Mitarbeiterengpässe und mangelnde Motivation der Angestellten zählen zu den größten Gefahren in Unternehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der des Instituts für Personalwirtschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), des Haufe Personalmagazins und des Software-Anbieters Sage HR Solutions.
Die Initiatoren der Studie nehmen damit erstmals das Gebiet der Personal-Risiken unter die Lupe. Die Befragten bewerten fünf Personal-Risiken nach ihrer aktuellen Bedeutung auf einer Skala von null (kein wahrgenommenes Risiko) bis zehn(sehr hoch wahrgenommenes Risiko). Der durchschnittliche Indexwert über alle Risiken hinweg liegt aktuell bei 4,09 (bei 1.166 vollständigen Antworten).
Überdurchschnittlich werden das Engpassrisiko mit einem Punktwert von 5,68 sowie das Motivationsrisiko mit 5,03 bewertet. Während mit Engpassrisiko gemeint ist, dass offene Stellen nicht adäquat besetzt werden, beziffert das Motivationsrisiko die Befürchtung, dass Mitarbeiter Leistung zurückhalten oder sich zu sehr verausgaben. Die anderen drei Risiken Austritt (3,91), Anpassung (3,80) und Loyalität (2,05) erachten die Umfrageteilnehmer als geringer für die Personalarbeit ausgeprägt. Mit Austrittsrisiko ist die Gefahr gemeint, dass, dass hochqualifizierte Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Das Anpassungsrisiko drückt aus, dass die Anpassungsfähigkeit der Mitarbeiter an technologische und sonstige externe Entwicklungen gefährdet sein kann. Hinter dem Loyalitätsrisiko steht der Gedanke, dass Mitarbeiter dem Unternehmen bewusst Schaden zufügen könnten. »Die mittelmäßige Risikoeinschätzung hat uns hinsichtlich der aktuellen Themen wie Fachkräftemangel, Wettbewerb um die besten Talente und demografischer Wandel überrascht. Scheinbar nimmt ein Großteil der Geschäftsführer und Personaler potentielle HR-Risiken noch auf die leichte Schulter«, sagt Matthias Schneider, Vorstand der Sage HR Solutions AG.
Bei der Betrachtung der Personal-Risiken nach der Funktion der Befragten zeigt sich über fast alle Risiken hinweg, dass Mitarbeiter und Leiter der Personal-Abteilungen Gefahren höher einschätzen als Geschäftsführer. Bei einem Blick auf die Branchen verdeutlicht der Index, dass die Befragten aus der Automobilindustrie, der ITK-Branche, dem Gesundheitswesen sowie dem Kredit- und Finanzwesen Personal-Risiken überdurchschnittlich hoch einschätzen.
Um zu ermitteln, welche Personalpraktiken zur Prävention und Kontrolle der Risiken eingesetzt werden, wurde zusätzlich abgefragt, welche Personalinstrumente in den Unternehmen im Einsatz sind. So zeigt die Befragung beim Blick auf den Einsatz der HR-Werkzeuge zur Personalgewinnung, dass 49 Prozent der antwortenden Unternehmen auf traditionelle Rekrutierungskanäle wie Stellenanzeigen in Print-Medien sowie Personalvermittler setzen. E-Recruiting nutzen 39 Prozent, gefolgt von Referenzen und Empfehlungen mit 34 Prozent. Gut jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) hat bereits soziale Netzwerke als Kanal zur Mitarbeitergewinnung entdeckt. Was die Intensität betrifft, geben jedoch 44 Prozent der Social Media-nutzenden Unternehmen an, das Instrument nur in geringem Ausmaß einzusetzen. Bei den Auswahlverfahren dominieren auch eher herkömmliche, biographieorientierte Verfahren mit 42 Prozent deutlich vor simulationsorientierten (29 Prozent) und eigenschaftsorientierten (23 Prozent). Das klassische Vorstellungsgespräch und der eingereichte Lebenslauf haben demnach weiterhin mehr Relevanz als Assessment-Center, Rollenspiele oder Leistungstests.
Die derzeit wichtigste Personalpraktik zur Mitarbeitermotivation ist das Mitarbeitergespräch (41 Prozent), gefolgt von individuellen/teamorientierten Vergütungssystemen (36 Prozent) und Zielvereinbarungen (33 Prozent). Zu den seltener genutzten Personalpraktiken zählen Mitarbeiterbefragungen. Lediglich 30 Prozent der teilnehmenden Unternehmen nutzen dieses Instrument. »Wenn ich nur ein rudimentäres Stimmungsbild meines Unternehmens habe, kann ich Risiken schwer erkennen, sie kontrollieren und ihnen entgegenwirken«, gibt Sage HR-Vorstand Schneider zu bedenken. Der vollständige Ergebnisbericht findet sich zum kostenlosen Download unter www.pri.de.