Chance für einen Neuanfang. Die Perspektiven deutscher Systemhäuser sind nicht schlecht, auch wenn mit der Ibex AG eine der zehn Top-Firmen hierzulande überraschend Insolvenz angemeldet hat.

Chance für einen Neuanfang

Denn das Investitionsklima hat sich aufgehellt, die Auftragsbücher, so hört man in der Branche, sind wieder gut gefüllt, und zudem sind mittlere Systemhäuser attraktive Übernahmekandidaten für größere Mitbewerber wie PC-Ware, die sich gerade mit dem Kauf der Senas AG verstärkt hat.

Die Insolvenz der Augsburger Ibex AG ist denn auch kein Zeichen dafür, dass die Branche weiter in der Krise steckt. Das Kerngeschäft der Schwaben, High-End-Storage, hat sicher eine Überlebenschance und dürfte das Interesse von Investoren wecken. Die Gründe für die Zahlungsunfähigkeit sind vielmehr hausgemacht. Statt lohnende Sparten auszubauen und sich ganz drauf zu konzentrieren, hat sich der Vorstand in der Vergangenheit verzettelt. Miet-PCs, Netzwerk und IT-Sicherheit, Marketingdienstleistungen wie Call-Center ? das zusammen überforderte ein Systemhaus mit zuletzt 125 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 86 Millionen Euro. Zudem hat der Vorstand zu lange an einem geplanten Börsengang festgehalten und viel Geld für Berater ausgegeben. Geld, das zuletzt dringend für das operative Geschäft benötigt, aber nicht beschafft wurde.

Wenn die Ibex AG eine realistische Überlebenschance hat, liegt es sicher nicht am Vorstand, sondern an gut qualifizierten und motivierten Mitarbeitern. Sie, die mit ihren anonymen Umfrageergebnissen dazu beigetragen haben, dass Ibex von der EU unter die 50 besten Arbeitgeber des Jahres 2003 gewählt wurde, sind ein attraktives Kapital für einen Neuanfang. Das sieht im Prinzip auch Hersteller-Partner Hewlett-Packard so. Die Böblinger hätten bereits letztes Jahr gerne gesehen, wenn Ibex mit einem starken Partner zusammengegangen wäre. Die Möglichkeit hierzu bietet sich jetzt ? auch wenn die Umstände weniger erfreulich sind.