Verteiltes Client-Management – Einer der wichtigsten Aspekte von serverbasierten Infrastrukturen ist die zentrale Administration und Wartung sämtlicher Clients innerhalb eines Netzwerks.
Bei der Auswahl des passenden Managementtools sind bestimmte Kriterien zu berücksichtigen.Hierzu zählen Faktoren wie die Größe des Netzwerks, die Netzwerktopologie und die Verfügbarkeit der Managementsoftware. Das Managementtool muss sich flexibel der Zahl der geplanten Anwender anpassen. Hierbei stehen unter anderem die möglichen parallelen Anmeldeprozesse im Vordergrund.Falls das Tool nicht mit der Zahl der Anwender skaliert und die notwendige Zahl an simultanen Sessions nicht unterstützt,kommt es zu Wartezeiten beim Login, was gerade bei zeitkritischen Anwendungen zu Problemen führen kann.Zudem muss die Anwendung in der Lage sein, mehrere tausend Geräte zentral verwalten zu können.
Serverbasierte Infrastrukturen sind oft nicht auf ein abgeschlossenes lokales Netzwerk begrenzt, sondern umfassen auch WAN-Rechner, die per ISDN- oder DSL-Verbindungen auf den zentralen Terminalserver zugreifen. Gerade diese WAN-Clients lassen sich nicht mit jedem Tool verwalten.Hierbei ist auch die Bandbreite von entscheidender Bedeutung: So muss beispielsweise je nach Flashgröße der Thin-Clients die Managementsoftware auch größere Datenpakte möglichst schnell an die Rechner übertragen. Dies betrifft vor allem Firmware- oder Betriebssystem-Updates, die bis zu 512 MByte groß sein können. Hierbei ist es auch von Vorteil, wenn das Managementtool einzelne Teile des Betriebssystems wie Treiber separat aktualisieren kann.
Verfügbarkeit der Managementanwendung
Clients in serverbasierten Umgebungen müssen auch beim Ausfall der Managementsoftware auf den Terminalserver und auf die Anwendungsprogramme zugreifen können. Damit muss gewährleistet sein, dass der Client auch ohne Managementtool booten kann. Hierfür ist ein lokal im Flash-Speicher installiertes Betriebssystem unerlässlich. Nur dann steht der Client jederzeit zur Verfügung. Es ist daher notwendig, dass die Einstellungen des Clients, die standardmäßig das Managementtool bereitstellt, lokal auf dem Rechner gespeichert werden und somit der Client im Bedarfsfall auch ohne Managementlösung zur Verfügung steht.
Managementprogramme in serverbasierten Umgebungen erledigen drei Aufgaben:Roll-out, Installation und Betrieb des Netzwerks. Im ersten Schritt bindet die Managementsoftware sämtliche Clients in das Netzwerk ein. Hierfür existieren verschiedene Ansätze: Entweder durchsucht der Managementserver das gesamte Netzwerk anhand von IP-Adressen nach bekannten Geräten oder der Managementserver wird den Clients mittels DHCP oder DNS bekannt gemacht. Die so identifizierten Clients trägt das Managementtool in eine Datenbank ein. Es kann anschließend die Rechner zentral verwalten.
Sobald die Managementsoftware sämtliche Clients gefunden und in die Datenbank eingetragen hat, werden die Geräte mit Hilfe zweier Verfahren konfiguriert und eingerichtet: Beim sogenannten Cloning konfiguriert der IT-Admin zunächst einen Referenz-Client. Dabei legt er auf dem Managementserver ein Masterimage an. Anschließend überträgt die Managementsoftware dieses Image sukzessive auf sämtliche im Netzwerk verfügbaren Clients, die identisch konfiguriert sind. Dieses Verfahren lässt sich hauptsächlich innerhalb homogener Umgebungen anwenden.
Bei der GUI-basierten Installation legt der ITAdministrator auf dem Managementserver verschiedene Templates für einzelne Clients oder ganze Rechnergruppen an und verteilt diese per Mausklick auf die jeweiligen Rechner oder Rechner-Cluster. Zwar ist dieses Verfahren ein wenig aufwändiger als das Cloning, dafür aber flexibler und es eignet sich auch für heterogene Umgebungen.
Nach erfolgreicher Installation und Konfiguration bieten Managementtools eine vollständige Kontrolle über die Netzwerk-Clients. Einige Managementprogramme verfügen zum Beispiel über verschiedene Supportlevel, die je nach festgelegten Rechten unterschiedliche Funktionen unterstützen. So lassen sich entweder nur mögliche Fehlerquellen orten oder auch Fehler auf den Clients beheben. Hierfür loggt sich der IT-Administrator vom Server aus auf dem Client ein und kann virtuell sämtliche Funktionen des Rechners überprüfen und so Fehler beseitigen.
