Wie schlägt sich ein kompaktes All-in-One-System mit Weitwinkel-, Telekamera und 14-Mikrofon-Audio im Meetingraum? Wir haben die Insta360 Connect im Praxistest ausprobiert – und spannende Stärken wie auch kleine Grenzen entdeckt.
Insta360, gegründet im Juli 2015 in Shenzhen, China, hat sich als innovativer Hersteller von 360°- und Action-Kameras weltweit etabliert. Mit einem deutschen Büro in Berlin und weiteren internationalen Standorten entwickelt das Unternehmen fortschrittliche Hard- und Softwarelösungen für immersive Bildverarbeitung und mobile Content-Erstellung. Der Schwerpunkt des Sortiments liegt auf kompakten, KI-gestützten Kamerasystemen für professionelle und private Anwendungen, darunter Action-Cams, VR-Kameras und Smartphone-Gimbals. Neben den Webcams Link, Link 2 und Link 2C hat der Hersteller sein Sortiment um die All-in-One-Videobar Insta360 Connect erweitert. Wir haben uns das System mit integriertem Weitwinkel- und zusätzlichem Gimbal-Teleobjektiv intensiv angeschaut.
Insta360 präsentiert mit der „Connect“ seine Expertise im Bereich Bild und Ton und reiht sich damit in den aktuellen Trend der All-in-One-Videosysteme ein. In kleinen bis mittleren Meetingräumen für bis zu 14 Personen oder in Klassenzimmern integriert sich das System ohne große Anforderungen an den Raum. Genutzt wird grundsätzlich der BYOD-Modus über USB, also die Verwendung eines Notebooks oder Tablets mit der eigenen Software. Dabei besteht Kompatibilität zu den klassischen UC-Clients wie Microsoft Teams, Google Meet, GoTo Meeting, Webex, Zoom und vielen weiteren. Eine Zertifizierung für Zoom steht zum Zeitpunkt unseres Tests im Juli/August 2025 kurz vor dem Abschluss.
Es besteht die Möglichkeit, entweder einen einzelnen Bildschirm oder ein Dual-Screen-Setup zu nutzen. Die Bildschirme können wahlweise als erweiterte Anzeige oder als Spiegelbild des Hauptbildschirms konfiguriert werden.
Tabelle Insta360 Connect: Leistungsumfang und BewertungDas System wird mit Kamera und neigbarem Tischständer, zwei HDMI-Kabeln (je 1,8 Meter), einem USB-C-Kabel (1,8 Meter) und Netzadapter geliefert. Der HDMI-Port unterstützt Auflösungen bis 3840 × 2160 Pixel (4K) mit 30 FPS. Wandhalterung und TV-Mount sind optional erhältlich. Zur Konfiguration kann die hochwertige Fernbedienung oder ein optional erhältliches Touchpad (719,99 Euro) genutzt werden. Steht beides nicht zur Verfügung, ist auch die Steuerung per USB-A-Maus möglich.
Das Konfigurationsmenü der Kamera kann direkt nach dem Anschluss an den Raumbildschirm aufgerufen werden – eine Netzwerkverbindung ist dazu nicht notwendig. Neben der Auswahl zwischen Whiteboard- und Meeting-Funktion sind hier alle Einstellungen zusammengefasst. Alternativ kann direkt auf die Freisprechfunktion zugegriffen werden, wenn es sich um eine reine Audiokonferenz handelt. Die Konfiguration ist in knapp zehn Minuten vollständig abgeschlossen – ein Pluspunkt für die schnelle Integration in Unternehmens-Meetingräume.
Sollten die beiliegenden Kabel nicht ausreichen, bietet der Hersteller hochwertige Zubehörkabel (USB-C, USB-A auf USB-C sowie HDMI) in Längen bis zu 30 Metern an, um auch größere Räume zuverlässig auszustatten. Die Netzwerkverbindung ermöglicht Online-Updates, weitere wesentliche Online-Funktionen werden nicht unterstützt.
Neben der Weitwinkelkamera mit 110 Grad Raumerfassung und 16 mm Brennweite verfügt die Videobar über eine PAN-Tilt-Telekamera mit Gimbal-Steuerung zur Erfassung des aktuellen Sprechers in Echtzeit. Dazu erkennt die Kamera den Sprecher per Sprach- und Gesichtserkennung sowie anhand der Lippenbewegung.
Die Geschwindigkeit der Sprecherverfolgung kann individuell in drei Stufen angepasst werden. Zur automatischen Bildauswahl stehen die Modi „Gruppenbild“, „Vortragsmodus“, „Gallery-Modus“ und eine vollständig manuelle Bildauswahl bereit.
