Cebit 2004: E-Government-Lösungen in Halle 11. Bei aller Schwerfälligkeit der deutschen Behörden und angespannter Haushalte: Mit Lösungen für das E-Government können Softwarehäuser und IT-Dienstleister gutes Geld verdienen. Nicht nur die Branchenriesen setzen auf das Behördengeschäft, auch spezialisierte kleinere IT-Firmen zeigen auf der Cebit, wie moderne Verwaltung funktionieren kann.
Modern und effizient sollen Deutschlands Behörden und Kommunen mit Hilfe von IT-Lösungen werden und dafür ? so hoffen die auf der Cebit ausstellenden Softwarehersteller, Systemhäuser und IT-Beratungsfirmen ? nicht wenig Geld in die Hand nehmen. Doch »der Tanker kommt nur schwer voran«, klagt ein Mitarbeiter eines Ausstellers. Abgesehen von den derzeit angespannten Haushalten der Öffentlichen Hand: an der Digitalisierung von Geschäftsprozessen, egal ob zwischen Ämtern oder von Behörde zum Bürger ? führt kein Weg vorbei. Die Ausgaben für IT im westeuropäischen Public Sektor werden steigen: Von derzeit unter zwei auf über fünf Milliarden Dollar, rechnet IDC vor.
Knapp 150 Aussteller ? darunter auch viele Behörden selbst ? präsentieren in Halle 11 spezielle E-Government-Lösungen. Das Spektrum ist entsprechend der vielfältigen kommunalen und behördlichen Aufgaben sehr breit. So zeigt die Lübecker Softwarefirma Mach AG, die sich mit 120 Mitarbeitern ganz auf Kunden der Öffentlichen Hand spezialisiert hat, ihr breites Portfolio an Lösungen für Finanzmanagement, Informationsmanagement, Personalmanagement sowie Controlling und Logistik. Das bayerische Systemhaus All For One, das mit 380 Mitarbeitern neben Kunden aus der Industrie auch stark im E-Government-Bereich tätig ist, präsentiert schlüsselfertige Lösungen beispielsweise für soziale und kirchliche Einrichtungen sowie Reha-Kliniken. Rund 1.500 Projekte hat das Systemhaus bereits realisiert.
Auch namhafte Hersteller wie SAP, Fujitsu Siemens Computers (FSC), IMB, Novell und große IT-Dienstleister und -Berater wie Siemens-Business-Services (SAP), Cap Gemini, Bearing Point und die kürzlich von Hewlett-Packard übernommene Triaton nutzen die Halle 11, um IT-Entscheidern in Behörden Einsatzmöglichkeiten für eine moderne Verwaltung aufzuzeigen.
Das Geschäft mit Behörden ist aber keine ausschließliche Domäne für IT-Konzerne. Gerade kleinere Firmen mit einem engen Fokus finden auf der Cebit Beachtung. Die CABS GmbH aus Chemnitz ist so ein kleiner, spezialisierter Anbieter, der eine Software für Denkmalverwaltung präsentiert. Schließlich müssen Kommunen und Städte gesetzliche Bestimmungen des Denkmalschutzes oder der Landespflege berücksichtigen und die Objekte verwalten. Das können Denkmale sein, Gebäude oder Ausgrabungsstätten. Schnittstellen zu Baubehörden oder Geoinformationssystemen erleichtern und beschleunigen behördliche Genehmigungen.
Überhaupt müssen Kommunen bei IT-Projekten auf gesetzliche Bestimmungen achten. Beispielsweise der so genannten Barrierefreiheit, die ihnen auferlegt, Bürgerportale behindertengerecht zu konzipieren. Ganze 130 Seiten stark ist der hierzu vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erstellte Leitfaden für Programmierer und Webdesigner. Das Softwarehaus Materna hat die Empfehlungen in seinem Content-Management-System eingearbeitet und wird sie auf der Cebit genauso vorstellen wie seine Call-Center-Lösungen.
Das Highlight in Halle 11 dürfte wie in den drei Jahren zuvor die Preisverleihung im Rahmen des 4. E-Government-Wettbewerbs sein. Veranstaltet von Bearing Point und Cisco werden am Freitag, 19. März um 16:30 Uhr, unter der Schirmherrschaft von Bundesinnenminister Otto Schily, die Preisträger aus 71 eingereichten Projekten gekürt. Den Siegern winkt ein Studienaufenthalt in den USA, um sich vor Ort über neue Entwicklungen zu informieren. »E-Government tritt in Deutschland in eine neue Phase«, läutet Schily die Modernisierungsstrategien im Verwaltungsalltag ein. Bleibt zu hoffen, dass die Öffentliche Hand trotz leerer Kassen Kritiker straft, die in Schilys Worten eher ein Lippenbekenntnis sehen. Dann könnte es Deutschland gelingen, im E-Government-Wettbewerb mit anderen europäischen Ländern ein paar Plätze im Ranking aufzusteigen. Derzeit muss sich Deutschland laut IDC noch mit einem 13. Platz begnügen ? hinter den führenden skandinavischen Ländern, den Niederlanden, Österreich und Großbritannien.
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Erwähnte Aussteller in Halle 11
All for One Stand C59
CABS Stand A46
Cap Gemini Stand E46
FSC Stand D45
IBM Deutschland Stand D63
Mach Stand B58
Materna Stand F63
Novell Stand A44
SAP Stand D59
SBS Stand A46
Triaton Stand A64