Behörden setzen auf Outsourcing
Zahlreiche Behörden wollen mit externen Dienstleistern zusammenarbeiten, weil sie sonst die Vorgaben einer neuen EU-Richtlinie nicht erfüllen können.
Bis Ende 2009 planen die Kommunen in Deutschland, Verwaltungsdienstleistungen für Unternehmen aus dem Ausland elektronisch anbieten zu können. Das fordert die neue Dienstleistungsrichtlinie der Europäischen Union. An der Umsetzung hapert es jedoch: Vielen Gemeinden fehlen das nötige Know-how sowie die Kapazitäten, um die IT-Landschaften und Verwaltungsabläufe anzupassen. Rund ein Drittel aller Kommunalverwaltungen plant deshalb laut einer Studie von Steria Mummert, zentrale E-Government-Aufgaben an externe Dienstleister auszulagern. Zwölf Prozent wollen auch Verwaltungsprozesse in die Hände privater Unternehmen geben. Die dafür notwendigen Outsourcing-Strategien unterscheiden sich dabei im Detail erheblich. Um Europas Bürgern und Unternehmern effizientere Behördendienste zu bieten, planen Deutschlands Verwaltungen eine engere Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor. Rund drei Viertel aller befragten Entscheider wollen künftig stärker mit IT-Dienstleistern und Beratungsunternehmen kooperieren. Fast die Hälfte der Gemeinden setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus ihrer Region. Gründe dafür sind standortpolitische Erwägungen sowie der Wunsch nach einer zuverlässigen Betreuung vor Ort. Rund ein Drittel der Regionalverwaltungen will Aufbau, Betrieb und Wartung ihrer E-Government-Portale von externen Dienstleistern betreuen lassen. Jede fünfte Behörde plant sogar, die Behörden-IT vollständig auszulagern, um die Anforderungen der EU-Richtlinie umsetzen zu können. Deutlich geringer ist gegenwärtig noch die Bereitschaft, neben technischen Diensten ganze Verwaltungsprozesse auszulagern. Zumindest jede zehnte Kommune in den alten Bundesländern kann sich vorstellen, einzelne Verfahren an Private zu delegieren. In den ostdeutschen Ländern will sogar jede sechste Verwaltung ihre Prozesse an Unternehmen auslagern. Nur ein komplettes Outsourcing der Verwaltungsprozesse erwägt derzeit nahezu keine Behörde. Insgesamt will die Mehrheit der Gemeinden bei der Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie auf bewährte Strukturen zurückgreifen: So sprechen sich 76 Prozent der Befragten für informelle Kooperationen aus, die bereits mit Verbänden und Verwaltungsinstitutionen unterhalten werden. Daneben ist immerhin die Hälfte aller Verwaltungen bereit, sich im Rahmen von Projektpartnerschaften enger an Dienstleister und andere öffentliche Einrichtungen zu binden. Insbesondere Verwaltungen außerhalb der Großstädte sehen in solchen Projektpartnerschaften eine Option, um das E-Government zu stemmen. Jede vierte größere Kommune zeigt sich sogar für Kooperationen mit strategischen Partnern aufgeschlossen, beispielsweise in Form von Public Private Partnerships (PPPs). Auffallend dabei: Im Westen planen fast 30 Prozent aller Kommunalverwaltungen öffentlich-private Partnerschaften. In den neuen Bundesländern sind die Berührungsängste dagegen deutlich größer: Nur fünf Prozent der Kommunalverwalter in Ostdeutschland wollen sich auf eine derartige Zusammenarbeit zwischen Staat und Privatwirtschaft einlassen.