So hatte die F.A.Z im Juni herausgefunden, dass auch der schwedische Bonnier Verlag mit seinen deutschen Ablegern Ullstein, Piper sowie Berlin und Carlsen, mit verlängerten Lieferfristen bei Amazon zu kämpfen hat. Auch hier wollen die Amerikaner Rabatte in dem von ihnen dominierten E-Book-Segment durchsetzen, wie das Unternehmen freimütig gegenüber Ullstein-Verlegerin Siv Bublitz bekannte. Statt aktuell 30 Prozent Rabatt verlangt Amazon 40 bis 50 Prozent auf E-Books.
Doch nicht nur Verlage, auch die Gewerkschaft Verdi und die Amazon-Angestellten lernen die harten Bandagen der Amerikaner kennen. Seit langem schwelt der Lohnkampf für die Arbeiter in den Logistikzentren des Online-Händlers, bereits mehrmals rief Verdi zu Arbeitsniederlegungen auf, vor allem während Stoßzeiten wie an Weihnachten. Jetzt steht die Eröffnung von zwei neuen Logistikzentren in Polen und Tschechien bevor, die deutsche Kunden beliefern sollen. Allerdings erklärt Amazon auch, dass keines der bestehenden 25 Europa dafür geschlossen werden soll. Vielmehr nimmt Amazon möglichen weiteren Streiks den Wind aus den Segeln und beraubt die Arbeitnehmer sowie die Gewerkschaft um ein wichtiges Druckmittel im Tarifstreit. Schon im letzten Jahr hatte Amazon die Warenströme teilweise über das Ausland, beispielsweise über französische Lager umgeleitet. Bei Verdi gibt man sich zwar betont gelassen und verweist auf die Unvereinbarkeit von Lieferversprechen und Verlagerungsstrategie, wahrscheinlich aber wird man unter diesem neuen Winkelzug ächzen.
Betont ungehalten fiel dagegen die Reaktion deutscher Verlage aus. Die Verlage bezahlen die Transporte zu Amazons Logistikzentren selbst. Bei einem Lieferweg ins Ausland kämen auf sie erhebliche Mehrkosten zu. Sicher ist: der Widerstand gegen Amazon wächst in starken Märkten wie Deutschland und den USA – auch wegen dessen Eskalationsbereitschaft. Die Frage ist, ob Amazon bis zum bitteren Ende dabei bleibt – dann würden dessen Logistikzentren über kurz oder lang ganz aus Deutschland verschwinden.