CRN: Wo setzen Sie den Schwerpunkt?
Olemotz: In der Sparte IT-Systemhaus haben wir unverändert die richtige Strategie. Wir bleiben im deutschsprachigen Raum. Im Segment E-Commerce setzen wir unsere Internationalisierung fort, durch Neugründungen wie in Kürze in Portugal oder in Osteuropa, wo wir in der zweiten Jahreshälfte an den Start gehen werden.
CRN: Polen oder Tschechische Republik?
Olemotz: Wir sind hier noch in der Validierungsphase. Die Chance, dass es eines der von Ihnen genannten Länder wird, liegt bei 50 Prozent. Außerdem werden wir Portugal als Tor für die E-Commerce-Expansion unseres Handelsgeschäfts nach Brasilien nehmen. Dafür braucht es aber zwei bis drei Jahre Vorlauf.
CRN: Warum übernehmen Sie nicht einfach bestehende E-Commerce- Plattformen im Ausland?
Olemotz: Wir prüfen immer beide Optionen, wenn sie sich anbieten. Beides hat Vor- und Nachteile. Klenk: Eine Akquisition ist immer teurer als eine Neugründung, dafür spart man Zeit. Wir werden aber nicht krampfhaft Firmen übernehmen, nur um zu wachsen.
CRN: Akquisitionen müssen nicht teuer sein, wie die Übernahme von Home of Hardware durch das Systemhaus Cancom zeigt. Wann wird sich Bechtle dem Consumer-Markt öffnen?
Olemotz: Unsere bewährten Prozesse aus dem B-2-B-Geschäft greifen nicht im Consumer- Markt. Wir würden unseren strategischen Fokus verlassen und uns mit einem völlig anderen Vertriebskanal beschäftigen müssen. Wir würden mit Einzelhandelsketten konkurrieren, die um ein Vielfaches größer sind als Bechtle. Wir sind gut beraten, als Schuster bei unseren Leisten zu bleiben. Klenk: Verbraucher legen völlig andere Kaufkriterien zugrunde als IT-Einkäufer in Unternehmen, denen wir Rechenschaft über den Return of Invest ablegen müssen. Wenn sie sich als Konsument einen Plasma-Fernseher kaufen, können sie sagen: jetzt macht mir das Leben wieder mehr Spaß. Im B-2-B-Geschäft ist alles ein bisschen nüchterner.
CRN: Ist Bechtle nicht in der Lage, Emotionen zu verkaufen?
Klenk: [überlegt länger]. Das können Sie nennen, wie Sie wollen. [Schließlich:] Ja, es stimmt, klar. Wir wollen Leistungen verkaufen für unsere Kunden aus dem professionellen Bereich. Die leben nicht von Emotionen, sondern von der grundsoliden Leistung, die Bechtle anbietet.
CRN: So ganz emotionslos ist die ITBranche doch nicht, wenn man an unsere amerikanische Lichtgestalten wie Steve Ballmer, Steve Jobs oder Larry Ellison denkt: Laut, schrill, das kommt in den Medien gut an.
Olemotz: Weder Herr Klenk noch ich sind typische Glamour-Boys. Bechtle ist von seiner Herkunft her ein sehr bodenständiges Unternehmen. Das sieht man uns manchmal – leider muss man sagen – ziemlich deutlich an. Spaß beiseite: Wir sind gut beraten, das nicht zu verleugnen. Damit ist Bechtle die letzten 25 Jahre sehr gut gefahren und das wird die nächsten 25 Jahre weiterhin gelten.
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