In der EU tauchen jährlich 60 Milliarden Euro, davon schätzungsweise bis zu 17 Milliarden Euro in Deutschland, quasi aus dem Nichts auf.
Editorial
Mit wundersamer Geldvermehrung hat dieses Phänomen leider nichts zu tun, denn beim Betrug mit Mehrwertsteuer geht es um Geld des Steuerzahlers, das unter den Augen handlungsunfähiger Staaten-Bürokratie in dunklen Kanälen verschwindet. Die Handelsgeschäfte und ein Teil der beteiligten Firmen stehen nur auf dem Papier, ein zu besteuernder Mehrwert wird nicht geleistet, aber dennoch wird von den Finanzämtern seit Jahren erschlichene Mehrwertsteuer an kriminelle Banden ausbezahlt. Ein Banküberfall ist ein komplexeres und weit risikoreicheres Unterfangen als über Scheinfirmen und nicht existenten Handel ins illegale Steuererstattungs-Business einzusteigen. Ob Mitarbeiter des Distributors Devil unbeabsichtigt oder vorsätzlich an den Karussellgeschäften beteiligt waren , wird die Staatsanwaltschaft zu klären haben. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, wäre dieser aktuelle Fall aber nur die Spitze eines Eisbergs.
Die EU-Bürokratie kann den ungefähren Schaden durch Mehrwertsteuer-Erschleichung ermitteln, Politiker lediglich Vorschläge gegen diesen unglaublichen Betrug erwägen. Wann allerdings wird der Systemfehler in der Mehrwertsteuerpraxis endlich beseitigt? Es wird überfällig, dass sich die Finanzminister der EU-Länder auf eine Reform einigen und sich nicht länger der Beihilfe zum Steuerbetrug schuldig machen.
Stattdessen aber setzen deutsche Steuerbeamte für Currywürste zwei Mehrwertsteuersätze fest: Wird sie an der Imbissbude im Stehen verzehrt, ist sieben Prozent fällig. 19 Prozent sind zu zahlen, wenn der hungrige Gast sie im Sitzen bei Tischen und Bänken verspeist. Die wirklich wichtigen Beschlüsse gegen Milliarden-Manipulationen bei der Mehrwertsteuer sind den staatlichen Organen offenbar ziemlich wurscht.
Mit den besten Grüßen
Martin Fryba
CRN-Chefredakteur