Wieder steht eine Übernahme in der von der Konsolidierung geplagten Distributionsszene an: US-Distributor Avnet will den Konkurrenten Bell Micro übernehmen. Die beiden stark ausgebauten deutschen Gesellschaften der Distributionskonzerne zeigen sich von der Elefantenhochzeit überrascht.
Der US-amerikanische Distributionskonzern Avnet, der sich in den vergangenen Jahren bereits mehrfach als Konsolidierer im hart umkämpften Distributionsmarkt hervorgetan hat, steht nun vor seinem (nach gekauften Umsatz) größten Übernahmeprojekt: Avnet will für 252 Millionen Dollar den US-Konkurrenten Bell Microproducts übernehmen. vermeintlichen Schnäppchenpreis kommen noch Schulden hinzu, so dass sich der Wert der Transaktion bei insgesamt rund 600 Millionen Dollar bewegt. Die Führungsgremien der beiden börsennotierten Unternehmen haben der Transaktion bereits zugestimmt. Die Zustimmung der US-Kartellbehörde vorausgesetzt, könnte die Übernahme dann innerhalb von zwei bis vier Monaten erfolgen.
Dann wäre auch eine der größten Übernahmen in der Distribution perfekt: Bell Micro wurde 1988 gegründet und besitzt über 1.900 Mitarbeiter in weltweit 55 Niederlassungen. Im vergangenen Jahr erzielte der Distributor einen Umsatz von drei Milliarden US-Dollar. Avnet machte im vergangenen Geschäftsjahr mit beiden Sparten Technology Solutions und Electronics Marketing weltweit einen Umsatz in Höhe von über 16 Milliarden Dollar. Die Ankündigung der Übernahme stieß sofort auf Begeisterung an der Wall Street: Die Aktienwerte beider Unternehmen stiegen in Folge kräftig.
Und das, obwohl es zu einem recht harten Konsolidierungsfalls kommen dürfte: Denn beide Distributoren sind in vielen Bereichen sehr ähnlich aufgestellt, es sollte bei zahlreichen Redundanzen in thematischer und regionaler Hinsicht zu Streichungen kommen. Avnets Chairman und CEO Roy Vallee betont jedoch gegenüber der US-amerikanischen CRN_Ausgabe: »Bei Avnet und Bell gibt beträchtlich weniger Überschneidungen als man zuerst denken mag.« Der Avnet-Chef sieht beispielsweise in regionaler Hinsicht, die Möglichkeit mit Bell ein starkes Geschäft in der Benelux-Region hinzuzukaufen, womit man sein Europa-Geschäft stärke. Außerdem stärke man die Präsenz in Lateinamerika.