Eigentlich sollte Premiere genau der richtige Partner für HOH sein, um genügend Mittel für das Wachstum bereit zu stellen. Angesichts dramatisch hoher Verluste bei Premiere erwies sich der Bezahl-Fernsehsender als keine gute Wahl für HOH. Murdoch-Gefolgsmann Mark Williams, seit vergangenem Frühjahr Premiere- Chef, verordnete dem Medienkonzern eine Konzentration auf das Kerngeschäft. Ein Etailer wie HOH gehört da nicht mehr zur neuen Firmenstrategie.
Wie aus Branchenkreisen zu hören ist, sind in den letzten Wochen Übernahmegespräche mit einer ganzen Reihe von Interessenten aus dem Systemhaus-, Kooperations- und Distributionsbereich geführt worden. Informierte Kreise sprechen gegenüber Computer Reseller News von einem Dutzend Unternehmen, die sich für Home of Hardware interessierten. Letztlich seien drei Kandidaten übrig geblieben, mit denen die Vertreter von Premiere noch am Tag des Deals verhandelt haben sollen.
HOH passt freilich zu Cancom, meint Cancom-Chef Klaus Weinmann. »Bündelung des Know-hows und Schöpfung von Synergien – im Einkauf, Marketing und in der Logistik«, sagt Weinmann. Die Kosten für die Restrukturierung, um HOH in die Gewinnzone zu führen, seien überschaubar.
Bisher setzte der CEO immer darauf, IT-Unternehmen zu kaufen, die vor allem lukrative, margenstarke IT-Dienstleistungen ausschließlich für Firmen anbieten. Mit dem Kauf des Internethändlers HOH wagt sich Cancom nun in ein neues, vom Preisdruck gekennzeichnetes Marktsegment vor: IT und Produkte der Unterhaltungselektronik für private Konsumenten. Mehr noch: Neben Flachfernsehern, Telefonen und Digitalkameras verkauft HOH auch Haushaltsgeräte sowie Sanitärprodukte – vomBügeleisen bis elektrischen Zahnbürsten. Weinmann hat bereits zu verstehen gegeben, diesen Gemischtwarenansatz abzustellen. »Das Produktportfolio wird gestrafft, der vorhandene B-2-B-Bereich deutlich ausgebaut.«
Umgekehrt bedeutet das aber auch: Kaum ein Systemhaus, das Geschäftskunden adressiert, wagt bislang den Einstieg ins Privatkundensegment. Den mitunter ruinösen Preiskampf haben Internethändler unter sich ausgetragen. Dennoch kein Grund für Cancom, diesem Wettbewerb fernzubleiben. »Gerade vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise verspricht sich Cancom wegen des gesteigerten Preisbewusstseins bei den Kunden große Chancen im Etailer-Geschäft.«
Wettbewerber aus der Systemhausbranche rechnen damit, dass es für Cancom sehr schwer werden wird, sich im Privatkundensegment erfolgreich behaupten und ein profitables Geschäft aufziehen zu können. »Das ist eine sehr gute Nachricht«, kommentiert ein Mitbewerber von Cancom süffisant die Akquisition von HOH. »Cancom wird sich verschlucken«, ist sich ein Vorstand eines großen deutschen Systemhauses sicher.