Angeschlagene Premiere AG verkauft Mehrheit an Internethändler HOH

Cancom rettet Etailer Home of Hardware

11. Dezember 2008, 6:42 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

»Cancom wird sich verschlucken«

CEO Klaus Weinmann: Mit dem Kauf von HOH wagt der Systemhaus-Chef von Cancom den Schritt in das hart umkämpfte Terrain Privatkunden
CEO Klaus Weinmann: Mit dem Kauf von HOH wagt der Systemhaus-Chef von Cancom den Schritt in das hart umkämpfte Terrain Privatkunden

HOH passt freilich zu Cancom, meint Cancom-Chef Klaus Weinmann. »Bündelung des Know Hows und Schöpfung von Synergien - im Einkauf, Marketing und in der Logistik«, sagt Weinmann. Die Kosten für die Restrukturierung, um HOH in die Gewinnzone zu führen, seien überschaubar.

Nun ist Weinmann (unter den CRN-Managern des Jahres ) schon so manche spektakuläre Akquisition geglückt, der Kauf von HOH ist eine weitere große Überraschung. Bisher setzte der CEO nämlich immer darauf, IT-Unternehmen zu kaufen, die vor allem lukrative, margenstarke IT-Dienstleistungen ausschließlich für Firmen anbieten. Mit dem Kauf des Kölner IBM-Systemhauses Sysdat im August dieses Jahres setzte Cancom diese Strategie konsequent fort. Rund ein Viertel des zuletzt erzielten Jahresumsatzes von 300 Millionen Euro erwirtschaftet Cancom mit IT-Services, den Löwenanteil setzte Cancom 2007 noch mit dem Verkauf von Hard- und Software, ausschließlich für gewerbliche Kunden und der Öffentlichen Hand.

Mit dem Kauf der Internethändlers HOH wagt sich Cancom nun in ein neues, vom Preisdruck gekennzeichnetes Marktsegment vor: IT und Produkte der Unterhaltungselektronik für private Konsumenten. Mehr noch: Neben Flachfernsehern, Telefonen und Digitalkameras verkauft HOH auch Haushaltsgeräte sowie Sanitärprodukte - vom Bügeleisen bis elektrischen Zahnbürsten. Daneben betreibt HOH eigene Shops für Headsets, Software und der Online-Marke »Onetime«, einen »Discounter für alle Sparfüchse«. Außerdem gibt es am HOH-Firmensitz in Westendorf einen Abholmarkt mit Verkaufs- und Präsentationsfläche. Weinmann hat bereits zu verstehen gegeben, diesen Gemischtwarenansatz abzustellen. »Das Produktportfolio wird gestrafft, der vorhandene B2B-Bereich deutlich ausgebaut«. Versuche von HOH, das Geschäft mit gewerblichen Kunden aufzubauen, haben bislang keinen Erfolg gezeigt.

Umgekehrt bedeutet das aber auch: Kaum ein Systemhaus, das Geschäftskunden adressiert, wagt bislang den Einstieg ins Privatkundensegment. Den mitunter ruinösen Preiskampf haben Internethändler unter sich ausgetragen - und dabei mitunter harte Bandagen angelegt , beziehungsweise den Weg zum Amtsgericht angetreten . Dennoch kein Grund für Cancom, diesem Wettbewerb fernzubleiben. »Gerade vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise verspricht sich Cancom wegen des gesteigerten Preisbewusstseins bei den Kunden große Chancen im E-Tailer-Geschäft«.

Wettbewerber aus der Systemhausbranche rechnen damit, dass es für Cancom sehr schwer werden wird, sich im Privatkundensegment erfolgreich behaupten und ein profitables Geschäft aufziehen zu können. »Das ist eine sehr gute Nachricht«, kommentiert ein Mitbewerber von Cancom süffisant die Akquisition von HOH. »Cancom wird sich verschlucken«, ist sich ein Vorstand eines großen deutschen Systemhauses sicher.

Was Cancom-Chef Klaus Weinmann mit HOH vor hat, lesen Sie hier im CRN-Exklusivinterview.


  1. Cancom rettet Etailer Home of Hardware
  2. HOH im Sog der angeschlagenen Premiere AG
  3. »Cancom wird sich verschlucken«

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