Die Europäische Union verfolgt eine regulatorische Agenda für den digitalen Binnenmarkt, die darauf abzielt, die Belastungen und Kosten insbesondere für Start-ups und KMU zu reduzieren. Ein guter Zeitpunkt also für KMU die Digitalisierung in der eigenen Organisation massiv voranzutreiben.
Eine aktuelle Studie von Sage zeigt, dass die Digitalisierung von KMU ein enormes Wachstumspotenzial birgt. Demnach könnten durch eine stärkere Digitalisierung der kleinen und mittelständischen Unternehmen zusätzlich 628 Milliarden Euro Wirtschaftswachstum in der EU generiert werden. Hervorzuheben ist hier das Potenzial digitaler Werkzeuge wie der elektronischen Rechnungsstellung (E-Invoicing), die als Katalysator für Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit europäischer KMU fungieren kann. Laut den Ergebnissen ist die Digitalisierung einer der stärksten Wachstumshebel zur Förderung des europäischen Binnenmarkts.
Digitalisierung ist heute nicht mehr länger nur eine Option, sondern sie ist vielmehr zu einer Notwendigkeit geworden. Mit ihr erhalten KMU die Werkzeuge, die sie benötigen, um im Wettbewerb zu bestehen, ihre Effizienz zu steigern und mit innovativen Lösungen auf die sich ständig ändernden Bedürfnisse ihrer Kunden flexibel zu reagieren. Dieser Transformationsprozess erfordert jedoch die aktive Beteiligung aller Interessengruppen, einschließlich der politischen Entscheidungsträger und der Unternehmen selbst. In Deutschland, der größten Volkswirtschaft Europas, kann die Politik durch ihre entscheidende Rolle im Zuge dieses Wandels einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass KMU die notwendigen Ressourcen und Rahmenbedingungen erhalten, um die Vorteile der Digitalisierung voll auszuschöpfen.
Die Reduzierung des Verwaltungsaufwands für Unternehmen ist ein wichtiger erster Schritt. Dies wurde erst kürzlich von den Digitalministern aus Estland, Deutschland, Lettland und Litauen, die sich zum sogenannten Innovation Club zusammengeschlossen haben, in ihren Vorschlägen für Reformen in der europäischen Digitalpolitik gefordert. Dabei betonen sie, dass systematische Hindernisse und kumulative regulatorische Belastungen ermittelt und angemessen angegangen werden müssen. Die Politik sollte darauf hinwirken, ein günstiges Regelungsumfeld für die Digitalisierung von KMU zu schaffen. Nicht nur der Abbau bürokratischer Hemmnisse gehört dazu, sondern auch die Vereinfachung von Steuervorschriften und die Bereitstellung klarer Leitlinien für Datenschutz und Cybersicherheit.
Der Ausbau der digitalen Infrastruktur ist ein weiterer wichtiger Aspekt, um KMU in Deutschland Zugang zu schneller und zuverlässiger Konnektivität zu ermöglichen. Die deutsche Politik sollte Investitionen in diesen Bereichen Priorität einräumen, um sicherzustellen, dass KMU unabhängig von ihrem Standort gut vernetzt sind.
Wie die Digitalminister hinweisen, sind Daten der Treibstoff der modernen Wirtschaft. KMU müssen Daten effizient nutzen können, um tiefere Einblicke in ihre Geschäftsprozesse, Kundenverhalten und Markttrends zu gewinnen. Die datengestützte Entscheidungsfindung als Katalysator zur Erschließung neuer Wachstumsmöglichkeiten darf folglich nicht vernachlässigt werden.
Auch der Faktor Standardisierung spielt in Sachen Digitalisierung zunehmend eine wichtige Rolle. Die Verwendung gemeinsamer technischer Standards erleichtert den Austausch und die Verknüpfung von Daten, was die Interoperabilität verschiedener Geschäftsformen (B2B, B2C, et cetera) erheblich verbessern und KMU mehr Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und zum Wachstum bieten kann.