Cebit 2004: Cebit übertrifft Erwartungen

18. März 2004, 0:00 Uhr |

Cebit 2004: Cebit übertrifft Erwartungen. Die Cebit-Manager zeigen sich entspannt. Grund: Einige hundert Nachzügler. Mit 6.411 Ausstellern beginnt heute die weltgrößte IT- und TK-Messe. Etwa 200 Firmen weniger als 2003, aber deutlich mehr als erwartet.

Cebit 2004: Cebit übertrifft Erwartungen

Die Freude bei Ernst Raue ist unübersehbar. Der Cebit-Messechef gibt im Gespräch mit CRN unumwunden zu, dass ihn die große Zahl an Nachzüglern überrascht hat. »Ich habe zwar erwartet, dass in den letzten sechs bis acht Wochen vor Messebeginn noch einige Firmen Ausstellungsfläche anmieten werden, dass es aber so viele sind, das ist eine richtige Überraschung.« Umso entspannter kann er die kommenden sieben Tage über sich ergehen lassen. Denn mit 6.411 Ausstellern, Raue hatte ursprünglich mit rund 6.000 gerechnet, liegt die diesjährige Veranstaltung gerade mal um 200 Aussteller unter der Vorjahresmesse. Allerdings gab?s auch da schon weniger Aussteller als zur Cebit 2002.

Doch das müsse man in Relation zur weltweiten Situation der ITK-Messen sehen, schränkt der Messevorstand ein. Sowohl die Marktsituation der IT- und TK-Branche als auch die hohe Zahl an Unternehmensfusionen sei letztlich messefeindlich. So haben mit Ausnahme ostasiatischer Computer- und Elektronikmessen alle anderen Standorte in den vergangenen Jahren gewaltig Federn lassen müssen. »Da ist die Cebit bisher noch immer sehr gut weggekommen, denn wir sind recht stabil«, fügt er hinzu. Allerdings ist Raue selbstkritisch genug um einzugestehen, »dass auch uns ein massiver Einbruch hätte passieren können«. Vor diesem Hintergrund sei es nicht weiter schlimm, dass in diesem Jahr die Halle 9 geschlossen bleibt. »Wir haben uns vorgenommen, möglichst keine größeren Abschottungen in den Hallen vornehmen zu müssen. Deshalb wurde eine Halle nicht vermietet, dafür aber die anderen richtig voll gemacht.«

Mit 334.000 Quadratmetern belegter Ausstellungsfläche bestätigt die diesjährige Cebit einmal mehr ihre weltweite Spitzenstellung. Die Bedeutung dieser Veranstaltung hat sich mittlerweile auch schon in Fernost herumgesprochen. So kommen von den 2.992 ausländischen Ausstellern allein gut 700 aus Taiwan, meist auf Gemeinschaftsständen. Und in Folge wird auch die Volksrepublik China erneut mit mehr Ausstellern in Hannover vertreten sein als in den Vorjahren. War China 2002 mit etwa 65 Firmen und 2003 mit 111 Unternehmen vertreten, so sind es in diesem Jahr bereits 185. »Der asiatische Markt wächst zweistellig, das bildet sich auch auf der Cebit ab«, erläutert dazu Raue. Insgesamt kommen 1.381 Firmen aus Asien ? ohne jene Fernost-Unternehmen, die über ihre europäischen oder amerikanischen Niederlassungen einen Ausstellungsstand angemietet haben. Und selbst aus den USA sind wieder Lebenszeichen bei der Messeverwaltung eingegangen: Die 222 Aussteller belegen 6.357 Quadratmeter, und damit mehr als 2003.

Bei so viel Vorfreude wundert es nicht, dass Raue auf die Frage nach der erwarteten Besucherzahl locker feststellt: »Ich weiß es nicht.« Gleichwohl glaube er nicht, dass wegen ausbleibender Besucher bei ihm alle Warnlichter angehen müssen. Laut einer Statistik der FKM (Gesellschaft zur freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen) kommen bei allen deutschen Messen im Schnitt auf jeden Quadratmeter Ausstellungsfläche ein Besucher. »Wir hatten bei der Cebit immer um die zwei Besucher pro Quadratmeter«, rechnet Raue nach und fügt hinzu, dass »es zuletzt 1,7 bis 1,8 waren und sich dies wohl auch in diesem Jahr fortsetzen wird. Damit liegen wir noch immer weit über dem Durchschnitt«. Deshalb würde er erst bei einer Besucherzahl von etwas mehr als 300.000 unruhig werden. Realistisch hingegen sei ein Aufkommen von etwa 500.000 Menschen. »2003 kamen 560.000, allerdings ging da die Messe einen Tag länger.« Im übrigen habe die Cebit allein mit 80.000 ausgestellten Ausstellerausweisen fast so viele Menschen auf dem Gelände, »wie die Systems Besucher zählte«.

Überhaupt sieht Raue die Begegnung der Aussteller als einen wichtigen Teil der Messe an. »Wir veranstalten keine Konsumenten-, sondern eine Business-to-Business-Messe«, unterstreicht er. Natürlich wehren sich die Messeverantwortlichen nicht gegen Privatbesucher, »die für viele Aussteller auch Kunden sein können oder gar schon sind«. Doch die Cebit werde nach wie vor für Kunden aus der Industrie, den Behörden, dem Mittelstand, dem Handwerk und dem Handel gemacht. Deshalb betreibe die Cebit auch keine Werbung für Endverbraucher. Trotzdem fragen sich viele Aussteller immer wieder, wieso gerade am Wochenende überwiegend Endverbraucher durch die Hallen gehen. So kommt jedes Jahr die Forderung auf, die Cebit möglichst nur an fünf Werktagen durchzuführen. Doch darüber lässt die Messegesellschaft und der Ausstellerbeirat nicht mit sich reden. Ihr Argument: Das Wochenende mitten während der Cebit habe sich glänzend bewährt. »Da haben die Mitarbeiter der Aussteller mal Zeit, sich selbst auf der Cebit umzusehen«, begründet der Messechef.

