Familie Schick steht zu Bechtle
- »Bechtle braucht keinen Weckruf«
- Bechtle ist keine Entsorgungsstation von IBM
- Familie Schick steht zu Bechtle
_crn.jpg)
CRN: Apropos strategischer Fokus: Man hat den Eindruck, dass manches Systemhaus seine Wurzeln im Handelsgeschäft kappen will und seine Zukunft als IT-Architekt im Lösungsgeschäft mit Themen wie Cloud oder auch Big Data sieht. Ihr Wettbewerber Cancom bringt sich hier in Stellung und agiert durchaus offensiv gegen Bechtle. Wie bewerten Sie das?
Olemotz: Bechtle liebt Handel! Bechtle wird auch morgen Handel lieben. Für uns ist das Infrastrukturgeschäft essenzieller Bestandteil unserer Strategie auf dem Weg zur Bechtle-Vision 2020. Dass sich hier im Moment Veränderungen zeigen, ist klar: Einzelne Produktgruppen gewinnen an Bedeutung, andere verlieren, es herrscht ein ständiger Preisdruck, wir sind auf gute Hersteller und funktionierende Partnerschaften mit unseren Distributoren angewiesen. Das alles ist aber nicht neu. Egal, wie die IT-Wertschöpfung in Zukunft aussehen wird: Die intelligenten Anwendungen müssen ja auf einer Infrastruktur laufen. Wir wollen diejenigen sein, die sie liefern. Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass wir uns innovativen Trends im Lösungsgeschäft verschließen. Bechtle hostet beispielsweise Cloud-Lösungen und bietet Software-as-a-Service. Richtig ist, dass wir diese Themen nach außen nicht sonderlich prominent kommunizieren. Das gilt erst recht für innovative Lösungen, die aus unserer Sicht noch nicht eine gewisse Marktbreite zeigen. Ich sehe das aber sehr entspannt.
CRN: Nicht entspannt hat sie sicher der Einstieg des Bechtle/Großaktionärs?
Olemotz: Gehen Sie fest davon aus, dass Bechtle keinen Weckruf braucht. Wir sind hellwach, was die Entwicklung im Markt anbelangt. Ich hatte während dieser Transaktion kein einziges Mal den Eindruck, dass dieses Invest durch eine Unzufriedenheit mit Bechtle, dem aktuellen Vorstand oder der Marktentwicklung motiviert sei. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Familie Schick nach wie vor zu Bechtle steht. Wäre es anders, ich würde das direkt erfahren. Dazu braucht es kein Investment bei einem Wettbewerbsunternehmen.
CRN: Bechtle ist durch seine Gründer Gerhard Schick und Ralf Klenk geprägt. Verstehen Sie sich als Sachverwalter eines erfolgreichen Unternehmens?
Olemotz: Mein persönlicher Ehrgeiz ist es nicht, Sachverwalter eines Erfolgs zu sein, den andere erarbeitet haben. Das wäre mir deutlich zu wenig. Ich möchte auf der Basis dieses Unternehmens aufbauen und die Bechtle-Vision 2020 so gestalten, dass alle Mitarbeiter sie zu ihrem persönlichen Anliegen machen. Wir haben in den letzten Jahren viele Veränderungen vorgenommen. Augenfällig ist, dass wir in der Kommunikation professioneller geworden sind. Das gilt nach außen, wenn sie unser Berichtswesen oder unsere Kundenzeitschriften als Beispiele nehmen, aber auch intern: Wir haben neue Reporting- und Managementsysteme eingeführt und sind so in der Lage, das Unternehmen noch besser zu steuern. Diese notwenigen Veränderungen geschehen so, dass sie in der Tradition der Unternehmensgründer stehen, die übrigens in der Vergangenheit auch immer wieder Veränderungen vorgenommen hatten. Es ist sicherlich eine Besonderheit bei Bechtle, dass alle Vorstandsmitglieder in der Außenkommunikation eher zurückgenommen sind, was nicht mit Zurückhaltung zu verwechseln ist. Auch diese Haltung hat übrigens Tradition bei Bechtle.
CRN: In Zeiten von Facebook zeigen sich auch viele Manager locker und geben ihre Reserviertheit auf. Kann man Thomas Olemotz »liken«?
Olemotz: Nein. Ich habe mit sozialen Netzwerken die Erfahrung gemacht, dass ich aufgrund meiner Funktion eine Flut von Einladungen und Bewerbungen bekommen habe, die man alle gar nicht sichten kann. Möglicherweise waren interessante Bewerber dabei, aber das herauszufinden kostet viel Zeit. Das heißt aber nicht, dass wir diese Medien nicht für zukunftsfähig halten. Bechtle können Sie selbstverständlich »liken«.