Bezahlsysteme für Online-Shops: Sicherheit steht an erster Stelle. Immer mehr Händler nutzen das Internet als zusätzlichen Vertriebskanal. Zum Erfolg eines Online-Shops tragen die angebotenen Zahlungsmöglichkeiten entscheidend bei. E-Payment-Anbieter stellen verschiedene Zahlungsmethoden zur Verfügung, vereinfachen die Abwicklung und minimieren das Risiko für Shopbetreiber.
E-Commerce gewinnt zunehmend an Bedeutung für den traditionellen Handel. Zu diesem Schluss kommen aktuelle Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sowie des Instituts für Handelsforschung der Universität Köln. Zwar werde der Löwenanteil des Umsatzes noch im traditionellen Handel erwirtschaftet. Während der stationäre Umsatz aber eher rückläufig ist, ziehen die Wachstumsraten im Internet-Handel stark an. Immer mehr Händler nutzen eigene Online-Shops als alternativen Vertriebskanal und um den Umsatz im traditionellen Geschäft zu stimulieren. Besonders bei Computer-Hardware, Zubehör und Consumer Electronics gewinne das Internet als Vertriebskanal immer mehr an Bedeutung, stellte die Studie der Universität Köln fest. Multi-Channel-Vertrieb lohne sich also durchaus, so das Fazit, stelle den Handel aber auch vor neue Herausforderungen.
Die Einrichtung einer Homepage oder einer kleinen Shop-Lösung ist dabei oft noch das kleinste Problem. Komplizierter sind die Abwicklung des Zahlungsverkehrs und die Wahl der geeigneten Zahlungsmöglichkeiten.
Im deutschen Online-Handel dominieren nach wie vor die klassischen Zahlungssysteme, wie Überweisung, Lastschrift, Kreditkarte oder Rechnungskauf. Während im internationalen Online-Handel 94,1 Prozent aller Transaktionen per Kreditkarte beglichen werden, setzen deutsche Online-Käufer die elektronische Lastschrift bei 40,6 Prozent der Transaktionen ein, nur 40,5 Prozent die Kreditkarte und 17,3 Prozent bezahlen immer noch nach Rechnung, so die Studie »Chancen und Risiken im Online Handel für den deutschen Mittelstand 2003« des E-Payment-Anbieters Pago. Für Online-Händler, die sich auf den deutschen Markt konzentrieren, genügen Lastschriftverfahren oder Online-Überweisungen, erklärt Pago-Marketingleiter Andreas Stefanis. Er empfiehlt Händlern jedoch den Shop zu internationalisieren und auch die Kreditkarte als Zahlungsmittel anzubieten, um den Kundenkreis auszuweiten.
Die gängigen Zahlungsmethoden Lastschrift und Kreditkarte sind für den Händler aber auch mit Risiken verbunden (siehe Kasten). So stieg allein die Zahl der abgebrochenen Transaktionen, weil die verwendete Kreditkarte gesperrt war, laut der aktuellen Pago-Studie von 3,5 Prozent 2002 auf 13,7 Prozent 2003 sprunghaft an.
Und die bei den Kunden beliebte Zahlungsmethode gegen Rechnung ist für Händler nicht nur mit erheblichem Aufwand für die Rechnungsstellung und -versendung verbunden. Hier ist auch das Risiko von Zahlungsausfällen am größten, weil viele Kunden erst einmal nicht bezahlen und die Mahnung abwarten. »Diese Zahlungsart sollte ein Händler nur pünktlich zahlenden Stammkunden anbieten«, rät Stefanis. Warenlieferungen gegen Nachname oder nach Vorkasse beinhalten für Händler das geringste Zahlungsausfallsrisiko, sind aber für den Kunden unbequem und daher wenig beliebt. »Vorkasse und Nachnahme sind passé«, erklärt Stefanis.
Rein elektronische Zahlungssysteme für E- und M-Commerce haben sich dagegen noch nicht durchsetzen können. Nur bei kleineren Beträgen, dem so genannten Micro-Payment, haben sich einige Internet-Systeme wie zum Beispiel Web.Cent von Web.de, Firstgate click&buy und T-Pay etablieren können. Sie werden vor allem für Beträge unter zehn Euro genutzt. Online-Dienste mit kleinen Beträgen werden dazu häufig über Premium-SMS oder Premium-Rufnummern abgerechnet. Außerdem gibt es verschiedene Systeme, die mit Guthabenkarten zum Freirubbeln arbeiten, wie Paysafecard oder Micromoney von der Deutschen Telekom. Alle diese Lösungen sind aber für Shops, die ITK- oder CE-Artikel anbieten, kaum geeignet.
Die meisten Online-Händler wickeln die Bezahlvorgänge noch immer über ihre Hausbank ab. Nur wenige nutzen in Deutschland die Dienste von Payment-Anbietern, die nicht nur mehrere Bezahlsysteme aus einer Hand anbieten, sondern auch die nötigen Sicherheitssysteme und Bonitätsprüfungen zur Verfügung stellen.
