Blended-Learning beschleunigt Lernprozess (Fortsetzung)
- Blended-Learning beschleunigt Lernprozess
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Know-how-Transfer
Zur Umsetzung der Maßnahmen wurde das Gemeinschaftsprojekt VR-Bildung ins Leben gerufen, an dem sich auch die genossenschaftlichen Rechenzentralen und externe Partner beteiligen. Ziel war es, eine standardisierte Lernplattform in das Geschäftsmodell der Genossenschaften zu integrieren. Durch das gemeinsame Lernportal und die Darstellung aller genossenschaftlichen Bildungsanbieter auf dem virtuellen Marktplatz sollte nach und nach der gesamte Genossenschaftssektor technisch und vertrieblich mit Blended Learning durchdrungen werden.
»Zu den strategischen Zielen der Bildungsinitiative zählt zudem der verbundweite Know-how-Transfer. Wissen muss allen Mitarbeitern schnell und flächendeckend vermittelt werden. Kürzere Reaktionszeiten sowie zeitnahe und lösungsorientierte Angebote hoher Qualität sollen darüber hinaus zur Kosteneffizienz beitragen«, erklärt Greff. Für den Bildungsverbund selbst ist noch ein anderer Aspekt wichtig: Mit Blended-Learning will er auch die Attraktivität der eigenen Bildungsangebote gegenüber den Mitbewerbern steigern.
Eine vorab eingeholte Akzeptanzstudie bei rund 220 Bankenvorständen zeigte, dass die Verknüpfung vorgelagerter
E-Learning-Angebote mit klassischen Präsenzschulungen von drei Viertel aller Befragten positiv eingeschätzt wird. Die Gründe dafür sind vor allem im strategisch wichtigen Thema Risiko-Controlling zu sehen, das für rund ein Drittel aller Bankmitarbeiter relevant ist. Zudem überzeugten die kürzeren Präsenzphasen und damit die Verringerung der Abwesenheiten vom Arbeitsplatz sowie die primärenKosten. Treibende Kraft bei der Planung und Umsetzung der Lernplattform, an der sich 42 Projektverantwortliche in sieben Arbeitsgruppen beteiligen, ist letztendlich den Break Even für die gemeinsamen Investitionen nach nur drei Jahren zu erreichen.
Technische Infrastruktur
Bei der Planung und Umsetzung der Lernplattform, mit der am Ende jeder onlinefähige Bankenarbeitsplatz erreicht werden soll, stellte die sehr heterogene technische Infrastruktur der Banken eine besondere Herausforderung dar. Die technische Implementierung und den Betrieb der Infrastruktur hat die Arbeitsgemeinschaft Genossenschaftlicher Rechenzentralen AGR übernommen. Für den Aufbau und Betrieb des Kernsystems wurde Hewlett-Packard (HP) hinzu gezogen. Bei der Wahl des Lern-Management-Systems fiel die Entscheidung der Projektgruppe VR-Bildung auf die Sumtotal Enterprise Suite. Die auf .Net basierende Plattform, die weltweit bereits rund 700 Unternehmenskunden nutzen, lässt sich vergleichsweise leicht an die spezifischen Anforderungen der Anwender anpassen. Durch die Adaption an einzelne Arbeitsplätze kann das Lernen personalisiert und auf den individuellen Bedarf des Nutzers zugeschnitten verlaufen. Zudem bietet die Software ein einfaches Management von Lernaktivitäten, Nutzerorganisation, Reportings und Compliance, ohne dass spezielle Programmierkenntnisse notwendig sind.
»Im Rahmen unseres Auswahlverfahrens haben HP und Sumtotal Systems für das Lern-Management-System nachgewiesen, dass sie die Lauffähigkeit auf den Zielclients gewährleisten können. Durch die Kombination aus Projektkompetenz und Produktbasis entschieden wir uns für diese Partner«, begründet Greff.
Für das Autorensystem werden Sun Microsystems und Pknowledge für das Online-Assessment-Werkzeug Perception Questionmark genutzt.
Pilotprojekt live geschaltet
Anfang 2003 ging das Lernportal als Metaportal mit 15 Hauptmandanten online. Das erste wichtige Qualifizierungsangebot war eine Weiterbildung zum Thema Deckungsbeitragsrechnung. Dazu entwickelte das Projektteam ein modulares, sechsstündiges webbasiertes Training. Dieses wird seitdem als Paketlösung angeboten und durch Tutoren via E-Mail, Foren, Chat und FAQ unterstützt.
Zwischenzeitlich haben sich rund 100000 Teilnehmer unter www.vr-bildung.de registriert ? darunter rund 50000 aktive Nutzer. Insgesamt steht das Lernportal an 120000 Bankarbeitsplätzen sowohl im Internet als auch im Intranet zur Verfügung. »Innerhalb von etwas mehr als einem Jahr haben wir damit das ehrgeizige Ziel des Kooperationsprojektes realisiert, bundesweit Blended-Learning im genossenschaftlichen Bankensektor einzuführen«, berichtet Greff.
Die Seminare zum Thema genossenschaftliche Personalentwicklung sind unter der Marke Genope zusammengefasst. Sie werden zentral entwickelt und durch die Regionalakademien dezentral angeboten. Im Bereich Genope stehen 90 Lehrgänge zur Verfügung, von denen rund zwei Drittel als Blended-Learning umgesetzt werden.
Insgesamt zeichnen sich die Schulungsangebote durch eine enge didaktische Verzahnung von Onlinelernen und Präsenzseminaren aus. Vor der Präsenzphase erarbeiten sich die Teilnehmer mit Online-Lernprogrammen, individuellen Onlinetutorien, Wissens-Checks und Diskussionsforen einen großen Teil des Basiswissens selbstständig. Das führt zu einem homogenen Lernniveau und somit zu effizienteren Präsenzveranstaltungen. So bleibt mehr Zeit für ein handlungsorientiertes Training, und die Trainer gewinnen Freiräume. Durch die Infrastruktur des Lernportals können die einzelnen Mitarbeiter aber auch flexibler lernen, da die angebotenen Lehrinhalte am Arbeitsplatz und von zu Hause genutzt werden können.
In den klassischen Genope-Bereichen wie Service-, Privatkunden- und Firmenkundenbank werden die einzelnen Seminare deutschlandweit pro Jahr mit mehr als 1000 Teilnehmern durchgeführt. Wichtig sind dabei neben VR-Control auch aufsichtsrechtliche Themen wie zum Beispiel Geldwäsche, Datenschutz und UVV Kassen.
Dezentrale Schulungssteuerung
Inzwischen besitzt jede Genossenschaftliche Akademie bereits einen VR-Bildungsbeauftragten, der über Systemkenntnisse verfügt und eigene onlinebasierte Inhalte produzieren kann. Darüber hinaus können die Bildungsmanager und Personalverantwortlichen in den einzelnen Genossenschaftsbanken über ein Rollen- und Berechtigungskonzept die gesamte Wertschöpfungskette betrieblicher Bildungsaktivitäten dynamisch steuern. »Diese Steuerung der internen Qualifizierungsprozesse im eigenen Haus ist uns wichtig«, erläutert Martin Greff. »Die einzelnen Banken müssen ja in immer kürzeren Reaktionszeiten am Markt agieren«. Nur durch eine effiziente und schnelle wie praxisorientierte Weiterbildung kann die Wettbewerbsfähigkeit für alle Volksbanken und Raiffeisenbanken in ihrem Kerngeschäft sichergestellt werden.