Apple setzt den Trend: Inspiration für künftige Mini-PCs. Im Bereich Design war Apple bisher häufig Vorreiter. Bereits vor rund vier Jahren sorgte der legendäre »Cube« für Aufsehen, da er die komplette Funktionalität eines Mac in einem handlichen Plexiglas-Würfel bot. Mittlerweile sind Mini-PCs keine Seltenheit mehr. Mit dem neuen »Mac mini« hat der Hersteller jedoch einen Rechner in einem neuen und noch kompakteren Formfaktor vorgelegt. Kaum größer als ein paar aufeinander gelegte CD-Hüllen, ist er zurzeit in punkto Abmessungen unschlagbar. Streben nun auch die Hersteller von Mini-PCs diese Miniaturisierung an?
»Ich denke, dass die PC-Industrie versucht, uns auch hier als Vorbild zu nehmen. Vermutlich wird es jedoch bei Versuchen bleiben«, lautet die selbstbewusste Einschätzung von Apple-Sprecher Georg Albrecht. Er erwartet allerdings, dass die PC-Hersteller zunächst einmal beobachten, ob der »Mac mini« sich erfolgreich am Markt positioniert und erst dann handeln.
Bislang setzen die Anbieter von Mini-PCs auch bei den sehr kompakten Rechnern vorwiegend auf Standardkomponenten, die wesentlich kompakteren Notebook-Parts kommen nur selten zum Einsatz. Aus gutem Grund, meint Bastian Fröhlig, Sprecher der Shuttle Computer Handels GmbH: »Eines der Erfolgsgeheimnisse unserer XPCs ist die Kompatibilität. Wir setzen auf Standard-PC-Komponenten, da deren Verfügbarkeit höher und der Preis geringer sind.« Es sei leicht, eigene Standards zu entwickeln oder auf Notebook-Komponenten zu setzen, um die Größe zu verringern. User verlangen nach Ansicht von Fröhlig aber heutzutage neueste Technologien und setzen auf hohe Leistung ? möglichst zum kleinen Preis. Dies böten Notebook-Komponenten nur eingeschränkt.
Für den Handel hat der Mini-PC basierend auf Standardkomponenten den Vorteil, dass er bei vergleichbarer Leistung zum klassischen Desktop-PC keinen höheren Preis rechtfertigen muss. Da bei Systemen aus Notebook-Komponenten auch keine bessere Marge zu erwarten ist, würde der Absatz zumindest aktuell alles in allem schwieriger. Hinzu kommt noch das Geschäft mit Nachrüstteilen. Aktuelle Barebones erlauben es dem Reseller, seinem Kunden quasi Produkte von der Stange, wie 3,5-Zoll-Festplatten, 5,25 Zoll optische Laufwerke und PCI/AGP-Karten anzubieten. Es müssen keine gesonderten Komponenten ins Sortiment aufgenommen werden, dem Kunden können Produkte aus der schon bestehenden, umfangreichen Palette offeriert werden. Das macht sich besonders im direkten Vergleich zum »Mac mini« bemerkbar. Dieser ist nur eingeschränkt aufrüstbar, einige Ausstattungsmöglichkeiten müssen sogar direkt beim Produktkauf ab Werk geordert werden. Weder der Händler, noch der Kunde selbst kann sie später problemlos nachrüsten, zumal sich das Gehäuse des »Mac mini« ähnlich schwer öffnen lässt wie das Gehäuse des Apple-Players »iPod«.
