IT-Manager kehren Solarbranche den Rücken

Ausstieg aus dem Einstieg in die Solarindustrie

12. März 2013, 14:50 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Abwicklung einer Zukunftsbranche

Ex-LG-Manager Luc Graré hat den aus der IT-Branche etablierten Channelvertrieb bei REC gestärkt. (Foto: Fryba)
Ex-LG-Manager Luc Graré hat den aus der IT-Branche etablierten Channelvertrieb bei REC gestärkt. (Foto: Fryba)

Im vergangenen Jahr betrug der solarer Zubau in Deutschland wie im Vorjahr 7,6 Gigawatt, was der Leistung von fünf Atomkraftwerken entspricht. Doch der deutschen Solarindustrie geht trotz dieses beachtlichen Erfolgs die Luft aus. Die Konkurrenz aus China drückt auf die Preise, die drastischen Einschnitte bei der staatlichen Solarförderung, die sogar rückwirkend gekürzt werden soll, sorgen für Ratlosigkeit in der Branche und für Irritationen bei Investoren. In einem solchen Klima des rasanten Preisverfalls, Wettbewerbsdrucks und des politischen Zickzack-Kurses sind seriöse Planungen und der Aufbau funktionierender Handels- und Partnerstrukturen für ein stabiles, nachhaltiges Geschäft fast unmöglich.

Die IT-Distribution, die grundsätzlich lukrative Erweiterungen auch in neue Branchen nicht scheut, hat das volatile Geschäft und die politischen Unsicherheiten in der Solarbranche unterschätzt. Bis auf Ingram Micro. Gerhard Schulz, der die Unwägbarkeiten im Solarmarkt als Investor gut kennt, hatte vor diesen Risiken gewarnt und daher vorerst Abstand von einer Ausweitung bei Ingram Micro in Richtung »Energy Distribution« genommen.

Die Solarbranche ist derzeit noch immer mit Krisenbewältigung beschäftigt und kämpft ums Überleben. Selbst ein Unternehmen wie SMA, deutscher Weltmarktmarktführer bei Wechselrichtern, wackelt, obwohl der Hersteller aus Niestetal deutlich vor anderen Unternehmen einen starken Channel-Vertrieb etabliert hatte und sich somit lange erfolgreich gegen die Krise stemmen konnte.

Es ist typisch für eine »politische Branche« wie der Solarindustrie, dass sie sich mit marktwirtschaftlicher Orientierung noch immer schwer tut und in ihr Überleben von staatlichem Protektionismus abhängig macht. Die Anti-Dumping-Klage gegen die chinesische Konkurrenz, die die Bonner Solarword AG und andere westliche Solar-Konzerne bei der EU eingereicht haben, könnte bei Erfolg trotzdem zu spät kommen. Fast überall in der Branche wird weiter Personal abgebaut, eine notwenige Internationalisierung des Solargeschäfts ist kaum noch finanzierbar. Der Solargroßhandel sucht nach Auswegen und setzt stärker auf das Projektgeschäft mit Anlagenbau.

IT-Manager, die mit ihrer Vertriebserfahrung in die Photovoltaik-Industrie eingestiegen sind, wurden vom rasanten Wandel der Rahmenbedingungen überrascht. Wie übrigens manche Medienmacher auch, die einen Bedarf für Spezialpublikationen sahen und immer noch sehen. Die Insolvenz der marktführenden Zeitschrift »Photon« indes hat ihnen gezeigt, dass selbst Branchenriesen und feste Institutionen wie die »Photon« in der Solarwirtschaft weiter enorm unter Druck stehen.


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