Messe im Wandel: Lösungen für den Mittelstand sind gefragt

Am Business-to-Business-Charakter der Cebit werde auch die Konvergenz der IT-Produkte mit Consumer-Electronic nichts ändern, betont Raue. »Ob wir das wollen oder nicht, der Markt will das. Also ist es unsere Aufgabe, dafür die Voraussetzungen zu schaffen«, fügt er hinzu. Die Verbindung von IT, TK und CE wird in diesem Jahr auf der Cebit sehr deutlich. Allein für das Thema rund um die Kommunikation sind etwa 100.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche nötig. Doch der Trend der Cebit geht eindeutig weg von der reinen Produktshow und hin zu einer Fachmesse für Lösungen. »Die Besucher fragen nicht mehr nur nach Hardware- oder Software-Produkte, sondern wollen deutlich mehr über Kosten, Strukturen, Implementierung, also über Lösungen wissen«, erläutert Raue. Besonders der Mittelstand steht bei vielen Ausstellern im Fokus. Ein Beispiel dafür ist SAP. Erstmals wirbt das Softwareunternehmen in der Halle 4 unübersehbar um die mittelständische Klientel.

Keinen Zweifel lässt der Messechef an der Notwendigkeit von IT-Messen. »Menschen haben den Bedarf, miteinander umzugehen. Kreativität und Innovation ist nur möglich, wenn Menschen zusammen kommen, reden, verhandeln.« Genau dies sei der Sinn und Zweck einer Messe. Rückendeckung bekommt er durch eine Forsa-Umfrage unter den 500 Top-Unternehmen. Danach ist die Cebit nicht nur die bekannteste Messe, sondern wird von 97 Prozent der Befragten als die wichtigste Messe für die Innovationsfähigkeit Deutschlands benannt.

Auch für den Bundesverband Informationstechnik, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) nimmt die Cebit eine wichtige Rolle beim erwarteten Aufschwung in der ITK-Wirtschaft ein. »Die Cebit wird den positiven Trend, den wir auch in Deutschland seit dem vierten Quartal 2003 spüren, festigen und verstärken«, betont Willi Berchtold, Präsident des Bitkom. Für das laufende Jahr prognostiziert das European Information Technology Observatory (EITO) ein Wachstum von etwa 3,1 Prozent für den Markt der Informationstechnik und Telekommunikation. Damit würde das Gesamtvolumen auf 611 Milliarden Euro steigen. Im kommenden Jahr soll der Markt noch weiter an Substanz gewinnen. Eito rechnet mit einem Plus von 4,4 Prozent auf 638 Milliarden Euro. Zur weltweiten Entwicklung des ITK-Marktes erläuterte Bitkom-Präsident Berchtold: »Nach Berechnungen des Eito steigt das Volumen im laufenden Jahr um 4,3 Prozent auf 2,16 Billionen Euro, im nächsten Jahr um weitere 130 Milliarden Euro.« Damit habe sich der ITK-Umsatz seit 1994 mehr als verdoppelt. Als wesentliche Wachstumstreiber in Europa führt Berchtold die Telekommunikationsdienste mit einem Plus von 4,3 Prozent an. Ebenfalls deutlich nimmt die Software mit 4,6 Prozent in diesem und 6,5 Prozent auf 72 Milliarden Euro im kommenden Jahr zu. Leicht unterdurchschnittlich entwickeln sich hingegen die Umsätze mit Hardware und IT-Dienstleistungen. Nach einem kräftigen Einbruch 2003 steigt der Verkauf von ITK-Geräten und -Systemen in diesem Jahr um 1,4 Prozent. Die Dienstleistungen wachsen um 2,2 Prozent.

Spitzenreiter sind laut Berchtold digitale Consumer Electronics. In diesem Segment wächst der westeuropäische Markt um 15,8 Prozent auf 28,3 Milliarden Euro. Markttreiber sind weiterhin Flachbildschirme und Projektionsgeräte mit einem Plus von 68 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro. Bei Digitalkameras wird der Zuwachs mit 19 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro von Eito prognostiziert. »Die Cebit hat auf diesen Trend reagiert und erhält hier die volle Unterstützung von Bitkom«, kommentiert Berchtold.

Volle Unterstützung bekommt auch in diesem Jahr das 2003 gestartete Fachhandelszentrum Planet Reseller. »Das macht mir richtig Freude«, sagt dazu Messechef Raue und fügt hinzu: »Nach dem sehr guten Aufschlag im letzten Jahr, wird es jetzt einen noch besseren Aufschlag geben.« Immerhin, so der Cebit-Chef, habe die Messegesellschaft nochmals mit viel Geld und Mühe den Planet Reseller in der Halle 25 ausgebaut, »in Zusammenarbeit mit Computer Reseller News, die ebenfalls sehr viele Mittel und Mühe investiert haben«. Besonders zufrieden ist Raue damit, dass dieser Fokuspunkt für den Handel von Ausstellern und Besuchern »sehr akzeptiert und honoriert worden ist und auch wieder wird«.


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