In Anbetracht der Packungsdichte aktueller Mini-PCs mit Standardkomponenten ist es offensichtlich, dass eine Verringerung des aktuellen Formfaktors nur mit dem Einsatz kompakterer Komponenten einhergehen kann. In diesem Segment können die Hersteller dieser Systeme bislang nur auf die Notebook-Komponenten zurückgreifen, damit der kleinere Formfaktor nicht auf Kosten der Funktionsvielfalt geht. Neben dem durchschnittlich höheren Preis der Notebook-Komponenten spielt auch die Zuverlässigkeit eine Rolle für die Entscheidung vieler Hersteller, auf Desktop-Hardware zu setzen. Angesichts der häufig filigraneren Mechanik der Notebook-Bauteile stellt sich die Frage, ob sie den langen Betriebszeiten im Desktop-Bereich überhaupt gerecht werden können. Dirk Neuneier, Marketing Manager MSI Technology GmbH, sieht hier keinerlei Probleme: »Die Zuverlässigkeit dieser Komponenten würde ich nicht in Frage stellen. Inzwischen sind die Qualitätsstandards sehr hoch und der Einsatz als Desktop-Ersatz ist problemlos möglich.« Dennoch plant das Unternehmen ebenfalls aktuell keine derartigen Modelle. »Bisher gehört die optionale Aufrüstbarkeit eines Mini-PCs zu den wichtigen Forderungen der Kunden. Somit ist der mögliche Einbau einer leistungsstarken Grafikkarte oder auch die Erweiterung mit einer TV-Tuner-Lösung, Teil des Anforderungsprofils einer Mehrzahl der Kunden. Einer weiteren Miniaturisierung fallen diese Optionen zwangsläufig zum Opfer«, ist Neuneier überzeugt.
Für den Kunden ist nicht unbedingt die besonders geringe Größe, sondern vor allem die Leistung ein wichtiges Kaufargument. »Das Mediacenter im Wohnzimmer ist eine Variante. Der Mini-PC ersetzt dabei unter anderem den DVD-Player oder auch den TV-Tuner«, so der MSI-Sprecher. Durch die Kundenwünsche ergibt sich sowohl für die Händler, als auch für die Systemintegratoren ein lukratives Zusatzgeschäft mit dem Verkauf der erforderlichen Komponenten. Wenn bereits getestete Konfigurationsvorschläge angeboten werden, die auf spezielle Einsatzbereiche wie Video, Musik oder Gaming abgestimmt sind, wird dem Endverbraucher zudem das Risiko nicht harmonierender Komponenten abgenommen. Wichtig für den Kunden und damit für den Reseller ist die Visibilität der Produkte: »Der Kunde muss das Produkt vor Ort sehen und anfassen können. Dann wird der Fachhändler auch Erfolge erzielen«, zeigt sich Fröhlig überzeugt.
Ungeachtet der Versicherungen einiger Hersteller wird es jedoch zumindest mittelfristig auch bei den Mini-PCs einen Trend zur weiteren Miniaturisierung geben. »Generell ist zu sagen, dass es wohl dem Trend der Zeit und der technischen Entwicklung entspricht, immer mehr Leistung in immer kleineren Gehäuse unterzubringen«, so die Einschätzung von Volker Kaps, Produktmanager PC-Systeme bei der Wortmann AG, die unter anderem die »Terra Filia MCWS 3000 Cube«-Serie anbietet.
Die GBT Technology Trading GmbH nutzt bereits heute Notebook-Komponenten. Und setzt bei sehr kleinen Barebones, wie etwa der »TA4«-Serie, auf Notebook-Festplatten und Notebook-Opticals. Bei allen anderen Teilen handelt es sich allerdings um Standard-PC-Komponenten.
In Zukunft wird der bereits jetzt starke Preisverfall bei den Notebook-Komponenten für einen steigenden Einsatz dieser Produkte auch bei Mini-PCs sorgen. Ungeachtet dessen ist zu erwarten, dass Mini-PCs weiterhin modular aufgebaut sein werden. Das bietet dem Fachhandel auch künftig die Chance, durch Nach- und Aufrüstung bereits bestehender Systeme ein Zusatzgeschäft zu tätigen.
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Apple Computer GmbH
www.apple.com/de
GBT Technology Trading GmbH
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MSI Technology GmbH
www.msi-computer.de
Shuttle Computer Handels GmbH www.shuttle.com
Wortmann AG
www.wortmann.de