Bitkom: Verlagerungswelle ins Ausland ist nicht aufzuhalten. Die EU-Osterweiterung ist für ITK-Branche »auf allen Ebenen« einen große Chance, meint der Branchenverband Bitkom. Globalisierung und Freihandel schaffe »Wohlfahrtsgewinne«. Die Frage ist nur: Für wen?
Die Märkte in Osteuropas sind laut Branchenverband Bitkom in jeder Hinsicht lukrativ für die ITK-Branche. Als Absatzregion für IT- und TK-Produkte, beziehungsweise -Dienstleistungen, biete die Region ein »gewaltiges Potenzial«, meint Peter Broß, Geschäftsführer des Bitkom. Allerdings ist sein Blick auf die Zukunft gerichtet, denn die großen Unterschiede im Bruttosozialprodukt zwischen West- und Osteuropa werden auch nach der Erweiterung der EU am 1. Mai um 10 neue Länder noch geraume Zeit weiter bestehen. Laut Broß betragen die IT-Ausgaben der Beitrittsstaaten im Schnitt nur 40 Prozent des westeuropäischen Niveaus, mit zum Teil deutlichen Unterschieden innerhalb der osteuropäischen Länder. »Die Beitrittsstaaten stehen da, wo wir in Deutschland vor 15 Jahren standen«, verdeutlicht Broß den Rückstand bei den IT-Ausgaben. Beim Mobilfunk betrage der Rückstand lediglich 5 Jahre, erst jeder zweite neue EU-Bürger habe ein Handy, während im Westen Europas 78 Prozent der Bevölkerung mobil telefonieren.
Als Absatzmarkt ist Osteuropa derzeit aber weniger im Gespräch. Vielmehr liebäugeln viele westliche Unternehmen damit, Teile ihrer Aktivitäten in die neuen Beitrittsländer zu verlagern. Kein Wunder, denn mit Subventionen, niedrigen Gewerbesteuern und einem überaus günstigen Lohniveau rühren diese Länder für sich die Werbetrommel. Outsourcing und Offshoring, also die Verlagerung von Jobs oder Geschäftsprozessen in die benachbarten Staaten, »wird nicht aufzuhalten sein«, so Bitkom-Geschäftsführer Broß. Seiner Meinung nach helfen Brandmarkungen wie vaterlandslose Gesellen nicht weiter und lenken von den Chancen dieser Entwicklung ab. Denn ITK-Dienstleistungen seien mittlerweile soweit standardisiert, dass sie handelbar geworden seien und von jedem Ort der Welt angeboten werden könnten. Mit der Auslagerung dieser Dienstleistungen in günstigere Standorte folge die ITK-Branche letztlich der Entwicklung, die der Maschinenbau und der Automobilsektor bereits vor über 20 Jahren eingeleitet hätten.
Statt Ängste vor dieser Entwicklung zu schüren sollte man den »unumgänglichen Prozess aktiv mitgestalten.« Denn nach Meinung von Broß ginge bei diesem Transformationsprozess keine Wertschöpfung verloren, sie komme lediglich anderen Beteiligten zugute ? eben jenen Firmen und ihren Mitarbeitern, die am günstigsten Standort entsprechende Leistungen abdecken. »Globalisierung und Freihandel schaffen Wohlfahrtsgewinne für alle und helfen den Unternehmen, ihre Effizienz zu erhöhen. Das kommt letztlich auch den Firmen in Deutschland zugute«, meint der Bitkom-Geschäftsführer.