Digital Sovereignty Index von Nextcloud

Deutschland bei DSI-Premiere auf Platz 2

7. August 2025, 14:40 Uhr | Sabine Narloch
© Hyejin Kang-shutterstock.com

Wie verbreitet sind digital hoheitliche Infrastrukturen? Dieser Frage ist das Unternehmen Nextcloud zumindest im Hinblick auf 50 Open-Source-Tools nachgegangen. Eins der Ergebnisse: Deutschland liegt dabei in einem großen Ländervergleich auf Platz 2.

Im Streben nach digitaler Souveränität und Vermeidung von Abhängigkeiten spielen digital souveräne Infrastrukturen eine wichtige Rolle. Doch wie gängig sind diese und wie misst man deren Verbreitung?

Nextcloud, Anbieter einer Kommunikationsplattform, hat sich nun an dieses Thema gemacht. Die Vorgehensweise beschreibt Sebastian Raible, Leiter für EU-Beziehungen bei der European Open Source Business Association Apell in Brüssel, wie folgt: „Zur Erstellung des Digital Sovereignty Index haben wir uns auf Daten von Shodan.io gestützt, einer Suchmaschine, die das Internet nach öffentlich zugänglichen Servern durchsucht. Für jede der Anwendungen haben wir nach länderspezifischen IP-Adressen gesucht, die diese Tools sichtbar ausführen. Dies basierte auf identifizierbaren Mustern in den zurückgegebenen HTML- oder anderen Metadaten.“ 

Für den Digital Sovereignty Index (DSI) wurden dann rund 50 beliebte selbst gehostete Softwarelösungen für File Hosting, Groupware, Kollaboration und Projektmanagement erfasst. Die Anzahl der Implementierungen pro 100.000 Einwohner wurde in Vergleich zu anderen Ländern gesetzt; verglichen wurden 57 Länder weltweit. Dabei weist Nextcloud selbst darauf hin, dass der DSI kein aboluter Maßstab für Souveränität sei, jedoch dafür einen Indikator liefere. 

Länder-Ranking im DSI-Report

Laut DSI-Report schnitt Deutschland insgesamt sehr gut ab: So führt das internationale Feld in der Gesamtwertung zwar Finnland mit einer Punktzahl von 64,5 an, danach folgt aber mit 53,85 Punkten bereits Deutschland auf Platz zwei. Den dritten Platz belegen die Niederlanden (36,32). Es folgen Frankreich (25,1) auf Platz vier, die Schweiz (23,32) auf Platz fünf, Island (22,58) auf Platz sechs, Irland (22,03) auf Platz sieben, Österreich (20,23) auf Platz acht, Estland (18,04) auf Platz neun und Luxemburg (17,72) auf Platz zehn. Lettland (16,63) machte Platz elf, und Litauen (16,1) den zwölften Platz. Damit liegen die baltischen Staaten, die für ihre digitalen Behördenleistungen bekannt sind, nur knapp über dem EU-Durchschnitt von 16 Punkten, wenn es um den Aspekt der digitalen Souveränität geht. Die Plätze 13 und 14 gehen an Kanada (14,94) und die USA (14,88).

„Die Untersuchung zeigt ein hohes Bewusstsein in Deutschland. Privatpersonen sowie kleine und mittlere Unternehmen nutzen selbst gehostete Technologien, die oft Open Source sind. Behörden sind jedoch nach wie vor weitgehend von großen Technologieunternehmen abhängig. Diese Kluft zeigt, dass öffentliche Verwaltung stark von ausländischen Big-Tech-Anbietern abhängig sind, während die Bevölkerung und kleine Unternehmen tatsächlich Wert auf digitale Souveränität legen“, sagt Frank Karlitschek, CEO und Gründer von Nextcloud. 

Über alle Kategorien hinweg zeigt sich Deutschland als eines der ausgewogensten Profile. So liegt Deutschland bei Sovereign Communication, Sovereign Groupware, Sovereign Projects und Self-hosting tech jeweils hinter Finnland an zweiter Stelle. In der Kategorie Sovereign Data führt Deutschland sogar mit 67,2 Punkten vor Finnland (54,9).

„Das Ziel der Stärkung der technologischen Souveränität besteht darin, Abhängigkeiten zu verringern und die Kontrolle und Sicherheit personenbezogener Daten sowie von Geschäftsgeheimnissen von Unternehmen zu verbessern. Darüber hinaus brauchen wir jedoch offene technologische Souveränität, da öffentlicher Dienst und Privatwirtschaft in Europa nur mit Open Source nachhaltig innovativ sein und Neues schaffen können. Wir begrüßen den Digital Sovereignty Index, da er zeigt, wie die europäischen Länder in dieser Hinsicht abschneiden“, sagt Raible.

Zur Methodik: Nextcloud hat am 28. Juli 2025 in über 50 Ländern die Nutzung von etwa 50 beliebten selbst gehosteten Softwarelösungen für File Hosting und Zusammenarbeit, Groupware, Kollaboration und Projektmanagement auf mehr als 7,2 Millionen Servern untersucht. Der DSI-Wert verwendet eine Zahl zwischen 0 und 100, um die Anzahl der Implementierungen pro 100.000 Einwohner im Vergleich zu anderen Ländern im Index anzuzeigen. Je höher der Wert, desto sichtbarer ist souveräne Infrastruktur. Der DSI ist kein absoluter Maßstab für Souveränität, aber er liefert einen Indikator auf die Entscheidungen, die eine Gesellschaft für ihre Daten trifft. Wichtig ist zu beachten, dass der Index auf der Anzahl der Bereitstellungen basiert und nicht auf deren Größe. Da kleine und mittlere Unternehmen sowie privat betriebene Server, weitaus zahlreicher sind als größere Organisationen wie Regierungen oder Großunternehmen, sagt der Index mehr über die Entscheidungen von Einzelpersonen und kleinen Unternehmen aus als über dasVerhalten von Behörden oder Konzernen. Die Untersuchung wurde zum ersten Mal durchgeführt. 

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