»Cross-Selling ist ein Prinzip« (Fortsetzung)
- »Cross-Selling ist ein Prinzip«
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Und was sind die treibenden Kräfte Ihres Geschäfts?
Der größte Treiber ist der Markt für kleine und mittlere Unternehmen. Dazu gehören 70 Prozent unserer Kunden. Vor drei, vier Jahren hat man gedacht, eine integrierte Suite könne alle Anforderungen an Unternehmenssoftware erfüllen. Doch das hat nicht funktioniert. Die Anwender wollen die beste Funktionalität, die sie bekommen können. Und natürlich brauchen sie Integrationen mit ihrem Backoffice – bei Großunternehmen läuft dort meist Software von SAP oder Oracle.
Gibt es auch neue Technologien, die den Umsatz voranbringen?
In den kommenden drei, vier Jahren wird sich bei SOA viel tun. Der Grund dafür ist langfristige Interoperabilität, die dadurch erreicht werden kann. Man bekommt Zugang zu gemeinsamen Daten und eine ähnliche Benutzeroberfläche für verschiedene Applikationen unterschiedlicher Hersteller. Software-as-a-Service hat auch viel Aufmerksamkeit bekommen. Es gibt bestimmte Applikationen, die sich für diese besondere Weise der Bereitstellung eignen. Das sind vor allem solche für geografisch verteilte Mitarbeiter. In unseren Hauptmärkten – Fertigung, Distribution und Finanzwesen – sehen wir bislang allerdings nicht viel Nachfrage nach Software als Service.
Wie bringen Sie denn Ihre Applikationen in Richtung SOA?
Wir bauen die serviceorientierte Architektur in jedes Release unserer Applikationen ein. Damit haben wir bereits begonnen und das wird die kommenden Jahre so weitergehen. Unsere SOA-Architektur beruht auf Open Source und ist kostenlos. Oracle und SAP hingegen bauen beide proprietäre Infrastrukturen für SOA auf, die die Kunden einsperren.
Aber auch Sie werden nicht wollen, dass die Kunden freizügig Services verschiedener Anbieter kombinieren?
Wenn wir bei Großunternehmen Chancen haben wollen, dann müssen wir koexistieren können. Wir wollen die Investitionen der Kunden schützen und die Möglichkeit bieten, neue Technologien zu integrieren.
Ein wesentlicher Unterschied zu den Wettbewerbern ist, dass Infor nicht als Infor agiert, sondern mit zahlreichen kleineren Produktlinien aus vielen Übernahmen auftritt.
In gewisser Weise ja, aber Infor ist durchaus ein einheitliches Unternehmen. Wir haben viele Produkte und etliche davon spielen nur in bestimmten geografischen Märkten eine Rolle. Aber die Anwender sehen Infor inzwischen durchaus als ein Unternehmen, das eben verschiedene Produkte für verschiedene Marktsegmente hat. Die Konsolidierung in unserem Markt beschleunigt sich weiter. In fünf Jahren werden viele der kleineren Anbieter übernommen oder geografisch sehr begrenzt sein.
Das Geld für Ihre Zukaufstrategie kommt von der Kapitalanlagegesellschaft Golden Gate Capital, nicht wahr?
Ja, sie besitzt 80 Prozent des Unternehmens, der Rest gehört einer kleineren Private-Equity-Firma aus Boston sowie dem Management und den Angestellten von Infor. Golden Gate ist allerdings keine typische Private-Equity-Firma. Die durchschnittliche Beteiligungsdauer beträgt dort 12,5 Jahre. Insofern sind wir noch am Anfang des Prozesses.
Aber irgendwann werden die Investoren ihr Geld zurückhaben wollen. Sie könnten Infor verkaufen oder an die Börse bringen.
Ja, Private Equity wird sich eines Tages zurückziehen, das ist so. Infor hat allerdings sehr viel Ertrag erwirtschaftet und Golden Gate will deshalb noch mehr Geld für weitere Akquisitionen investieren. Es gibt keinen Druck, an die Börse zu gehen, und das Unternehmen steht auch nicht zum Verkauf. Wir können so weitermachen wie bisher. Wir haben aber eine interne Initiative, um bis Ende dieses Kalenderjahrs in der Lage zu sein, an die Börse zu gehen. Wir wollen alle Optionen haben, je nachdem, wie sich der Markt darstellt.