Verkehrte Welt dieses Mal bei Computacenter: Im Heimatland Großbritannien entwickelt sich das Geschäft rückläufig. In Deutschland dagegen legt das Systemhaus zu. Generell läuft es auf dem Kontinent nicht schlecht. Jubel angesichts des Nachholbedarfs bei IT-Services ist aber fehl am Platz.
Ron Sandler, Chairman beim britischen Systemhaus Computacenter, hatte in der Vergangenheit immer wieder auf die Herausforderungen des Marktes hingewiesen und die Strategie ausgegeben, dass man Bereiche stärker ausbauen wolle, die höhere Margen versprechen. An Deutschland lag es dieses Mal nicht, dass die Briten insgesamt auf ein enttäuschendes Halbjahr 2007 blicken müssen.
Im besten Fall, so die vorläufige Zwischenbilanz, werde Computacenter in den ersten sechs Monaten 2007 einen operativen Gewinn auf Vorjahresniveau schreiben. Im ersten Halbjahr hatten die Briten bei einem Umsatz von umgerechnet 1,63 Milliarden Euro einen Gewinn von 16,8 Millionen Euro erzielt. »Sowohl das Produktals auch das Servicegeschäft erzielte in Großbritannien ein enttäuschendes Ergebnis«, so Sandlers Zwischenbericht für dieses Jahr. Ein schwacher Trost, dass der Manager immerhin von einer Erholung im zweiten Quartal sprach. Für die Zukunft beunruhigender ist die Entwicklung, dass Computacenter Vertragsverlängerungen mit Kunden offenbar nur unter erheblichen Zugeständnissen im Preis abschließen konnte, bei einigen wichtigen Verträgen nützte auch das nicht: sie gingen verloren.
Anders als in der Vergangenheit zeigten sich Lichtblicke auf dem Kontinent und hier vor allem bei der deutschen Tochterfirma mit Hauptsitz in Kerpen. Deutschland-Chef Colin Braun dürfte seinen Rücken gestärkt haben: Hierzulande verzeichnete Computacenter das beste erste Halbjahr seit die Briten das IT-Geschäft der ehemaligen General Electric-Tochter Compunet Anfang 2003 übernommen haben. Das hat durchaus nachvollziehbare Gründe. Großbritanniens Industrie und Dienstleistungssektor setzt schon lange auf Outsourcing, bzw. Teilauslagerungen von IT-Aufgaben. Der IT-Servicemarkt ist dort, im Gegensatz zu Deutschland, ein reifer Markt. Entsprechend hoch ist der Wettbewerbs- und Preisdruck, der mit zunehmender Reife eines Marktes einhergeht. Eine Entwicklung, die IT-Serviceanbietern in Deutschland noch bevorsteht, bzw. bei einigen Services wie dem Desktop-Management bereits beklagt wird.
In diesem Jahr werden jedenfalls Systemhäuser, die sich vom Produktgeschäft weg und zu IT-Services hin bewegen, auf ein wachstumsstarkes Marktumfeld in Deutschland bauen können. So sieht es auch Colin Brown: Die gute Entwicklung von Computacenter Deutschland werde sich bei den guten Marktbedingungen über das gesamte Jahr fortsetzen. 2006 hatte Brown zwar ein Umsatzplus von 5,9 Prozent auf 958,4 Millionen Euro verzeichnet, musste aber einen Rückgang beim operativen Gewinn auf 4,1 Millionen Euro in die Londoner Firmenzentrale melden.