Lokaler Booster fürs digitale Business

Regionale Anbieter im Glasfaser-Tarifcheck

21. August 2025, 10:30 Uhr | Autorin: Yvonne Göpfert / Redaktion: Diana Künstler
© ra2 studio – shutterstock.com

Rasantes Internet über Glasfaser gibt es längst nicht nur bei Vodafone, Telekom oder O2. Auch lokale Anbieter wie M-net oder NetCologne versorgen Firmen mit Highspeed im Up- und Download. Warum also nicht regional kaufen – ganz wie beim Gemüse?

Der Glasfaserausbau in Deutschland wird maßgeblich von regionalen Wettbewerbern, weniger von der Telekom vorangetrieben – vor allem in ländlichen Regionen. Dort haben kleine Anbieter, oftmals auch Kommunen und Gemeinden, über 70 Prozent der verfügbaren Glasfaseranschlüsse gebaut. Das belegen die aktuellen Zahlen aus dem Digitalministerium. Ohne die regionalen Anbieter würde der Ausbau deutlich langsamer voranschreiten. Als regionale Player haben wir definiert: Anbieter von Glasfaser, die ihr Netz selbst aufbauen und vermarkten, ohne beispielsweise auf das Netz der Telekom zurückzugreifen. Doch wer sind die Regio-Player im Markt?

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Tabelle: Glasfaser-Tarife 2025 (regional)


Wer sind die regionalen Anbieter?

Pyür ist vor allem in Berlin und Umgebung sowie Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen aktiv. M-net kümmert sich um den Süden: München, Augsburg, Erlangen und weitere Teile Bayerns hat der Lokalanbieter erschlossen. NetCologne wiederum versorgt den Großraum Köln/Bonn/Aachen mit den umliegenden Kreisen und Gemeinden mit Glasfaser. Diese regionalen Anbieter punkten mit persönlichem Kundenservice ohne Chatbot und oft auch vielen regionalen Shops mit persönlicher Beratung. Sie kennen die Region und die Bedürfnisse und bauen ihr Glasfasernetz selbst aus.

Auswahlkriterien

Doch trotz vieler Anbieter im Markt bekommt immer noch nicht jedes Unternehmen einen Glasfaseranschluss – nur weil es einen will. Der Ausbau schreitet nach wie vor schleppend voran. Immerhin hat die neue Bundesregierung den schnellen Netzausbau ganz oben auf die Agenda gesetzt. Mit der Einstufung des Glasfaser- und Mobilfunkausbaus als „überragendes öffentliches Interesse“ wird dieser künftig rechtlich gleichgestellt mit dem Ausbau von Stromnetzen und Erneuerbaren Energien. Das soll Genehmigungsverfahren beschleunigen und die Planungssicherheit erhöhen. Stand Mitte 2025 gibt es jedoch nach wie vor das Problem der Verfügbarkeit.

Verfügbarkeit
Wenn sich Ihr Unternehmen für einen neuen Datenvertrag interessiert, gilt es zunächst herauszufinden, ob Sie bereits zu den Glücklichen gehören, die in Ihrer Region schon mit Glasfaser versorgt sind. Wo die technische Infrastruktur für Glasfaserdienste bereits vorhanden ist, fallen keine Erschließungskosten an. In neu zu erschließenden gewerblichen Glasfaser-Ausbaugebieten findet üblicherweise eine Vorvermarktung statt. Dabei kommt es auf den Vermarktungsstand und den jeweiligen Vermarktungspartner an, ob beziehungsweise welche Kosten anfallen können.

Vorvermarktung im Kontext von Glasfaseranschlüssen bedeutet, dass erst einmal ein Glasfaseranbieter das Interesse und die Nachfrage für Glasfaseranschlüsse in einem bestimmten Gebiet ermittelt, bevor tatsächlich in den Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur investiert wird. Der Netzausbauer prüft, ob genügend Interessenten (Hausbesitzer, Mieter, Unternehmen) bereit sind, einen Glasfaseranschluss zu buchen, um den Ausbau wirtschaftlich zu rechtfertigen. Interessiert sich nur ein Bauernhof für das schnelle Internet, stehen die Chancen für Glasfaser schlecht.

