Avnet strafft Organisation

24. Juni 2004, 0:00 Uhr |

Avnet strafft Organisation. Die Bauarbeiten bei Avnet sind weitgehend abgeschlossen: Umstrukturierungen und Produktbereinigung kosteten Umsatz, erhöhten aber gleichzeitig die Profitabilität. Für das kommende Geschäftsjahr wird mit moderatem Zuwachs gerechnet.

Avnet strafft Organisation

Gerhard Hundt, Geschäftsführer Avnet Technology Solutions in Nettetal, ist mit dem auslaufenden Geschäftsjahr 2004 (30. Juni) recht zufrieden. »Wir haben zwar weniger Umsatz erwirtschaftet, aber die Profitabilität gesteigert«, erklärt er im Gespräch mit CRN. Besonders die Kostenfaktoren einer Reihe eigenständiger GmbHs hatten in der Vergangenheit »das Backoffice teuer gemacht«. Erst mit der Umstrukturierung der Unternehmensstruktur, im Juni vergangenen Jahres begonnen (CRN berichtete), habe der Distributor europaweit die Basis für eine schlanke Organisation bei besserer Kostenstruktur geschaffen.

Sowohl die drei Geschäftsbereiche von Avnet Applied Computing als auch Avnet Computing Marketing waren in der Vergangenheit eigenständige Gesellschaften. Mittlerweile firmieren alle Units unter dem Namen Avnet Technology Solutions. »Der Kostenfaktor der alten Organisation war auf Dauer nicht tragbar«, erläutert Hundt. Das heißt, alle Geschäftsbereiche verfügten über eine eigene GmbH-Struktur, über eigene Finanzabteilungen, eigene Wirtschaftsprüfung und eigene EDV. Mit Abschluss der Zusammenlegung »sind diese Kostenfresser eliminiert«. Der Kosteneffekt, so Hundt, könne durchaus mit mehreren Millionen Euro im Jahr beziffert werden.

Zusätzlich habe sich Avnet im abgelaufenen Geschäftsjahr von einigen Herstellern und Produkten im Komponentenbereich verabschiedet. Diese Trennung sei nötig gewesen, nachdem »im Sommer 2003 das Festplattengeschäft und das Prozessorengeschäft in hohem Maße wenig profitabel war. Die Marge hatte einen Level erreicht, mit dem man nicht mehr vernünftig wirtschaften konnte.« Diese Entwicklung führt Hundt auf die Auswirkungen durch Graumarktgeschäfte und Reimporte mancher Anbieter zurück. »In dieser Phase haben wir uns von einigen Herstellern getrennt, die nicht einmal gewillt waren, mit uns über diese Problematik zu sprechen«, sagt er. Interessant sei gewesen, dass sich auch andere Distributoren von einigen dieser Hersteller trennten. »Nun ist eine Phase eingetreten, dass alle Festplattenhersteller davon sprechen, beispielsweise die Mehrwertsteuerproblematik und den Graumarkt in den Griff bekommen zu haben.« Diesen Sinneswandel führt er nicht zuletzt auf den Marktdruck zurück, der die Produzenten gesprächsbereiter werden ließ.

Zudem kritisiert Hundt, dass noch immer manche Hersteller nur auf Volumina und weniger auf die Warenströme achten würden. Auch ist er sich nicht sicher, ob die Subdistribution im Komponentenmarkt noch lange funktionieren könne. Schließlich seien dafür die Margen für alle Beteiligten zu niedrig. »Aber es gibt viele Unternehmen, die damit noch zurecht kommen. Auch wir verkaufen in Teilen an die Subdistribution«, fügt er hinzu. Doch sei dies ein heikles Geschäft, vor allem bei weniger finanzstarken Kunden. »Denn wenn Forderungsausfälle entstehen, muss dies die Distribution abfedern«, sagt er. Deshalb vertrete er den Standpunkt, lieber über ein halbes Prozent Marge zu diskutieren als über Forderungsrisiken. »Wehe, wenn einer der größeren Subdistributoren gegen die Wand fährt. Da sind gleich ein paar Millionen weg«, mahnt Hundt. Dabei rede er nicht über Marktzugänge, sondern darüber, wer im Channel das Ausfallrisiko trage. Und das sei zum großen Teil die Distribution. Denn bei großen Abnehmern, also beispielsweise OEM-Herstellern oder auch bei Händlern wie T-Systems, würden die Komponentenhersteller das Geschäft direkt betreiben. »Aber bei den Kleinen muss die Distribution das Risiko tragen.«

Dieser Abschied von einigen Komponentenherstellern hat Avnet im ausklingenden Geschäftsjahr immerhin eine Umsatzeinbuße von etwa 300 Millionen Euro gekostet ? bei einem Gesamtumsatz im vergangenen Geschäftsjahr von rund einer Milliarde Euro. Das werde sich natürlich im Umsatzergebnis des noch laufenden, aber auch im kommenden Geschäftsjahr auswirken ? trotz »leichtem Wachstum in allen anderen Geschäftsbereichen«. Dagegen habe sich aber die Profitabilität leicht verbessert. »Eine deutlich bessere Profitabilität erwarte ich für das kommende Geschäftsjahr 2005, die mit Sicherheit spürbar über dem Umsatzzuwachs von geplanten fünf bis zehn Prozent liegen wird.«

Voraussetzung dafür sind die niedrigeren Kosten in der Organisation ? Avnet stellt alle Gesellschaften auf die EDV-Lösung »Frida« um ? und die Konzentration der Logistik sowie der RMA auf das Zentrallager in Tongeren. Außerdem baut der Distributor das Produktangebot aus. Dazu erläutert Hundt: »Wir werden unser Portfolio rund um die Thin-Client-Technologie erweitern. Hier erwarten wir attraktive Preispunkte im Markt. Außerdem werden die Storage-Produkte kontinuierlich aufgestockt. Zusätzlich erwarte ich auch von VoIP-Produkten interessante Wachstumsraten, ebenso im Bereich Mobile Computing, vor allem mit Thin Print.«

Neue Technologien für die Druckvorstufe

Ebenfalls sehr zufrieden äußert er sich über das Geschäft mit Eizo-Monitoren. »Obwohl bis zum Frühjahr der Markt unter Allokation litt, konnten wir immer gut liefern. Das hat uns zusätzliche Marktanteile gebracht«, freut er sich. Außerdem würde sich der Medizinbereich für Eizo sehr gut entwickeln, ebenso der Grafikbereich. »Während der Messe Drupa konnten wir viele Gespräche mit wichtigen Kunden führen.« Vor allem für die Druckvorstufe verspricht Hundt neue Technologien, »die diesem Geschäft zusätzlichen Schwung geben werden«.

Gut im Rennen liege Avnet auch in den anderen europäischen Ländern. Auch da erwartet er fürs neue Geschäftsjahr »ordentliche Zuwachszahlen, zumindest knapp zehn Prozent«. Ausschlaggebend für die Geschäftsentwicklung in Deutschland und dem europäischen Ausland sei aber die Entwicklung im Gesamtmarkt. Unabhängig davon will der Grossist das Osteuropageschäft ausbauen. So werden die bereits bestehenden Kontakte in Polen, Tschechien und Ungarn, wo Avnet Partner Solutions mit Networking, Storage und Eizo vertreten ist, erweitert. Geplant ist der Aufbau örtlicher Servicestrukturen bis hin zu Logistikleistungen.

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INFO

Avnet Technology Solutions GmbH
Lötscher Weg 66, D-41334 Nettetal
Tel. 02153 733-0, Fax 02153 733-110
www.avnet.com


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