Die Facetten der Superjobs

Mensch und Maschine im Tandem

20. Oktober 2022, 7:30 Uhr | Autor: Lax Gopisetty / Redaktion: Diana Künstler
Mensch und Maschine
© pitinan/123rf

Automatisierung verändert die Art und Weise, wie Menschen arbeiten und geschäftlich agieren. Dabei hat das menschliche Potenzial mit der technologischen Entwicklung Schritt gehalten. Es ist nun an der Zeit, Maschinen und Menschen neu aufeinander abzustimmen.

In dem Maße, wie die Automatisierung repetitive und logische Arbeiten übernimmt, sind Gesellschaft und Unternehmen bestrebt, das Potenzial aller Beteiligten zu maximieren. Mitarbeiter müssen in der Lage sein, neue und unterschiedliche Aufgaben zu übernehmen, um so produktiver in einer veränderten wirtschaftlichen Situation zu sein. Die Erwartungen des digitalen Zeitalters führen zu einer Neudefinition traditioneller Stellenbeschreibungen: Sie wandeln sich von fähigkeitsbasierten Stellen zu facettenreichen Angeboten, die Technologie nutzen und mit menschlichen Eigenschaften kombinieren. Das Ergebnis ist eine höhere Effizienz.

Die neue Rolle, die von Deloitte als Superjobs bezeichnet wird1, kombiniert die Arbeit und Verantwortlichkeiten mehrerer traditioneller Jobs. Es wird Technologie einsetzt, um den Umfang der ausgeführten Arbeit zu erweitern. Damit lässt sich in einer komplexeren Reihe von Bereichen, technische und menschliche Fähigkeiten einbeziehen. Bei Superjobs geht es jedoch nicht nur darum, Automatisierung einzusetzen, um menschliche Fähigkeiten zu unterstützen und zu verbessern. Ein verantwortungsvoller und zielgerichteter Umgang mit den sich ständig weiterentwickelnden Fähigkeiten der Maschinen steht ebenfalls im Fokus. Von Unternehmen wird erwartet, dass sie ihre Belegschaft für künftige Arbeitsplätze ausbilden. Dies lässt sich beispielsweise über passende Talentmodelle erreichen. Auch Erwartungen und Governance müssen gesteuert und Vergütungsstrukturen überarbeitet werden. Einige Organisationen arbeiten mit Hochschulen und der Regierung zusammen, um Einfluss auf Reformen des Bildungssektors zu nehmen und sicherzustellen, dass die Hochschulausbildung auf die Erwartungen der Industrie abgestimmt ist.

Die verschiedene Dimensionen von Superjobs

Synergie von Kompetenz und Verantwortung
Ein Beispiel wäre der Vergleich eines handwerklichen Berufs wie den eines Schreiners oder eines Landwirts, der Dinge für den Konsum herstellt. Damit solche Produktionsprozesse in großem Maßstab auf Industrie-Niveau produziert werden können, müssen Firmen die Fähigkeiten von der Verantwortung für die Herstellung von Qualitätsprodukten abkoppeln. Dieses Phänomen wird in einem wissensbasierten Sektor wie der Software-Branche noch erheblich verstärkt. Der Entwickler übernimmt dann beim Software-„Produkt“ nur die Verantwortung für die Entwicklung des Codes, nicht aber für dessen Nutzbarkeit. Diese Aufgabe übernimmt einer Reihe von Experten wie Software-Architekten, Designer, Tester, Projektmanager und anderen.

Der Begriff Superjobs bezieht sich also auf die Kombination von Fähigkeiten und Verantwortung, wobei Technologien wie Künstliche Intelligen (KI), Robotik und weitere dazu beitragen, ein funktionierendes Produkt zu liefern.

Die Kombination menschlicher Stärken und maschineller Fähigkeiten
Wie bereits erwähnt, geht es bei Superjobs nicht nur um die Automatisierung bestehender Arbeitsplätze, um produktiver zu sein: Es geht vielmer darum, Arbeitsplätze neu zu gestalten. Die Mitarbeiter müssen ihre menschlichen Stärken mit maschinellen Fähigkeiten kombinieren und im Tandem arbeiten. Nur so lassen sich Ergebnisse erzielen, die zu einer höheren Produktivität und besserem Kundenservice führen.

