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Tollhaus Siemens AG

Auf Erfolgskurs ohne Kapitän

Siemens kommt nicht aus den Turbulenzen: Der Konzern fährt zwar Rekordgewinne ein, doch innerhalb weniger Tage ist jetzt die Führungsspitze vollständig abhanden gekommen.

Autor:Redaktion connect-professional • 3.5.2007 • ca. 1:20 Min

Insgesamt stieg bei Siemens im zweiten Quartal der Umsatz um zehn Prozent auf 20,6 Milliarden Euro. Der Nettogewinn stieg um 36 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Der Auftragseingang legte um neun Prozent auf 23,5 Milliarden im Vergleich zum Vorjahresquartal zu. Selbst die Systemhaus-Sparte Siemens Business Service (SBS), die vor einem Jahr tiefrote Zahlen schrieb, befindet sich wieder in der Gewinnzone. Der aktuelle Bericht weist für SBS ein Ergebnis von 63 Millionen Euro aus. Im Vorjahr hatte SBS noch wegen hoher Kosten für die Restrukturierung einen Quartalsverlust von 199 Millionen Euro geschrieben. Der Umsatz sank um 13 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro, was maßgeblich auf den Verkauf der produktbasierten Geschäftseinheit PRS an Fujitsu Siemens Computers zurückzuführen ist. Auf vergleichbarer Basis konnte SBS aber ein Umsatzplus von 5 Prozent verbuchen.

Trotz der guten Zahlen verkündete die Führungsspitze ihren Abschied. Nachdem zuerst Siemens-Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer unter starkem Druck zurückgetreten war, teilte wenige Tage später auch Klaus Kleinfeld seinen Fortgang mit. Überraschend kommt der Sturz beider Top-Manager nicht: In der Amtszeit von Pierers verschwanden bei Siemens hohe Geldsummen in schwarzen Kassen – im Ausland sind diese Gelder als Schmiergeld eingesetzt worden. Darüber hinaus ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen möglicher Schmiergeldzahlungen an die Arbeitnehmervertretung AUB. Von Pierer stand deshalb seit Wochen unter Druck. Den Quasi-Rausschmiss von Kleinfeld begründete der neue Siemens- Aufsichtsratschef Gerhard Cromme damit, dass die US-Aufsichtsbehörden gegen eine Vertragsverlängerung des Chefs im Zuge der Schmiergeldaffäre »ernste Bedenken « geäußert hätten. Dem Siemens- Konzern hätte durch die Weiterbeschäftigung Kleinfelds ein Rechtsstreit mit amerikanischen Juristen ins Haus stehen können – und womöglich hohe Strafzahlungen.

Tatsächlich ging es gegen den Manager knallhart zur Sache: Der Aufsichtsrat hatte Kleinfelds Vertragsverlängerung unterlaufen, hinter seinem Rücken bereits einen Nachfolger gesucht. Bis zum Auslaufen seines Vertrages am 30. September kann Kleinfeld noch Konzernchef bleiben.

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