Antivirenschutz auch für Mac-User wichtig: Schwierige Argumentation

9. September 2004, 0:00 Uhr |

Antivirenschutz auch für Mac-User wichtig: Schwierige Argumentation. Sicherheitsangriffe auf Macintosh-Rechner sind verglichen mit Angriffen auf Windows-PCs relativ selten. Trotzdem lohnt es sich für Reseller, das Thema nicht völlig außer Acht zu lassen.

Antivirenschutz auch für Mac-User wichtig: Schwierige Argumentation

Autorin: Annette Stadler
Die meisten Hacker-Attacken zielen darauf ab, Sicherheitslücken im Microsoft-Umfeld auszunutzen. »Im Mac-Umfeld ist dagegen die Anzahl der programmierten Viren deutlich geringer. Bislang sind auch keine gefährlichen Mac-Viren aufgetreten, die dem System ernsthaften Schaden zufügen«, berichtet Holger Niederländer, Produktmarketing Manager bei Apple. Der Hauptgrund für die Zurückhaltung der Hacker ist in der geringen Verbreitung der Mac-Rechner zu suchen. Verglichen mit rund 90 Prozent Marktanteil von Microsoft Windows, bewegt sich die Zahl der Mac-User im einstelligen Prozentbereich. Ein Virenprogrammierer, der Microsoft-Systeme ins Visier nimmt, erregt im Erfolgsfall erheblich höheres Aufsehen als ein Angreifer von Mac-Usern. Neben der niedrigeren Attraktivität sind Mac-Betriebssysteme laut Niederländer traditionell sicherer: »Das Unix-basierte System hält alle Zugänge nach außen grundsätzlich verschlossen. Software und Hardware sind ebenso strikt voneinander getrennt wie einzelne Programme. Daher ist es nicht möglich, dass ein Programm bestimmte Hardware oder Software-Teile steuern oder manipulieren kann.«

Auch Microsoft arbeitet daran, sein Betriebssystem in dieser Hinsicht zu verbessern. Bereits mit dem Service Pack 2 für Windows XP können Anwender viele Sicherheitslücken stopfen. Trotzdem wird es technisch weiterhin möglich sein, Viren zu programmieren. Gernot Hacker, Director of Technology beim Antiviren-Hersteller Sophos, widerspricht Niederländer und schätzt die Gefahr im Macintosh-Bereich theoretisch ebenso hoch ein wie bei anderen Betriebssystemen. So wurde im Mai eine Sicherheitslücke in Apples Web-Browser unter Mac OS X publik. Über den Help Viewer war es möglich, schadhafte Programme im System zu verankern. Nach der Veröffentlichung der Sicherheitslücke bot Apple ein Sicherheitsupdate an, um den Fehler zu beseitigen.

In der Praxis sind die Schadensfälle bei Anwendern im Vergleich zu Microsoft Windows jedoch verschwindend gering. Dass es sich um andere Dimensionen handelt, verdeutlicht Hacker mit folgenden Zahlen: »In den vergangenen dreieinhalb Jahren erhielten wir lediglich sieben Virenreports aus dem Mac-Umfeld. Demgegenüber stehen 853 Schadensmeldungen, die alleine im August von Firmenkunden bei uns eintrafen.« Jedoch geben die Werte aus der Vergangenheit keine Garantie für die Zukunft. Wohl aus diesem Grund macht auch Apple selbst nicht viel Werbung mit höherer Sicherheit: Schließlich will der Hersteller keine schlafenden Hunde wecken.