Die Arbeit neu zu gestalten bedeutet, die Arbeit so zu strukturieren, dass die Technologie den Mitarbeitern zugute kommt, die in unkonventionellen Umgebungen und mit einzigartigen menschlichen Eigenschaften wie Kreativität, Neugier, Selbstverbesserung und Empathie arbeiten.

Die Beziehung zwischen Maschinen und Menschen regeln
Auch wenn die technologiegestützte Automatisierung Mitarbeiter unterstützt: Es sind weiterhin Menschen, die das Geschäft vorantreiben. Das bedeutet, dass Mensch und Maschine zusammenarbeiten müssen, denn nur so treiben sie die Wertschöpfung voran und sind in der Lage, das Geschäftsergebnis zu verbessern.

Roboter und Automatisierung sind nicht sehr gut darin, Menschen nachzuahmen: Kreativität, Intelligenz und anspruchsvolle Problemlösungen fallen nach wie vor in den Zuständigkeitsbereich von Menschen. Künstliche Intelligenz kann Mitarbeiter bei sich wiederholenden, programmierbaren Aufgaben übertreffen oder schneller und effektiver arbeiten. Smarte Unternehmen wissen jedoch, dass ein Personalabbau, bei dem menschliche Arbeitskräfte durch automatisierte Technologie ersetzt werden, nicht zu langfristigem Erfolg führt. Stattdessen geht es darum, Maschinen richtig zu nutzen, damit Menschen kreativer, intelligenter und strategischer arbeiten.

Superjobs schaffen und erfüllen: die Herausforderungen

Kein Wunder also, dass Superjobs zwar erhebliche Vorteile bieten, aber auch Herausforderungen mit sich bringen. Es sind innovatives Denken, abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und eine gut durchdachte Strategie gefragt. Nur so lassen sich Menschen und Maschinen in einen integrierten Arbeitsablauf einbinden und Positionen schaffen, die für die Menschen sinnvoll sind.

Auch wenn einige Funktionen und Arbeitsplätze bereits in hochentwickelte, anspruchsvolle und gut bezahlte Jobs aufgeteilt werden, führt das Phänomen der Superjobs zu niedrigeren Löhnen und Qualifikationsanforderungen in allen Dienstleistungssektoren. Die Unternehmen müssen die Arbeit neu überdenken, um den Anforderungen aller Mitarbeiter in allen Jobtypen gerecht zu werden – sowohl bei den Service- und Gig-Angestellten als auch bei denjenigen mit Superjobs. Nur so können sie alle möglichen sozialen Auswirkungen berücksichtigen.

Die Herausforderung hinsichtlich Superjobs ist komplexer als die reine Automatisierung. Es geht auch darum, Mitarbeitern neue berufliche Aufgaben zu bieten und sie weiterzuentwickeln. Denn Unternehmen haben die soziale Pflicht, ihre Arbeitnehmer gerecht zu behandeln und sie für die Arbeitsplätze der Zukunft auszubilden. Sie müssen den Einzelnen für Aufgaben einsetzen, bei denen sich seine Fähigkeiten am besten einsetzen lassen. Die Herausforderung besteht darin, die Arbeit neu zu erfinden und gleichzeitig sicherzustellen, dass alle Arbeitnehmer einbezogen werden.

Lax Gopisetty von Infosys
Lax Gopisetty, Vice President, Global Practice Head for Microsoft Business Applications & Digital Workplace Services, Infosys
© Infosys

Schätzungen zufolge werden Menschen und Maschinen bis zum Jahr 2025 fast gleich viel Zeit mit Aufgaben am Arbeitsplatz in den so genannten „Superjobs“ verbringen, die menschliche und maschinelle Fähigkeiten verknüpfen. Die größte Herausforderung für Unternehmen: diese Neuerfindung so zu realisieren, dass sie ihnen, ihren Mitarbeitern sowie der Wirtschaft und der Gesellschaft insgesamt gleichermaßen zugute kommt.

1 https://www2.deloitte.com/us/en/insights/focus/human-capital-trends/2019/impact-of-ai-turning-jobs-into-superjobs.html


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