Beim Gruppenbild werden alle Teilnehmer in einer Panorama-Ansicht fortlaufend erfasst, auch nachträglich hinzukommende Personen. Im Vortragsmodus (Sprechermodus) wird der aktive Sprecher stets möglichst bildfüllend gezeigt. Die Telekamera folgt ihm mechanisch mit nur geringer Verzögerung, wechselt automatisch bei Sprecherwechsel und arbeitet angenehm zuverlässig.
Eine interessante Zusatzfunktion: Sprechen Personen aus einer Entfernung von mehr als vier Metern, werden Gesichter durch „Portrait-AI“ beziehungsweise „AI-Resolution+“ in Echtzeit klarer dargestellt – was die Wahrnehmung deutlich verbessert.
Der Gallery-Modus stellt jeden Teilnehmer in einer eigenen Kachel mit 8K-Auflösung dar – eine überdurchschnittlich scharfe Portrait-Ansicht, die die übliche Ausschnittsvergrößerung anderer Systeme deutlich übertrifft. Diese Ansicht kann mit der Gruppenansicht kombiniert werden, wobei das Panorama in einem kleinen Bild an fünf wählbaren Positionen eingeblendet wird.
Bei manueller Bildauswahl lässt sich von der Weitwinkelansicht bis zu einer 6-fach-Zoom-Ansicht wechseln. Wird die Gimbal-Kamera nicht genutzt, fährt sie automatisch zur Seite, die Weitwinkelkamera kann mechanisch verdeckt werden. Dabei werden auch die Mikrofone deaktiviert, um unerlaubte Aufnahmen zu verhindern. Die Bildauswahl kann jederzeit per Fernbedienung, auch während eines Meetings, geändert werden.
Das Wichtigste in einem Online-Meeting ist der Ton. Selbst wenn das Bild kurz einfriert, geht bei guter Tonübertragung nichts vom wesentlichen Inhalt verloren. Um dies sicherzustellen, hat Insta360 die Videobar mit 14 Mikrofonen und einer Reichweite von bis zu 10 Metern ausgestattet. Im Test filterte das System zuverlässig Tastaturgeräusche und Klimaanlagenrauschen. Auch im Belastungstest mit 70 dB Raumakustik – vergleichbar mit starkem Bürolärm – blieben die Stimmen klar verständlich, der Lärm war kaum wahrnehmbar. Ein überdurchschnittliches Ergebnis.
Die Mikrofone und der Lautsprecher lassen sich zudem per Bluetooth für den Freisprechmodus nutzen. So kann die Connect klassische Konferenztelefone vollständig ersetzen – ein Vorteil, da der Tisch frei von Audiotechnik bleibt.
Die Grundeinstellungen für die Einbindung eines Whiteboards können problemlos über die Fernbedienung vorgenommen werden, sofern kein Meeting läuft. Die Erfassung der Fläche erfolgt automatisch oder manuell. Ideal sind Entfernungen bis 5 Meter, bei bis zu 8 Metern sind ebenfalls gute Ergebnisse möglich. Der Winkel zur Kamera sollte 60 Grad nicht überschreiten. Mit der zuschaltbaren Option „Bildverbesserung“ wird der Kontrast erhöht, sodass auch bei schlechter Beleuchtung dünne Striche klarer erkennbar sind. Diese Funktion führte im Test zu einer deutlichen Qualitätssteigerung.
Optional kann der Moderator als Overlay eingeblendet werden, ohne das Whiteboard zu verdecken – im Test funktionierte dies ab einer Entfernung von 3 Metern besonders gut.
Passend zum Test erhielten wir die Firmware-Version 1.1.20. Das Online-Update dauert weniger als zehn Minuten. Alternativ kann die Firmware per USB-Stick installiert werden, wenn Sicherheitsvorgaben dies erfordern. Ein laufendes Update wird durch eine LED unter den beiden Kameras angezeigt.
Der Stromverbrauch der Kamera liegt trotz zweier Kameras und hochwertiger Ausstattung im unteren Drittel bisher getesteter Videosysteme.
Wer ein hochwertiges Plug-and-Play-Meetingraumsystem mit sehr guter Bild- und Tonqualität sucht, macht mit der Insta360 Connect nichts falsch. Das System liefert in beiden Bereichen überdurchschnittliche Ergebnisse.
Gesamtwertung: 90 Punkte (sehr gut)