Je populärer ein Betriebssystem ? sei es Linux oder Macintosh ?, desto interessanter erscheint es auch für Virenprogrammierer: In den ersten drei Quartalen 2004 konnte Apple durchschnittlich zehn Prozent höhere Verkaufszahlen ausweisen als im Vorjahr. Zum einen liegt das daran, dass sicherheitskritische Anwender wie die US-Regierung auf die selten attackierten Rechner setzen. »Apple unterstützt diese Entwicklung, indem das Unternehmen Features entwickelt wie das Löschen von Dateien ohne ein Wiederherstellen zu ermöglichen«, weiß Anton Thoma, Geschäftsführer vom Spezialdistributor und Apple-Trainingsanbieter Brainworks. Zum anderen locken die erfolgreichen Designprodukte iBook, iMac und iPod Kunden in die Apple-Rechner-Welt, die nach ästhetischen Gesichtspunkten kaufen. Hinzu kommt, dass das Mac OS 10-Betriebssystem bei Unix-Anwendern auf zunehmende Beliebtheit stößt.

Verwenden Mac-User Microsoft-Office-Produkte für das Mac-Betriebssystem, sind sie jedoch ebenso anfällig für Makroviren wie unter Windows. Diese funktionieren in der entsprechenden Anwendung wie Word oder Excel ohne vom zugrunde liegenden Betriebssystem abhängig zu sein. Makroviren verändern oder zerstören Daten in den Dateien, womit der Schaden, den sie anrichten können, relativ gering ist. Bei unsauber programmierten Makroviren kann es aber auch zu weiteren Schäden kommen. Darüber hinaus kann der Befall nicht nur den eigenen Rechner, sondern bei der Weiterverbreitung auch andere treffen. Im privaten und vor allem im gewerblichen Umfeld gehört die Vermeidung der Virenverbreitung nicht nur zum guten Ton, sondern ist auch gesetzlich vorgeschrieben. In der Regel müssen Unternehmen im Schadensfall zwar nicht mit Strafen rechnen ? schließlich besteht die Schutzpflicht sowohl für den Absender als auch den Empfänger. Damit fällt es schwer, den Absender zu beschuldigen, er sei nicht richtig geschützt, wenn der Virus beim Empfänger selbst zu Problemen führt. Trotzdem entsteht ein Vertrauensverlust, der die Geschäftsbeziehungen beeinträchtigen kann.

»Gewerbliche Mac-Nutzer können nicht auf Virenschutz verzichten«, meint daher Thoma. Im privaten Bereich arbeiten viele Mac-User ohne Antivirensoftware. Damit befinden sie sich zwar nicht in akuter Gefahr, doch so Niederländer »bedeutet eine Antivirensoftware nicht zuletzt auch einen psychologischen Halt. Zudem stellen die entsprechenden Softwarepakete mit Preisen um 70 Euro keine große finanzielle Belastung dar.« Anwender, die für 99 Euro pro Jahr den Mac Internet-Dienst nutzen, erhalten unter anderem auch die Mac-Antivirenlösung »Virex« von McAfee. Sie zählt neben »Norton Antivirus für Macintosh« von Symantec zu den populärsten Lösungen. Bei Unternehmenslösungen ist Sophos Anti-Virus für Mac OS X ebenfalls verbreitet. Diese Software bietet mit einem Update Manager die Möglichkeit, die Software im Netzwerk zentral zu konfigurieren und zu verwalten. Seit kurzem verstärkt auch der in Frankreich gut eingeführte Anbieter Intego sein Engagement im deutschen Markt. Mit Endkundenpreisen ab 35 Euro bewegen sich die Intego-Produkte unter den Preisen der genannten Wettbewerber. Vertriebspartner sind hier zu Lande Macland, Trade-up und Gravis.

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Kompakt

Insgesamt bieten Mac-Antivirenlösungen Resellern gute Chancen. Das Betriebssystem weist steigende Verkaufszahlen auf, Antivirenlösungen sind noch nicht so weit verbreitet und es besteht eine Schutzpflicht, die auch gesetzlich vorgeschrieben ist. Die Herausforderung der Reseller besteht darin, Kunden von diesen Argumenten zu überzeugen, obwohl die potenzielle Bedrohung gegenwärtig sehr gering ist ? was aber keine Garantie für die Zukunft darstellt.


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