

Die netzpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Anke Domscheit-Berg, betonte die Wichtigkeit von schnellem Internet auf dem Land: Teilhabe setze in einer digitalen Gesellschaft auch den Zugang zum datenfähigen Mobilfunk voraus. Die Gebiete mit schlechter Abdeckung seien Beleg dafür, dass Deutschland beim Ausbau der digitalen Infrastruktur "versagt". "Die Ursache sind nicht Berge, Komplexität oder zu hohe Ausbaukosten, sondern ungeeignete Strategien, falsche Prioritäten, eine Vernachlässigung der Gemeinwohlorientierung und des ländlichen Raums ganz allgemein."


  1. BNetzA-Bericht belegt schlechten Handyempfang auf dem Land
  2. Auch Versäumnisse entlang der Autobahnen und ICE-Strecken

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