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Abgeschossen

Abgeschossen. Evolutionsforscher haben festgestellt, dass unser Planet im Jahre 2020 von zwei Spezies dominiert wird: Termiten und Rechtsanwälten. In beiden Fällen jedenfalls ist bei Befall die Hälfte des Hauses weg.

Autor: Redaktion connect-professional • 1.2.2006 • ca. 1:20 Min

Abgeschossen

Noch schlimmer als vorhergesagt: Die besorgniserregende Entwicklung ist bereits voll im Gange und rafft sorglose Menschen dahin ? zuallererst Journalisten und Marketingfachleute.

Mit Worten vor dieser Gefahr zu warnen, ist bereits leichtsinnig und ruft besagte Juristen der FIFA auf den Plan. Das ist jene Organisation, die alle vier Jahre ein Sportereignis austrägt, das globale Beachtung hervorruft. Doch primär um Fußball geht es der FIFA schon lange nicht mehr, im Mittelpunkt steht vielmehr die Rechteverwertung an besagtem Ereignis. Daher gibt es eine »Task Force« veritabler Rechtsgelehrter, die Markenrechtsverletzungen im Sinne der FIFA aufspürt und hart bestraft. Schon die konkrete Benennung dessen, was sich im Juni vier Wochen lang in Deutschlands Fußballstadien abspielen wird, ist gefährlich ? wenn nicht entsprechende Lizenzvereinbarungen bestehen. Nichtsahnende Journalisten vom Fachmagazin »Kicker«, welche die geschützten Worte unverfrorenerweise ohne Absprache mit dem Weltfußballverband verwendet haben, wurden schon in den Sitz der obersten Fußballrechtehüter nach Genf verschleppt. In einer Zelle ? den Kopf durch eines der beiden Löcher einer Torwand steckend ? wurden sie die ganze Nacht von FIFA-Chef Josef Blatter beschossen. Verletzt wurde dabei glücklicherweise niemand.

So glimpflich werden die Marketingexperten vom Media Markt nicht davonkommen. Mit ihrem Werbeslogan »Wir holen den Titel« haben die Angestellten der Metro-Tochter Assoziationen geweckt, die die FIFA mit mindestens 50 Millionen Euro entlohnt sehen will. Ein Batzen Geld, den Metro-Chef Hans-Joachim Körber verständlicherweise fürs Trittbrettfahren seiner Tochtergesellschaft nicht ohne Not ausgeben möchte. Die Task-Force hat sich überraschenderweise erweichen lassen und einen Kompromiss vorgelegt: Iran wird kurzerhand ausgeschlossen, für 200 Millionen Euro darf die Betriebsmannschaft von Media Markt die Mullahs in Gruppe D ersetzen. Und weil Media Markt ja bekanntlich den Titel holen will, werden die Spiele mit dem allseits beliebten Kickfinger ausgetragen ? vor einem begeisterten Milliardenpublikum, versteht sich. Berichten wird darüber allerdings niemand mehr: Viel zu gefährlich, so die einhellige Meinung der schreibenden Zunft.