Bea schließt Lücke im Portfolio

9. März 2006, 0:00 Uhr | Michael Hase

Bea schließt Lücke im Portfolio. Der Infrastruktur-Spezialist Bea Systems kauft die Firma Fuego. Damit ergänzen die Kalifornier ihr SOA-Portfolio um Lösungen für das Prozessmanagement. Seine Strategie sieht der Anbieter durch zweistellige Zuwächse im Lizenzgeschäft bestätigt.

Bea schließt Lücke im Portfolio

Ganz vollständig ist das Portfolio zwar immer noch nicht. Doch mit dem Kauf der Firma Fuego hat Bea wohl einen größeren Schritt in diese Richtung getan, als es der Preis von 87,5 Millionen Dollar auf den ersten Blick vermuten lässt. Der kalifornische Infrastrukturspezialist gab die Übernahme des kleinen Anbieters von Business-Process-Management-(BPM-)Software in der vergangenen Woche bekannt.

Tatsächlich sieht sich Bea beim Ausbau seines Lösungsangebots für Service-orientierte Architekturen (SOA) durch den Fuego-Deal ein gutes Stück vorangekommen: »Durch die Akquisition schließen wir eine wesentliche Lücke, die seit der Formulierung der Think-Liquid-Strategie in unserem Portfolio noch offen war«, erläutert Christoph Rau, Vice President Central and Eastern Europe bei Bea.

Unter der Formel »Liquid Computing« stellten die Kalifornier erstmals im Mai 2004 die Vision einer völlig flexiblen IT-Infrastruktur vor. Die soll Unternehmen erlauben, ihre IT-Systeme deutlich schneller als bisher an sich verändernde Geschäftsbedingungen anzupassen. Der Ansatz beruht auf dem SOA-Modell.

Im Juni des vergangenen Jahres konkretisierte der Anbieter das Konzept: Er formulierte die »Think Liquid«-Strategie und kündigte mit der »Aqualogic«-Produktfamilie die Werkzeuge an, die Unternehmen bei der Realisierung der Vision unterstützen sollen. Bea führte »Aqualogic« als offene Plattform für die Entwicklung, das Management und den Betrieb einer SOA ein. Dahinter steht die Vision, starre Infrastrukturen mit proprietären Applikationen aufzulösen und zu Service-Netzwerken mit Hunderten modularer Dienste umzugestalten.

Portfolio durch Zukäufe ergänzt

Seit der Einführung der neuen Software-Marke kommen sukzessive einzelne Komponenten auf den Markt. Als Schlüsselprodukt soll der »Aqualogic Service Bus« die Technologien liefern, mit denen sich Services konfigurieren, verknüpfen und verwalten lassen. Durch den Zukauf des Portalsoftware-Anbieters Plumtree im Spätsommer 2005 kam die Komponente »Interaction« hinzu. Bislang nur angekündigt war »Aqualogic Process«.

Diese Leerstelle in der Produktpalette füllen nun die neu erworbenen Prozessmanagement-Tools aus, weshalb Bea die Akquisition als »ideale Ergänzung« bezeichnet. Wie Deutschlandchef Rau erläutert, können mit den BPM-Lösungen von Fuego nicht nur Services zu Geschäftsprozessen verbunden (»orchestriert«) werden, sondern diese Prozesse lassen sich damit auch analysieren und verbessern. Daher werde sein Unternehmen künftig in der Lage sein, »ein relativ komplettes SOA-Portfolio anzubieten«, urteilt Rau. Momentan sei Bea der einzige Anbieter, der eine einheitliche Plattform bereitstellen könne, auf der sich Geschäftsprozesse, Anwendungen und Legacy-Systeme verbinden lassen.

Weltweit setzen etwa 170 Kunden die »Fuego BPM Suite« und andere Produkte von Fuego ein. Das texanische Unternehmen sah sich selbst bis zur Übernahme als Marktführer bei BPM-Software. Die gilt unter Markbeobachtern als schnellstwachsendes Segment innerhalb der Infrastruktursoftware und wird bis 2008 ein weltweites Volumen von etwa einer Milliarde Dollar erreichen.

Die Fuego-Lösungen ergänzen aber Rau zufolge nicht allein die Produktstrategie seines Unternehmens. Von der Übernahme profitiere auch »die Partnerlandschaft«. Denn mit dem erweiterten Portfolio könnten Bea-Partner künftig »bessere Integrations-Services als bisher anbieten, was ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschafft«.

Dass die SOA-Strategie nicht am Markt vorbei zielt, darauf deuten die Bilanzen des abgelaufenen Geschäftsjahres (31. Januar 2006) hin: Während die Erlöse im gesamten Jahr um elf Prozent (auf 1,2 Milliarden Dollar) stiegen, legte der Umsatz allein im vierten Quartal um 17 Prozent zu. Noch deutlicher zeigt sich die Tendenz bei den Lizenzeinnahmen, die über das Gesamtjahr um sechs Prozent, im vierten Quartal aber um 18 Prozent wuchsen. Alle Anzeichen weisen nach Raus Worten darauf hin, dass sich der positive Trend im laufenden Geschäftsjahr fortsetzt.

Der Deutschlandchef hegt deshalb keinen Zweifel daran, dass sich die Zahlen unmittelbar auf die »Think Liquid«-Strategie und die Produkteinführungen der zweiten Jahreshälfte 2005 zurückführen lassen. »Die Entwicklung ist der Beweis dafür, dass wir mit unserer Strategie richtig liegen.«

Marktbeobachter bescheinigten den Kaliforniern bereits vor der Fuego-Übernahme einen schlüssigen Ansatz. »Das Produktportfolio von Bea ist eine der breitesten Gesamtlösungen für eine SOA, die momentan verfügbar sind«, schreiben die Analysten von Forrester Research in ihrem »Wave Report«. Für IDC hat der Anbieter beim Thema SOA ebenfalls konzeptionell die Nase vorn, wie eine von Bea gesponserte Studie des Marktforschungsinstituts ergab. Daran beteiligten sich rund 1.000 Business- und IT-Manager, die sich aktuell mit SOA-Projekten befassen. 74 Prozent der Befragten nennen Bea als Innovationsführer, während die Rivalen IBM und Oracle auf 62 Prozent beziehungsweise 38 Prozent kommen.

Partnern bleibt das Servicegeschäft

Der Aufbau einer komplexen SOA erfordert neben den geeigneten Infrastrukturprodukten naturgemäß ein hohes Maß an Beratungs-, Integrations- und Schulungsleistungen. Diesen Markt will Bea allerdings nicht adressieren. In seiner Jahresbilanz weist der Hersteller zwar einen Service-Anteil von 57,4 Prozent aus. Nach Angaben von Rau handelt es sich dabei jedoch zu etwa 90 Prozent um produktnahen Support. »Wir verstehen uns als Software-Anbieter und haben nicht vor, im großen Stil ins Service-Geschäft einzusteigen«, versichert der Bea-Manager.

Diesen Part möchte Rau anderen überlassen, wie er betont: »Die Partner bilden eine tragende Säule unseres Geschäfts.« In Deutschland arbeitet Bea insgesamt mit etwa 150 Unternehmen zusammen, wobei sich das Geschäft auf 40 bis 50 engere Partner konzentriert. Neben weltweit agierenden Servicepartnern wie Accenture, Bearingpoint, Capgemini oder CSC zählen dazu auch eine Reihe regionaler Anbieter.

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INFO

Bea Systems
Einsteinring 35, D-85609 Aschheim-Dornach
Tel. 089 94518-0, Fax 089 94518-181
de.bea.com


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