Bluetooth wächst mit GSM. Nach Anlaufschwierigkeiten hat sich Bluetooth heute in vielen Bereichen etabliert. Kunden fragen Produkte wie Mobilfunk-Headsets aktiv nach, und vor allem im GSM-Bereich lohnt es sich für den Fachhandel durchaus, diese Produkte im Portfolio zu führen. Aber auch in den Massenmärkten eroberten sich die Bluetooth-Headsets und -Adapter ihren festen Platz ? mit allen Konsequenzen: Die empfohlenen VKs der Hersteller liegen himmelweit über den Straßenpreisen, unter deren Druck die Margen stetig schwinden.
Co-Autorin: Dr. Michaela Wurm
Ericsson, eines der Unternehmen, das die Entwicklung von Bluetooth im Jahr 2000 maßgeblich voran getrieben hat, sagt der schwerpunktmäßigen Entwicklung von Bluetooth-Hardware-Produkten Adieu: Zu unrentabel sei das Geschäft mit drahtlosem Zubehör. Nur noch mit der Konzeption von Bluetooth-Software wollen sich die Schweden in Zukunft beschäftigen.
Der Ausstieg kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die drahtlose Technologie die Schwelle zum Massenmarkt bereits überschritten hat. Sinkende Preise und neue Anwendungsmöglichkeiten wie die Bearbeitung von Handy-Einträgen auf dem PC mit Hilfe eines Bluetooth-Dongles haben Zubehör-Produkten wie Dongles, PC/PDA-Karten, Drucker-Adapter und Headsets zum Durchbruch verholfen. »Die Endkunden wissen nun, was sie mit Bluetooth anfangen können«, freut sich Stefan J. Bönsch, Geschäftsführer von Belkin. Dass diese Produkte so preiswert und damit attraktiv für die Consumer wurden, dazu haben vor allem die gesunkenen Kosten für Bluetooth-Chips beigetragen. Kostete ein Chip für ein Headset vor zwei Jahren noch 15 Dollar, sind sie heute für nur noch fünf Dollar pro Stück zu haben, berichtet Hersteller Belkin.
Im GSM-Zubehör-Markt ? beispielsweise mit drahtlosen Headsets ? konnte sich Bluetooth am stärksten etablieren. Der Bluetooth-Anteil von Handys und Headsets steigt laut GFK stetig. Der Umsatz mit Bluetooth-Headsets liegt trotz Preisverfall erstmals über dem der billigeren kabelgebundenen Produkte.
Beim Headset-Hersteller Plantronics tragen Bluetooth-Headsets schon rund acht Prozent zum Umsatz bei, mit steigender Tendenz. »Handys sind inzwischen fast standardmäßig mit Bluetooth ausgestattet und viele nutzen es als MP3-Player. Da kommt ein kabelloses Headset zum Musikhören grade recht«, erklärt Günter Hofmann, Regional Manager Central EMEA von Plantronics. Auch der Zubehöranbieter Vivanco verzeichnet Interesse an Bluetooth-Produkten vor allem im Mobilfunkbereich. »Wirklich etablierte Anwendungen finden sich auch nur im GSM-Segment«, meint Thorsten Grahl, Produktmanager PC-Zubehör und Bluetooth bei Vivanco.
Auch im Festnetzbereich im Business-Umfeld wächst der Bluetooth-Anteil, allerdings weniger rasant als im Mobilfunk. »Drahtlose Office-Anwendungen haben ein großes Wachstumspotenzial«, prognostiziert Jürgen Fischer, Geschäftsführer des Headsetherstellers GN Netcom. Aufgrund der Dominanz von DECT-Telefonen in Büros und Call Centern, werde es jedoch noch einige Zeit dauern, bis sich Bluetooth-Headsets durchsetzen können.
Steigende Stückzahlen und Massenproduktion haben aber auch zu einem verschärften Wettbewerb und sinkenden Margen geführt. Zwar spricht Belkin-Chef Bönsch von Gewinnspannen von 20 bis 30 Prozent, und Hofmann macht dem Fachhandel bei seinen Plantronics-Headsets Hoffnung auf Margen von 20 bis 29 Prozent ? doch da klaffen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander. »Die Nachfrage nach Bluetooth-Headsets ist zwar erfreulich hoch, da die Bluetooth-Schnittstelle in den meisten Handys serienmäßig integriert ist«, bestätigt Fachhändler Tarik Bhikh, Geschäftsführer von Zero Point, Düsseldorf. Doch weniger erfreulich seien die Gewinnspannen: Mehr als zehn bis 15 Prozent sind Bhikh zu Folge gegen die wachsende Konkurrenz von Billigangeboten der Retail-Märkte nicht durchzusetzen. »Letztendlich kann sich ein Händler nur dann vom Angebot der IT-Supermärkte abheben, wenn er ein Komplettsortiment vom 10-Meter-Dongle über ein 100-Meter-Dongle bis hin zum Bluetooth-Print-Server und PC/PDA-Karten anbietet und seine Kunden intensiv berät«, empfiehlt Belkin-Chef Bönsch. Denn Bluetooth-Produkte sind zwar ein Zusatzgeschäft, aber kein Mitnahmeartikel, der von alleine geht. Sie müssen aktiv verkauft und auch verargumentiert werden. Idealerweise bietet man dem Kunden, der ein Bluetooth-Handy erwirbt, gleich das entsprechende Headset mit an.
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»Bluetooth-Handys anfällig für Hackerattacken« ? so lauteten in den vergangenen Wochen mehrere Schlagzeilen einschlägiger Handy-Zeitschriften und -Portale. Offensichtlich ist es Hackern gelungen, sich bei Bluetooth-Handys einzuwählen und von dort aus unbemerkt SMS zu verschicken oder das Adressbuch des Benutzers auszuspionieren. Wohlgemerkt handelte es sich nicht um ein Problem mit der Bluetooth-Technologie. Arnhold August, Geschäftsführer von Anycom, erklärt: »Bisher hat es noch niemand geschafft, eine Bluetooth-Verbindung auszuspionieren.« Denn Bluetooth verfügt über das so genannte Frequency-Hopping (Frequenz-Sprungverfahren). Die Frequenz des Trägersignals ist nicht konstant, sondern springt im ISM-Band. Frequency-Hopping dient der Abhörsicherheit und der Verschlüsselung. August zu Folge sind erfolgreiche Hackerangriffe auf Bluetooth-Handys auf die Unachtsamkeit der Benutzer zurückzuführen: »Es gibt einen Sichtbarkeitsmodus, mit dem Bluetooth-Netze aufgespürt werden können, um Daten auszutauschen.« Ist dieser ständig eingeschaltet, ist es für andere Bluetooth-Benutzer ein Leichtes, entsprechende Geräte ausfindig zu machen. Bei abgeschaltetem Sichtbarkeitsmodus sind Bluetooth-Geräte nicht auffindbar. Fachhändler, die Bluetooth-Handys vertreiben, sollten ihre Kunden auf diesen Modus hinweisen.
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Anycom Technologies GmbH
www.anycom.com
Belkin GmbH
www.belkin.de
GN Netcom GmbH
www.gnnetcom.de
Plantronics GmbH
www.plantronics.de
Vivanco Gruppe AG
www.vivanco.de