Alldata verhandelt mit Investoren. Das Management der Alldata Systems äußerte sich erstmals öffentlich zum bevorstehenden Verkauf der IT-Tochter der ARAG-Versicherung. Gegenüber CRN erläuterte die Geschäftsführung ihre Absichten: Gesucht wird ein strategischer Käufer, der Alldata komplett oder in Teilen übernimmt. Namen wurden nicht genannt. Bei Kunden aus dem Bankenumfeld wird T-Systems als »Weißer Ritter« gehandelt.
Was in den 80er und 90er Jahren noch als strategischer Vorteil galt, erweist sich heute bei vielen Großkonzernen zunehmend als Ballast, der unnötig Kapital bindet: die konzerneigenen IT-Töchter. So hatte in der Vergangenheit Thyssen-Krupp seinen IT-Dienstleister Triaton an HP verkauft, Karstadt-Quelle-Tochter Itellium ging an Atos Origin, bei RAG Informatik erhielt Siemens Business Services den Zuschlag. Diesem Beispiel folgt auch der Versicherungskonzern ARAG. Das traditionsreiche Düsseldorfer Familienunternehmen (Jahresumsatz 1,4 Milliarden Euro, 4.100 Mitarbeiter), fest im Griff des Mehrheitsaktionärs Paul-Otto Faßbender, verkauft seine IT-Tochter Alldata Systems GmbH: ein IT-Dienstleister und Hersteller von Software für Banken und Versicherungen, der 2003 mit rund 500 Mitarbeitern über 70 Millionen Euro Umsatz erzielte. Nach einer Umstrukturierung im vergangenen Jahr beschäftigt das Unternehmen derzeit 270 Mitarbeiter. Dabei wurde die Mannschaft, die interne IT-Services für den Mutterkonzern erbringt, in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert. Zum Verkauf steht also das Geschäft mit externen Kunden, das zuletzt einen Anteil am Gesamtumsatz von rund 50 Prozent ausmachte.
Die Kernkompetenzen zu stärken ist ein Grund für die Muttergesellschaft ARAG, Alldata zu verkaufen. Der andere resultiert daraus, dass die Umsätze vieler IT-Töchter mit externen Kunden rückläufig waren. Auch Alldata konnte sich diesem Trend nicht entziehen. Mit seinen vielen nicht der IT zuzurechnenden Dienstleistungsunternehmen rutschte der ARAG-Konzern in 2003 in die roten Zahlen: Von 16,4 Millionen Euro Gewinn vor Steuern auf minus 0,6 Millionen Euro in dieser Sparte.
Man spreche derzeit mit vielen Interessenten über alle denkbaren Optionen. Entschieden ist aber noch nichts, sagte der vorsitzende Geschäftsführer von Alldata Osman Orhon gegenüber CRN: »Wir führen konkrete Gespräche, befinden uns aber noch in der Due Diligence-Phase.« Bis Jahresmitte will der Chef den Verkauf des IT-Dienstleisters unter Dach und Fach bringen und den neuen Käufer präsentieren. Namen könne man zum gegenwärtigen Zeitpunkt daher nicht nennen. Geschäftsführerkollege Ralph Zettler stellte aber klar, dass ein reiner Finanzinvestor nicht in Frage kommt: »Wir suchen einen strategischen Partner, der willens und fähig ist, das Geschäft im Sinne unserer Kunden fortzuführen.«
Mit Blick auf die Liste der Referenzkunden und das Portfolio von Alldata ist es durchaus vorstellbar, dass Orhon und Zettler mit mehreren Käufern den Abschluss suchen könnten. Denn die aus den verschiedenen Gesellschaften der ARAG 2001 hervorgegangene Alldata Systems GmbH besteht aus vier Bereichen: Lösungen für Versicherungen, Banken, Personalwirtschaft (Business Process Outsourcing) sowie Druck- und Versandbereich. Jede Sparte könnte auch einzeln veräußert werden, was jedoch eher unwahrscheinlich ist.
Denn als Spezialist eigenentwickelter Software sowohl für Banken als auch für Versicherungen kann Alldata mit einem breiteren Angebot als andere IT-Häuser punkten. Zumal diese Bereiche auch strategisch bei Finanzdienstleistern mehr und mehr zusammenwachsen. Mit der Software »MBS« bietet der IT-Dienstleister eine Core-Banking-Lösung, die bei namhaften Banken wie Sal. Oppenheim und Trinkaus & Burkhardt oder M.M. Warburg im Einsatz ist. Lediglich eine Software für den Wertpapierhandel fehlt.
Dieser Umstand könnte Alldata für T-Systems interessant machen. Denn die Telekom-Tochter besitzt über ein Joint Venture mit Trinkaus & Burkhardt die Transaktionsplattform GEOS (Global Entity Online System) für Wertpapiertransaktionen. Die Core-Banking-Applikationen von Alldata würden so das Portfolio des Joint Venture ideal ergänzen, zumal entsprechende Schnittstellen vorhanden sind. »Wir haben gewisse Präferenzen und sehen T-Systems als Weißen Ritter«, so Günter Fügen, IT-Direktor der Alldata-Kunden National Bank, zur Frage nach seinem Wunschkandidaten.
An solchen Spekulationen will man sich in Düsseldorf nicht beteiligen. Wenn überhaupt schon ein Käufer ins Auge gefasst wurde, so einer, der im Sinne der Kunden handelt. »Der das meiste Geld auf den Tisch legt, ist sicher nicht automatisch erste Wahl«, beruhigt Orhon, der den Verkaufsprozess so offen als möglich kommuniziert. Was auch nötig ist, denn Mitbewerber sollen versucht haben, Mitarbeiter von Alldata abzuwerben. Das Management konnte die Verunsicherung bei der Belegschaft und den Kunden offensichtlich ausräumen: »Wir haben die Mannschaft komplett gehalten«, so Orhon.
Alldata ist ein weiteres Beispiel dafür, dass viele Konzerne derzeit ihre IT-Töchter herausputzen und sie zum Verkauf stellen. Wer gute Produkte und nennenswerte Umsätze mit externen Kunden vorweisen kann, steht auf der Einkaufsliste ganz vorn bei den großen Playern.
Der Zeitpunkt, IT-Töchter jetzt abzustoßen, ist günstig, denn Kunden investieren wieder deutlich mehr in IT, die Umsätze der IT-Häuser steigen wieder. Davon profitieren in erster Linie IT-Dienstleister, denn Kunden gehen mehr und mehr dazu über, IT-Aufgaben auszulagern.
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