So setzt Ebay seit einiger Zeit auch in Deutschland auf die Dienste seiner Tochtergesellschaft Paypal, um Transaktionen noch sicherer zu machen. Denn bei Ebay bezahlt der Käufer stets per Vorkasse und trägt so bis zum Eintreffen der Ware das volle Risiko. Für professionelle Händler und Verkäufer, die eine große Anzahl von Transaktionen tätigen, ist diese Abwicklung zudem aufwändig.
Paypal stellt kein komplett neues Zahlsystem dar, sondern stützt sich auf Kreditkarten oder klassische Giro-Konten. Daneben muss der Händler aber auch ein eigenes Paypal-Konto einrichten. Nach dem Verkaufsabschluss informiert Paypal den Käufer automatisch über die Zahlungsdetails, zieht das Geld bei der Kreditkartenfirma oder dem Paypal-Konto des Käufers ein und überweist es auf das Paypal-Konto des Händlers. Das System ordnet zudem eingehende Paypal-Zahlungen automatisch den angebotenen Ebay-Artikeln des Verkäufers zu ? ein Abgleich mit den Kontoauszügen ist nicht mehr nötig. Der Verkäufer sieht auf einen Blick den aktuellen Status aller seiner Verkäufe. Weitere Zahlungsarten, darunter Lastschrift, sind laut Papypal-Geschäftsfürer Frerk-Malte Feller in Vorbereitung.
Paypal bietet seinen Service auch für Händler an, die nicht bei Ebay aktiv sind. Die Registrierung bei Paypal ist für Käufer und Verkäufer kostenlos. Auch Kontoführungsgebühren werden nicht erhoben. Für Verkäufer ist die Paypal-Zahlung auf Basis der Überweisung und aus Paypal-Guthaben während der Einführungsphase bis Ende 2004 kostenlos. Danach werden die Gebühren voraussichtlich bei nicht mehr als ein Prozent des Überweisungsbetrages liegen. Für den Empfang von Kreditkartenzahlungen und für internationale Zahlungen berechnet Paypal zwischen 2,7 und 3,9 Prozent plus 0,35 Euro pro Transaktion.
Auch der E-Payment-Dienstleister Pago bietet für Online-Shops und Zahlungen am POS alle Zahlungssysteme aus einer Hand. Die Kreditkartennutzung wird mit einer Reihe von Services wie Vorautorisierung, Verbuchung, Abrechnung, Chargeback-Bearbeitung, verschiedenen Reporting-Tools und Sicherheits-Features wie Kartenprüfnummer, Verified by Visa, Mastercard Secure Code und weiteren Betrugsabwehrmechanismen unterstützt. Seit kurzem bietet Pago auch Online-Überweisungen mit PIN- und TAN-Verfahren an, die unter anderem von Vobis in seinen Online-Shops eingesetzt werden. Händler zahlen bei Pago abhängig vom Service-Level eine einmalige Einrichtungsgebühr ab 790 Euro für die erste Zahlungsart und 99 Euro für jede weitere. Dazu kommt eine monatliche Bereitstellungsgebühr ab 129 Euro und nach Volumen gestaffelte Transaktionsgebühren. Für Volumina ab 1.000 fallen 29 Eurocent pro Transaktion an, bei über 50.000 nur noch 0,8 Cent.
Der E-Payment-Anbieter Worldpay, eine Tochter der Royal Bank of Scotland Group, hat vor kurzem den Payment Service Provider (PSP) Bibit übernommen. Das kombinierte WorldPay/Bibit-Angebot umfasst die Online-Zahlungsabwicklung in verschiedenen Sprachen, Zahlungsabläufen und Währungen für jede Unternehmensgröße ? vom Start-up bis zum multinationalen Großkonzern. Während Worldpay auf die Online-Zahlungsabwicklung über Kreditkarte und das elektronische Lastschriftverfahren (ELV) inklusive Acquiring für kleine und mittelständische Unternehmen spezialisiert ist, zählt Bibit eher multinationale Großunternehmen wie Dell oder NEC zu seinen Kunden. In Deutschland bietet unter anderem der Internet-Provider 1&1 Internet AG für E-Shop-Betreiber die Möglichkeit, Onlinezahlung mit Kreditkarten und Lastschriftverfahren über Worldpay abzuwickeln. Worldpay zählt in Kontinentaleuropa rund 1.000 Shops zu seinen Kunden und führt weltweit rund vier Milliarden Transaktionen pro Jahr durch.
