Die 16- bis 24-Jährigen, die jetzt in den Arbeitsmarkt eintreten, sind anspruchsvoll, stellen aber auch teilweise widersprüchliche Anforderungen: zum einen der Wunsch nach flexiblen Arbeitsstrukturen, andererseits das Bedürfnis nach Sicherheit und Orientierung. Homeoffice lehnen sie mehrheitlich ab.
Viele junge Menschen leiden in besonderem Maße unter der Pandemie und den damit verbundenen Kontaktbeschränkungen. Fernunterricht beziehungsweise Online-Studium haben bei vielen der heute 16- bis 24-Jährigen zu einem Gefühl von sozialer Isolation geführt. Zudem gelingt es ihnen in den eigenen vier Wänden nur schwer, sich zum Lernen zu motivieren. Entsprechend ablehnend steht die sogenannte Generation Z, die jetzt nach und nach ins Berufsleben eintritt, dem Thema Homeoffice gegenüber.
Diese Ergebnisse ergab eine im US-Fachblatt Nature veröffentlichte internationale Studie von Microsoft, für die weltweit fast 61.000 Beschäftigte zwischen Dezember 2019 und Juni 2020 befragt wurden. Demnach wollen 60 Prozent der 16- bis 24-jährigen nicht im Homeoffice arbeiten. Zwar erwarten 70 Prozent von ihnen, dass ihr Arbeitgeber Remote Work grundsätzlich ermöglicht. Sie selbst verbringen ihre Arbeitszeit aber lieber mit den Kollegen im Büro. Dieser Widerspruch beschreibt das für die Generation Z charakteristische ambivalente Verhältnis zu flexiblen Arbeitsweisen: Die Unternehmen sollen sich mit entsprechenden Angeboten als fortschrittliche Arbeitgeber präsentieren. Die 16- bis 24-Jährigen selbst wollen sie aber gar nicht unbedingt in Anspruch nehmen.
Zu ähnlich ambivalenten Ergebnissen kommt eine Studie von Zenjob. Demnach wünscht sich die Mehrheit der der Teilnehmer zwischen 16 und 24 Jahren zwar feste Arbeitszeiten. Jedem Zweiten ist aber auch ein gewisses Maß an Flexibilität im Arbeitsalltag wichtig. Grundsätzlich hat laut der Befragung Autonomie einen hohen Stellenwert: Die überwiegende Mehrheit der jungen Studienteilnehmer (83 Prozent) will sich ihre „feste“ Arbeitszeit selbst einteilen, um nach dem eigenen Rhythmus arbeiten zu können. Allerdings fühlt sich die Hälfte eigenen Angaben zufolge von der Selbstorganisation häufig überfordert – und steht damit dem Arbeiten von zu Hause wieder eher skeptisch gegenüber.
Es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum Homeoffice in der Generation Z unbeliebt ist: die Sorge, die Arbeit zuhause könne sich negativ auf die Karriere auswirken. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage im Auftrag des Karriereportals LinkedIn unter rund 1.000 Beschäftigten in Deutschland. Demnach glaubt in der Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen jeder Zweite, Mitarbeiter würden von Vorgesetzten weniger wahrgenommen und bei Beförderungen leichter übergangen, wenn sie zuhause arbeiten. Auch die fehlende Möglichkeit, von Kollegen zu lernen, wurde häufig als Argument gegen Homeoffice genannt. Fast die Hälfte (47 Prozent) der jungen Beschäftigen würde daher lieber ausschließlich im Büro arbeiten. Die sonst so beliebte hybride Variante, also ein Mix aus Büro und Homeoffice, wünschen sich in der Gen Z nur 29 Prozent.
Trotz dieser Bedenken steht die Karriere bei den ganz Jungen aber auch nicht an oberster Stelle. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Personaldienstleisters Randstad unter mehr als 1.000 Beschäftigten ab 16 Jahren. Demnach streben in der Altersgruppe 16-29 Jahre nur 41 Prozent der Befragten eine Position mit Führungsverantwortung an. Ein attraktives Gehalt hat aber dennoch einen hohen Stellenwert: 83 Prozent gaben an, materieller Wohlstand sei ihnen bei der Gestaltung ihres Lebens am wichtigsten. Ein sicherer Arbeitsplatz und Weiterbildungen sind für 62 beziehungsweise 60 Prozent der Befragten entscheidende Kriterien. Und für mehr als die Hälfte kommt es auf eine gute Work-Life-Balance an.