Wenn am Sonntag in den Messehallen in Leipzig die Stände abgebaut werden, dann ist nicht nur für dieses Jahr bei der Games Convention Kehraus angesagt.
Die weltgrößte Daddel-Messe zieht um – nach Köln. Nach 1989 findet wieder eine Massenflucht von Ost nach West statt. Nach der Love-Parade mit dem Exodus der Techno-Jünger von Berlin nach Nordrhein-Westfalen ziehen nun auch noch die Hersteller von allerlei Gaming-Soft- und Hardware an den Rhein. Der einst so stolze Messestandort Leipzig leidet. Vorbei die Zeiten, als Erich Honecker mit geschwellter Brust die Errungenschaften des Arbeiter- und Bauernstaats auf der Leipziger Messe der Welt präsentierte.
Heute ist das finale Endstadium des alten Honecker-Witzes erreicht: Erich kommt nach einem Staatsbesuch aus dem sozialistischen Bruderstaat Sowjetunion zurück in die DDR. Überall sind die Lampen an, aber die Straßen, die Städte und Dörfer sind menschenleer. Schließlich findet er am Palast der Republik einen angehefteten Zettel: »Der Letzte macht das Licht aus.«
Doch was macht Köln so attraktiv oder Leipzig so unattraktiv? Immerhin fanden letztes Jahr fast 200.000 Besucher den Weg in die Sachsen-Metropole. Warum finden die im Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) vereinten Hersteller von Baller-Software, von interaktiven Matten, Lenkrädern, oder von PCs, die aussehen wie die Sänger der finnischen Heavy- Metal-Truppe Lordi, die Stadt Köln um so viel geiler?
Es ist das Umfeld! Der von Natur aus mit Frohsinn ausgestattete Kölner ist eben ein Spieler. Er macht sich gerne auf der interaktiven Konsolenmatte im erweiterten Freundeskreis zum Affen, singt schräg zur Karaoke-Software, weil das kennt er schon vom Karneval und er findet sicher auch ein nettes Spielchen, bei dem er mal so richtig virtuelle Düsseldorfer auf der Kö niedermetzeln kann.
Und auch für das zahlungskräftige Klientel der gleichgeschlechtlichen Liebe wird es dann nächstes Jahr in Köln entsprechend überarbeitete Spieleangebote geben. Bei der Beta-Version von »Darkroom 2.0« blieb nämlich bisher der Bildschirm schwarz. Also am Rhein im nächsten Jahr wird es spannend – Kölner Vielerlei statt Leipziger Allerlei eben.