Das Unternehmen IPPS (Internet Programming and Promotion Service) bietet seit 2001 das Paymensystem Netdebit an, das Webseitenbetreiber alle Abrechnungsvorgänge abnimmt. Es verwaltet Kundendaten, erledigt Abbuchung und Stornierung und übernimmt das Inkasso. Das System bietet neben Lastschrifteinzug in Deutschland und Österreich und Kreditkartenabrechnung in 238 Ländern (inkl. 128-Bit-SSL-Verschlüsselung) auch die Bezahlung per Telepayment und verschiedene Dialersysteme an. Das System lässt sich laut Hersteller ohne Programmierkenntnisse in weniger als 15 Minuten und ohne aufwändige Formulargestaltungen in die Internetseite einbinden. Für Händler entstehen weder Setup-Kosten, noch eine monatliche Grundgebühr. Der User registriert sich einmalig bei Netdebit, um dann in allen angebundenen Online-Shops zu bezahlen. Bei der Registrierung überprüft das System automatisch Adress-, Bank- und Kreditkartendaten und nimmt auf Wunsch auch eine Bonitäts- oder Altersprüfung mittels Passnummer vor.
Ähnliche E-Payment-Dienstleistungen bieten unter anderem Saferpay, Easydebit, Easycash, Paybill oder Zasterbox an.
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Elektronisches Lastschriftverfahren (ELV):
Wegen der hohen Verbreitung und der einfachen Anwendung ist das ELV in Deutschland stark verbreitet. Dafür benötigt der Händler einen Zusatzvertrag mit seiner Hausbank, der ihm den Einzug von Lastschriften ermöglicht.
Nachteile: Der Händler löst den Zahlungsvorgang selbst aus und erhält, anders als bei der Überweisung, die Gutschrift unmittelbar auf sein Konto. Niedrige Transaktionskosten von 30 bis 50 Cent pro Lastschrifteinzug.
Risiken: Der Kunde kann bis sechs Wochen nach der Transaktion die Lastschrift durch seine Bank wieder stornieren lassen. Auch die Bank kann die Lastschrift zurückweisen, wenn das Kundenkonto nicht gedeckt ist. Wenn der Online-Händler die Eingabe der Kunden-Daten für das ELV komplett online ermöglicht, muss er Sicherheitsmaßnahmen, wie die Verschlüsselung per SSL (Secure Socket Layer), anbieten.
Online-Überweisung:
Die sichere Alternative zum ELV basiert auf dem in Deutschland immer stärker verbreiteten Systems des Online-Banking. Beim Bezahlvorgang wird dem Kunden ein Java-Applet angeboten, über das er seine Bank- und Kontoverbindung eingeben kann und mit der PIN-Nummer bestätigt. Nach der Prüfung der Überweisungsdaten kann der Shopper die Online-Überweisung mit einer gültigen TAN-Nummer bestätigen.
Vorteile: Niedrige Transaktionskosten und geringes Zahlungsausfallrisiko. Denn der überwiesene Betrag kann nicht mehr vom Käufer zurückgeholt werden, sobald die Bank die Überweisung ausgeführt hat.
Kreditkarte:
Händler, die Kreditkartenzahlung in ihrem Webshop zulassen wollen, benötigten dafür einen Kreditkartenakzeptanzvertrag, einen so genannten Mail-Order/Telephone-Order-Vertrag (MOTO), der die Zahlungsabwicklung ohne Unterschrift erlaubt.
Vorteile: Die Kreditkarte ist im internationalen Einsatz das meist genutzte Bezahlverfahren im Internet.
Nachteile: Relativ hohe Kosten für die Einrichtung und pro Transaktion. Kleine Shops erreichen oft gar nicht das geforderte Umsatzvolumen. Für Händler, die Kreditkartenzahlung zulassen, sind zudem professionelle Sicherheits- und Prüfsysteme unverzichtbar.
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Die Hypo Vereinsbank empfiehlt Online-Händlern möglichst nur auf einen E-Payment-Anbieter zu setzen. Dieser sollte die folgenden Bedingungen erfüllen:
o Angebot von möglichst vielen Zahlungssystemen
o Masse statt Klasse: eine hohe Marktpenetration bei Händlern und Kunde bürgt für hohe Akzeptanz
o Bedienerfreundlichkeit für den Anwender fördert die Akzeptanz
o sichere Datenübertragung und Lieferungssicherheit für den Kunden, möglichst anonyme Abwicklung von Transaktionen ohne Rückschlüsse auf Person, Ort und Zeit
o Zahlungssicherheit für den Händler
o Bonitätsprüfungen minimieren das Ausfallrisiko
o Transparenz: Jede über das Zahlungssystem vollzogene Transaktion muss für den Händler immer einsehbar sein. Wichtige Daten wie Datum, Uhrzeit oder Transaktionsnummer sollten gespeichert werden.
o Wirtschaftlichkeit für den Anbieter
o Systemfortbestand.
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www.easydebit.de
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www.saferpay.de
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www.zasterbox.de