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26. August 2004, 0:00 Uhr |

Angezeigt. Der nordrhein-westfälische Landesinnenminister Fritz Behrens (SPD) ist mit sich und der Welt zufrieden: Das im März gestartete Angebot »Strafanzeige online« sei bisher rund 6.000-mal genutzt worden.

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Jede dritte Strafanzeige wäre ohne Hilfe des Internets nicht gestellt worden. Jetzt erwägen auch andere Bundesländer, ihren Bürgern diese Möglichkeit einzuräumen. Insgeheim ist geplant, das ganze Projekt auf der Webseite www.blockwart.de zusammenzuführen. Noch ist das Vorhaben aber hochgeheim, wie die Meldung »Sie haben nicht die erforderliche Berechtigung, um die Seite anzuzeigen« derzeit jedem unbefugten Nutzer kundtut.

Der Erfolg von SPD-Mann Behrens hat aber auch bei anderen Staats-Abteilungen Begehrlichkeiten geweckt. So will unter anderem das BKA im Herbst unter www.guantanamo-bay.de eine Website launchen, auf der Islamisten und Bartträger bequem über das Internet angezeigt werden können. Hierzu benötigt das Bundeskriminalamt unter der Rubrik »Observierungsvorschlag« nur Namen und Wohnort des potenziellen Wolkenkratzersprengers. Um die Homepage etwas aufzulockern, gibt es ein lustiges Spiel, in dem Terrorverdächtige aufs Korn genommen werden. Insidern zufolge stecken Angestellte der Moorhuhn-Erfinder Phenomedia dahinter: Teilnehmer müssen die Inhaftierten in unterschiedlichen Leveln mit allen nur erdenklichen Gemeinheiten piesacken. Den fleißigsten Mitspielern winkt als Anreiz dann jedes halbe Jahr eine Greencard zur Visum-freien Einreise in die USA.

Pfiffig auch die von der Polizei Obersachsen bereits in einem Testbetrieb geprüfte Möglichkeit, Verkehrsrowdys mittels Fotohandy zur Strecke zu bringen. Der von den Mobilfunkbetreibern gesponserte Testbetrieb dieses Dienstes könnte zur echten Killerapplikation für den sich träge entwickelnden MMS-Markt werden: Wer wird schon zögern, wenn er auf der Autobahn den wüsten Drängler hinter sich oder den notorischen Linksfahrer vor sich mit einem flotten Bild an die 0900-110 hinter Gitter bringen kann? Oder zumindest einige Zeit lang hinter S-Bahn-Scheiben und Mehdorn-Gardinen im ICE?

Besonderen Anklang fand die Idee des nordrhein-westfälischen Landesinnenministers Fritz Behrens jedoch bei den Kollegen in den neuen Bundesländern ? sowohl SPD- als auch CDU-geführt. »Stasi II statt Hartz IV« soll dort endlich wieder Vollbeschäftigung schaffen.


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