Außerdem können viele Tools für serverbasierte Umgebungen vorhandene Clients nachträglich konfigurieren. Das betrifft auch die Einstellungen für RDP- und ICA-Verbindungen sowie für Terminalemulationen. Aber auch einzelne Ports für externe Peripheriegeräte lassen sich nachträglich anpassen und einstellen.
Vorzüge des zentralen Clientmanagements
Gerade im Vergleich zur so genannten Turnschuhverwaltung großer PC-Netzwerke weist das Server-basierte Clientmanagement erhebliche Vorteile auf: Bei einem Update von installierten Treibern oder Firmware müssen nicht ganze Heerscharen von Administratoren jeden einzelnen Rechner anpassen. Dies geschieht zentral vom Managementserver aus, der per Netzwerkverbindung die Software auf die betroffenen Clients überträgt.
Beim Ausfall eines Thin-Clients ist dieser mit wenigen Handgriffen und geringem Zeitaufwand ersetzt, da die Installation und Konfiguration des neuen Geräts vom Server aus geschieht. Selbst innerhalb großer Netzwerkinstallationen lassen sich mit dem richtigen Managementtool sämtliche Clients inventarisieren. So behält der Administrator stets den Überblick über vorhandene Geräte, die sich zudem per Mausklick aktualisieren sowie einund ausschalten lassen.
Hauptmerkmale von Managementtools
Anhand einzelner Kriterien lassen sich am Markt befindliche Managementtools sehr genau klassifizieren. Diese Leistungsmerkmale bestimmen unter anderem den Komfort, mit dem sich die jeweilige Managementsoftware bedienen lässt. Derzeit teilen sich die verfügbaren Managementtools in drei Lager: Java-,Webbrowser- und Windows-basiert. Java-basierte Tools arbeiten plattformunabhängig, bergen aber das Problem inkompatibler Java-Versionen in sich. Zudem sind Java-Programme stark von der Leistungsfähigkeit des Servers abhängig, auf dem sie ausgeführt werden.
Webbasierte Managementanwendungen sind universell nutzbar, da sich die Clients mittels Internet- Browser von jedem Rechner aus remote warten lassen. Dabei sollte man möglichst keine proprietären Browser einsetzen. Zudem ist der Bedienkomfort von Webbasierten Managementtools recht eingeschränkt, da sich beispielsweise Einstellungen nicht per Drag & Drop verändern lassen.
Native Windows-Anwendungen kommen recht häufig vor und bieten hohen Bedienkomfort, leistungsfähige Merkmale und lassen sich nahezu auf jedem Windows-kompatiblen Server installieren und ausführen. In diesem Fall sollte die Managementsoftware auf einem Terminalserver laufen.
Gerade die Integration serverbasierter Konzepte in bestehende Infrastrukturen erfordert offene Standards, mit deren Hilfe die serverbasierte Managementanwendung problemlos in das bereits existierende Managementprogramm für PCs eingebunden werden kann. Dieses Prinzip des Open-Management unterstützen nicht alle Anbieter von serverbasierten Lösungen. In diesem Fall lassen sich Managementtools für PCs wie die Altiris-Management-Suite und serverbasierte Managementsoftware nicht gemeinsam nutzen.
Linux- und Windows-CE-Clients sind anders zu warten als XPe-Clients, da bei XPe-Geräten beispielsweise die Domain-Integration und das Softwaremanagement auf den Clients erfolgen muss. Dies sollte datenbankorientiert geschehen, so dass sich sämtliche Geräte in einer Datenbank eintragen und damit unabhängig vom Managementtool verwalten lassen. Somit können beispielsweise andere Anwendungen auf die Client- Daten zugreifen. Außerdem sollte die Managementsoftware möglichst alle Betriebssystemarten des jeweiligen Herstellers unterstützen, was vor allem kleinere Anbieter von serverbasierten Lösungen nicht leisten. Darüber hinaus sollte das Managementtool für alle unterstützten Betriebssysteme möglichst den selben Funktionsumfang bieten, so dass sich die einzelnen Plattformen ähnlich einrichten und verwalten lassen.
Derzeit arbeiten alle verfügbaren Managementtools auf Geräteebene. Die Zukunft gehört allerdings der benutzerorientierten Konfiguration. Dabei lassen sich anhand eines lokalen Log-Ins und der dazu gehörigen Benutzerdaten eine Konfiguration auf den Thin-Client laden. Das ist vor allem für Anwender interessant, die an unterschiedlichen Rechnern arbeiten, wie dies oft in Krankenhäusern oder Materiallagern der Fall ist.
Die Wahl des richtigen Managementtools für serverbasierte Umgebungen ist von vielen Faktoren abhängig.Hierzu zählen vor allem die geplante Netzwerkgröße, die Topologie des Netzes, die installierten Betriebssysteme und bereits vorhandene Managementanwendungen.Natürlich spielen bei der Entscheidung auch Kriterien wie Handhabung und Bedienbarkeit der Managementsoftware eine wichtige Rolle.
Martin Niemer,
Produktmanger Software bei Neoware