Personalwesen

Wenn KI und HR-Experten kooperieren

7. Oktober 2024, 17:30 Uhr | Autor: Oliver Rozic / Redaktion: Sabine Narloch
© Fotolia, kebox

Künstliche Intelligenz kann in Personalabteilungen Arbeiten übernehmen und Verwaltungslast reduzieren – allerdings gilt es auch Bedenken auszuräumen.

Angesichts steigender Arbeitsbelastung, knapper Budgets und den Herausforderungen der Mitarbeiterbindung steigt der Druck auf Personalverantwortliche. Entsprechend suchen HR-Experten nach innovativen Lösungen und können diese in der strategischen Implementierung Künstlicher Intelligenz (KI) finden.

Dabei ist KI bei der Automatisierung repetitiver administrativer Aufgaben besonders effektiv, beispielsweise der Dateneingabe, der Erstellung von Berichten oder dem Verfassen von Routine-Dokumenten wie Stellenanzeigen oder Mitarbeitermitteilungen. KI kann in diesen Einsatzbereichen nicht nur die Arbeitsbelastung reduzieren, sondern auch Fehler minimieren.

Über Automatisierung hinaus

Die Leistungsfähigkeit von KI geht jedoch über die einfache Automatisierung hinaus. Durch die Analyse riesiger Datenmengen kann KI Muster und Trends erkennen, die für menschliche Analysten möglicherweise nicht ohne weiteres ersichtlich sind. Diese Fähigkeit ermöglicht es HR-Experten, datengestützte Entscheidungen zu treffen, anstatt sich auf Intuition oder Vermutungen zu verlassen.

Ein Beispiel: Per KI lassen sich Mitarbeiterdaten analysieren, um Faktoren zu identifizieren, die zu hoher Leistung beitragen. Gibt es bestimmte Muster in der Ausbildung, der Berufserfahrung oder den Softskills von Mitarbeitern, die besonders erfolgreich sind? Diese Erkenntnisse können genutzt werden, um gezieltere Recruiting-Strategien zu entwickeln, die besten Talente anzuziehen und die Erfolgsquote bei Neueinstellungen zu erhöhen.

Umgekehrt kann KI dabei helfen, die Gründe für Mitarbeiterfluktuation zu verstehen. Verlassen Mitarbeiter das Unternehmen aufgrund von Unzufriedenheit mit dem Gehalt, mangelnden Entwicklungsmöglichkeiten oder einem schlechten Arbeitsklima? Durch die Analyse von Daten wie Kündigungsgründen, Mitarbeiterbefragungen und Leistungsbeurteilungen erkennt eine Künstliche Intelligenz Muster, die auf die Ursachen für Fluktuation hinweisen. HR-Experten sind dadurch in der Lage, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um die Mitarbeiterbindung zu stärken, die Arbeitszufriedenheit zu erhöhen und wertvolle Mitarbeiter im Unternehmen zu halten.

Und auch bei der Planung von Personalentwicklungsmaßnahmen lässt sich Künstliche Intelligenz anwenden. Durch den Abgleich der Fähigkeiten der Mitarbeiter mit den aktuellen und künftigen Anforderungen des Unternehmens kann KI gezielte Entwicklungspläne und Weiterbildungsmöglichkeiten empfehlen. So werden Mitarbeiter gezielt gefördert und auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet.

Verantwortungsvoller Einsatz

Obwohl der Einsatz von KI im Personalwesen Vorteile bieten kann, ist es wichtig, potenzielle Herausforderungen zu erkennen und anzugehen. Ein zentrales Anliegen ist das Risiko, dass sich Vorurteile in KI-Modelle einschleichen, insbesondere in Bereichen wie der Bewerberauswahl. KI-Modelle sind nur so gut wie die Daten, mit denen sie trainiert werden. Wenn die Trainingsdaten bestehende Vorurteile widerspiegeln, wird das KI-Modell diese Vorurteile wahrscheinlich fortführen. Daher ist es wichtig, die Trainingsdaten sorgfältig auszuwählen und Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um Vorurteile abzuschwächen.

Eine weitere Herausforderung ist das Phänomen der „Halluzination“, wenn KI-Modelle Ergebnisse erzeugen, die sachlich falsch oder unsinnig sind. Obwohl die laufende Forschung darauf abzielt, Halluzinationen zu minimieren, ist es essenziell, sich daran zu erinnern, dass KI nicht unfehlbar ist. Menschliche Kontrolle bleibt unerlässlich, insbesondere bei der Überprüfung und Validierung der von KI generierten Vorschläge und Analysen.

Die Zukunft der Personalabteilung ist kooperativ

Die Integration von KI in die Personalabteilung ist keine Frage des „Ob“, sondern des „Wann“. Innerhalb weniger Jahre werden die meisten, wenn nicht alle Personalabteilungen, KI in irgendeiner Form einsetzen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass HR-Experten durch Roboter beziehungsweise Software ersetzt werden. Stattdessen liegt die Zukunft der Personalabteilung in einem kooperativen Ansatz, bei dem KI-Tools die menschliche Expertise ergänzen. Das erfordert von HR-Experten die Entwicklung neuer Fähigkeiten, wie Datenkompetenz und ein grundlegendes Verständnis der Funktionsweise von KI.

Die erfolgreiche Integration von KI in die Personalabteilung hängt von einem durchdachten und ethischen Ansatz ab, der sicherstellt, dass KI-Tools dazu verwendet werden, den menschlichen Faktor im Personalwesen zu stärken und nicht zu schwächen. Indem sie das Potenzial der KI nutzen und gleichzeitig ihre Grenzen im Auge behalten, können HR-Experten eine Zukunft gestalten, in der Technologie die menschliche Verbindung und Erkenntnis stärkt und nicht ersetzt.

Oliver Rozic ist Vice President Product Management HR & Payroll bei Sage


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