In der Regel wird eine Mindestquote an Verträgen benötigt, um den Ausbau zu starten. Diese Quote kann je nach Anbieter und Region variieren, zwischen 30 Prozent und 40 Prozent der Haushalte oder Unternehmen in der betroffenen Region sollten es aber schon sein, die Interesse bekunden. Um potenzielle Kunden zu ermutigen, einen Vertrag abzuschließen, locken die Anbieter während der Vorvermarktungsphase oft mit besonderen Konditionen oder Rabatten. Beispielsweise fallen keine oder nur reduzierte Anschlussgebühren an. Wird die erforderliche Teilnehmerzahl innerhalb der festgelegten Vorvermarktungsphase erreicht, wird der Ausbau in diesem Gebiet in aller Regel durchgeführt. Was andrerseits natürlich bedeutet: Wenn die Mindestteilnehmerzahl nicht erreicht wird, kann es sein, dass der Ausbau nicht erfolgt oder verschoben wird. Oder es wird nach Kooperationen mit anderen Anbietern gesucht.

Geschwindigkeit
Ist Glasfaser bei Ihnen bereits verfügbar, dann ist natürlich Geschwindigkeit King. Welche Bandbreite steht Ihnen vor Ort zur Verfügung? Und wie viel Bandbreite braucht Ihr Unternehmen für seine digitalisierten Arbeitsabläufe?

  • Für kleine Unternehmen, die grundlegende Aufgaben wie E-Mail, Steuer und Buchhaltung, Internet-Recherche und Videokonferenzen durchführen, jedoch keine App oder Online-Services anbieten, sind Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s oft ausreichend.
  • Für Unternehmen, die regelmäßig Cloud-Dienste nutzen oder mehrere Benutzer gleichzeitig online bringen wollen, sind Geschwindigkeiten von 100 bis 500 Mbit/s ratsam.
  • Unternehmen, die Videokonferenzen in hoher Qualität, Kundenlösungen über die Cloud oder komplexe Cloud-Computing-Dienste nutzen, sollten Geschwindigkeiten von 500 Mbit, besser noch 1 Gbit/s oder mehr in Betracht ziehen.

Überlegen und testen Sie, wie viel Bandbreite Sie wirklich brauchen. Dabei steigen Sie am besten kleiner ein. Upgrades sind, sofern der Datenausbau seitens des Anbieters erfolgt ist, immer möglich. Mit Netzwerküberwachungstools können Sie eigene Tools einsetzen, um die Datenleistung zu überprüfen und eventuell festzustellen, dass mehr Bandbreite benötigt wird.

Falls Ihre Entscheidung nicht sofort fallen muss, können Sie sich auch an unserem in naher Zukunft geplanten „Business-Highspeed-Test“ orientieren, welcher Glasfaser und DOCSIS ausgewählter Lösungen betrachten wird. Dabei ist angedacht, unter anderem die Bandbreite und Stabilität der Verbindungen im Rahmen eines messtechnisch fundierten Produkttests zu bewerten – analog zu unserem großen Cloud-PBX-Test auch hier wieder in enger Zusammenarbeit mit unserem Testpartner zafaco. Die Vorbereitungen für diesen Vergleichstest laufen bereits.

Preis
Bei der Frage „regional versus deutschlandweit“ scheiden sich die Geister und nur allzu oft entscheidet der Preis. Das liegt daran, dass Unternehmen wie Telekom und Vodafone häufig bereits eine umfangreiche Netzwerkinfrastruktur mit großflächigen Glasfasernetzwerken haben. Das ermöglicht ihnen, die Glasfasertechnologie effizienter und kostengünstiger zu erweitern als regionale Anbieter, die häufig in kleinere, noch völlig unerschlossene Gebiete investieren. Aufgrund ihrer Größe haben nationale Anbieter zudem in der Regel eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber Lieferanten und Partnern. Dies führt zu besseren Konditionen bei der Erschließung von Netzinfrastruktur. Und natürlich freuen sich große Anbieter über ihre bestehende Kundenbasis für diverse Telekommunikationsdienste wie Mobilfunk, Festnetz und Internet. Das ermöglicht es ihnen, Bündelangebote zu schaffen und Cross-Selling-Strategien einzusetzen, um ihre Gesamtkosten zu senken und attraktive Pakete anzubieten.

