Ceterum Censeo: IT und Wirtschaft

9. Februar 2006, 0:00 Uhr |
Wolfgang Franklin

Ceterum Censeo: IT und Wirtschaft. Ich weiss nicht, was Sie so machen, wenn Sie mal Zeit haben, die Füße hochzulegen. Ich für meinen Teil lese: Bowling Alone von Robert D. Putnam. Er untersuchte, wie sich die Familienstruktur in den USA zwischen 1975 und 1998 entwickelt hat. In seinem ...

Ceterum Censeo: IT und Wirtschaft

Ich weiss nicht, was Sie so machen, wenn Sie mal Zeit haben, die Füße hochzulegen. Ich für meinen Teil lese: Bowling Alone von Robert D. Putnam. Er untersuchte, wie sich die Familienstruktur in den USA zwischen 1975 und 1998 entwickelt hat. In seinem Buch hat Putnam eine These aus dem Jahre 1916 aktualisiert, wonach das nachbarschaftliche Leben in der amerikanischen community zunehmend der Isolation in der Familie gewichen sei. Mit diesem Schwinden des Sozialkapitals sei das Fundament bedroht, auf dem die amerikanische Gesellschaft sich gründe: die Demokratie. Diesen Gedanken hat Putnam wieder aufgegriffen, indem er unter anderem am Beispiel des Bowlings nachzeichnet, dass ? obwohl immer mehr Amerikaner bowlen ? der organisierte Wettkampf seit den 1980er Jahren um über 40 Prozent abgenommen habe. Dieses Buch zeigt viele, viele Zahlen auf.
Und da sagte ich mir, fasse doch mal IT und Wirtschaft in Zahlen zusammen. And here are the results: Ich weiss nicht, ob Sie schon wussten, dass…
…2006 mit einem größeren IT-Aufschwung gerechnet wird. 70 Prozent der IT-Anbieter rechnen laut Aussage des Branchenverbandes Bitkom mit steigenden Umsätzen, 16 Prozent mit Stagnation und 14 Prozent mit einem Umsatzrückgang. Der Bitkom geht von einem Wachstum von 2,4 Prozent auf dann 137,3 Mrd. Euro Branchenumsatz aus. Insbesondere die IT-Dienstleister sehen das nächste Jahr zu 73 Prozent optimistisch, 60 Prozent wollen deshalb sogar mehr Personal einstellen.
Auch auf dem Arbeitsmarkt sieht es deshalb bei uns gut aus. In Deutschland ist heute fast jeder fünfte Arbeitsplatz in der IT zu finden. Mit 19,0 Prozent Anteil führt Deutschland die europäische IT-Beschäftigungsliste an, gefolgt von Großbritannien mit 18,6 Prozent, Frankreich mit 13,8 Prozent, Italien mit 9,5, Schweden mit 8,7 sowie die Niederlande mit 2,9 Prozent.
Das könnte doch noch besser werden, wenn ich beispielsweise lese, dass IDC ein weltweites Wachstum von 5,5 Prozent für das Jahr 2006 prognostiziert, dass insbesondere wachstumsorientierte Anbieter verstärkt mit neuen Geschäftsmodellen sowie Branchenkooperationen und -Communities reagieren werden. Die Einführung von angepassten Geschäftsmodellen, die gemeinschaftliche Weiterentwicklung von Produkten und Services (»Open-Source-Effekt«) sowie die Online-Bereitstellung von IT als Service (»Google-Effekt«) wird entsprechend forciert werden.
Da freut es mich doch zu vernehmen, dass Deutschland auch der größte ITK-Markt in Europa ist. Mit einem Volumen von 132,7 Mrd. Euro sind wir der größte Markt, gefolgt von den Briten mit 119,3 und Frankreich mit 93,7 Mrd. Euro. Auf den weiteren Plätzen für das Jahr 2005 stehen Italien mit 69,9 Mrd. Euro, Spanien mit 37,4 Mrd. Euro, die Niederlande mit 32,8 Mrd. Euro, Schweden mit 20,3 Mrd. Euro, Österreich mit 14,5 Mrd. Euro, Dänemark mit 13 Mrd. Euro, Portugal mit 8,9 und Irland mit 6,6 Mrd. Euro.
Und: IT trifft Business ? zumindest auf Management-Ebene. 83 Prozent der von Accenture befragten Business-Manager von größeren Unternehmen in Großbritannien gaben an, dass IT in den letzten drei Jahren die größte Rolle in puncto Produktivitätssteigerungen gespielt hat. IT-Manager stimmen dem zu 70 Prozent zu. Auf der anderen Seite sehen Business- beziehungsweise IT-Manager die Quote des Scheiterns von IT-Projekten bei 41 Prozent beziehungsweise 70 Prozent. Als Hauptgrund wird unisono angegeben, dass sich die fachlichen Anforderungen im Projektverlauf geändert hätten. Accenture sieht in der Umsetzung der »5 Is« ? Industrialisierung, Innovation, Information, Integration und Infrastruktur ? eine der wesentlichen Voraussetzungen, die neuen Anforderungen zu meistern. Bei Unternehmen dienen 43 Prozent der neuen Projekte der Produktionssteigerung, bei durchschnittlichen IT-Abteilungen weniger als 33 Prozent.
Und wenn Sie jetzt genug von Zahlen haben, dann gehen Sie doch einfach mal wieder bowlen.
Wolfgang Franklin, Vorsitzender des Vorstandes, CIOFORUM e.V.
CETERUM CENSEO stellt die Meinung von Mitgliedern des CIOFORUMS dar. Diese muss nicht identisch mit der Meinung der Redaktion sein.


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