Dennoch klaffen die Preise nicht so weit auseinander, dass man das nicht mit besonderem Service wett machen könnte. Anbieter wie M-net oder NetCologne beispielsweise punkten mit vielen persönlichen Anlaufstellen, also lokalen Filialen, wo man sich um einen persönlichen Kundenservice bemüht. Warteschleifen-Phobiker sind bei solchen Unternehmen sehr gut aufgehoben.

Unsere Testergebnisse

Siegel NetCologne, Glasfaser-Tarife regional, August 2025
© connect professional

NetCologne ist der Geschwindigkeits-Champion: Mit bis zu bis zu 2000 Mbit/s im Downstream können Kunden sehr schnelle Internet-Dienste für ihr Business nutzen. Und mit einem Preis von 140 Euro/Monat liegt NetCologne sogar fast fünf Euro unter dem Preis der Telekom. Damit ist NetCologne Preis-Leistungssieger für das schnellste Internet.

Zum Preissieger krönen wir Pyür. Denn Pyür hat gerade seine Glasfasertarife dauerhaft gesenkt. Und somit holt sich der bundesweite Anbieter und Reseller nicht nur den Preissieg für bis zu 1000 Mbit/s im Download.

Siegel Pyür, Glasfaser-Tarife regional, August 2025
© connect professional

Auch bei den kleineren Bandbreiten ist Pyür der Preissieger. Das große Plus: Die Telefonflat ist sowohl fürs Festnetz als auch fürs Mobilfunknetz inbegriffen. Hier lauern also keine versteckten Kosten.

Ganz knapp geschlagen geben muss sich hier EWE: Für das kleine Tarifpaket bis zu 100 Mbit/s im Download verlangt EWE pro Monat 39,99 Euro – Platz 2. Auch hier ist noch eine Phone-Flat ins Fest- und ins Mobilfunknetz enthalten. M-net belegt Platz 3: Für knapp 40 Euro gibt es ebenfalls eine Bandbreite von 100 Mbit/s. Allerdings knausert M-net bei der Telefonflat: Mobilfunk muss extra bezahlt werden.

Siegel M-net, Glasfaser-Tarife regional, August 2025
© connect professional

Beim Thema Nachhaltigkeit dagegen punktet der Münchner Telekommunikationsanbieter M-net: Seit 2021 ist M-net der erste klimaneutrale Telekommunikationsanbieter in Deutschland. Grundlage sind die Glasfasernetze des Unternehmens. Dabei zieht M-net mehrere Hebel: Man nutzt die Energie vor Ort – mit der Nähe zu den Stadtwerken hat man hier eine perfekte Ausgangssituation. Für mehr Energiebedarf wird zertifizierter Grünstrom zugekauft. Gibt es Treibhausgasemissionen, die unvermeidbar sind, investiert das Unternehmen in Projekte, um den Ausstoß zu kompensieren. M-net ist damit ganz klar Umwelt-Sieger.

Unsere Glasfaser-Tarifchecks im Überblick

In unserer dreiteiligen Glasfasertarif-Serie haben wir in Teil 1 die großen, bundesweit agierenden Anbieter (Telekom, Vodafone, O2, Deutsche Glasfaser) unter die Lupe genommen. Sie bieten Tarife vor allem in den Ballungsräumen an.

Dieser Teil beleuchtet regionale Anbieter, die punktuell und vor allem auch ländliche Kleinstädte und Gemeinden erschließen. Oft arbeiten diese Unternehmen eng mit den lokalen Stadtwerken zusammen.

Und im demnächst anstehenden dritten Teil der Serie stellen wir Vermarkter vor, die entweder Glasfaser weitervertreiben oder partiell ein eigenes Netz aufgebaut haben und dieses mit Kooperationen erweitern, um so möglichst viele Gebiete in der Bundesrepublik mit Glasfaser zu versorgen.


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