Das magische Auge im Netz. Durch netzwerkfähige Kameras wird Videoüberwachung ortsunabhängig. Klassische CCTV-Anbieter wehrten sich zwar lange gegen den Trend, mit der neuen Generation qualitativ hochwertiger IP-Kameras kann der IT-Handel nun jedoch zum Sturm auf die CCTV-Festung ansetzen.
USB- und Webcams wurden von Sicherheitsexperten lange belächelt ? zu Recht: Weder die Qualität der übertragenen Bilder noch die Zuverlässigkeit der Geräte reichte für halbwegs seriöse Anwendungen aus. Im Schatten dieser Low-End-Produkte haben jedoch einige IT-Firmen Kameras entwickelt, die auch gehobenen Ansprüchen genügen und den etablierten CCTV-Anbietern (Closed Circuit Television) jetzt Marktanteile wegnehmen. »Inzwischen erreichen Netzwerkkameras dieselbe Qualität wie CCTV-Geräte. Ihr großer Vorteil liegt darin, dass die aufgezeichnete Information nahezu uneingeschränkt verfügbar ist und sich vielfältig weiter bearbeiten lässt«, erklärt Klaus Middelanis, Produkt Spezialist CCTV und IP-Monitoring in der Abteilung Business Solutions & Marketing bei Sony Deutschland. Auch Peter Miotke, Director Business Development der Controlware GmbH, äußert sich optimistisch zu den Möglichkeiten der neuen Geräte: »Was sich bei konsequenter Anwendung von netzwerkfähigen Kameras an Einsatzszenarien bietet, übersteigt alle Möglichkeiten, die man im CCTV-Umfeld je hatte.« So sind CCTV-Kameras etwa stark an Kabellängen gebunden; müssen größere Entfernungen als 300 Meter überbrückt werden, fangen die Probleme schon an.
Ein Netzwerkanschluss ist dagegen nahezu überall vorhanden, die zunehmende Durchdringung des Marktes mit DSL-Anschlüssen macht die Technik nur noch interessanter. In Verbindung mit einer Flatrate, die sich im Geschäftsumfeld ohnehin anbietet, ist eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung unkompliziert möglich, auch ohne, dass eine Person ständig den Monitor »bewacht«. Was sich bei CCTV nur mit aufwändigen Server-Installationen bewerkstelligen lässt, ist bei den IP-Kameras oft schon integriert: »In unseren Kameras ist gleichzeitig eine Software für die Bildspeicherung und -auswertung enthalten und die Geräte besitzen die Intelligenz eines PCs«, erklärt Dr. Ralf Hinkel, Vorstand und Gründer der Mobotix AG, einem Vorreiter in dieser Hinsicht. Die Kameras benötigen für ihren Betrieb daher keine zentrale Steuerungssoftware auf einem Computer.
»Inzwischen gibt es bereits eine ganze Reihe von Großprojekten, die ausdrücklich für IP-Kameras ausgeschrieben werden. Und auch der professionelle Sicherheitsmarkt akzeptiert die Technologie allmählich«, weiß Hinkel. So wurde etwa die Überwachung der Häfen von Hamburg, Kiel und Bremerhaven mit dieser Technologie realisiert und auch eine Justizvollzugsanstalt nutzt sie bereits.
»Besitzt ein Händler Netzwerkkompetenz, kann er auch ohne weiteres IP-Kameras verkaufen«, glaubt Hinkel. Bei Controlware sieht man das zwar ähnlich, Miotke gibt aber zu bedenken, dass bei komplexeren Installationen, etwa der Überwachung mehrerer hundert Bahnstationen, wie sie Controlware zusammen mit Partnern im europäischen Ausland bereits aufgesetzt hat, neben dem Netzwerk-Know-how auch Montage- und Programmierkenntnisse eine Rolle spielen. »Spezialisierte Firmen aus dem CCTV-Bereich stoßen bei Netzwerkinstallation oder Programmierung noch an ihre Grenzen. Mittelfristig werden sie da aber sicherlich hineinwachsen«, meint Miotke. Bis es aber soweit ist, stehen die Chancen für den IT-Handel gut, diese Lücke zu besetzen.
Überwachung
wird erschwinglich
Neben diesen spektakulären Aufträgen, die für mehr Akzeptanz der IP-Technik im Sicherheitsmarkt sorgen, bringen aber besonders die kleinen Projekte den Markt voran. »Ich spreche in dem Zusammenhang gerne von der »New Security«: Durch die IP-Kameras tun sich neue Anwendungsgebiete auf, wie die Überwachung der Parkplätze von Autohändlern oder Ferienhäuser. In solchen Segmenten haben letzlich Low-End-Kameras den Markt vorbereitet«, prognostiziert Hinkel. Niemand würde ernsthaft darüber nachdenken, beispielsweise zur Überwachung seines Ferienhauses Einheimische einzustellen, die rund um die Uhr auf einem oder mehreren Monitoren den Ferienbungalow beobachten. Stehen die Bilder aber auf einer passwortgeschützten Webseite und wird der Besitzer bei einem vordefinierten Ereignis, etwa einer Bewegung im Bild, per E-Mail benachrichtigt oder gar auf seinem Handy angerufen, wird die Überwachung mit einem Schlag für eine weitaus größere Kundengruppe interessant.
Den Trend hat auch Sony erkannt. Der Anbieter will etwa zur Security-Messe in Essen Anfang Oktober eine neue Reihe von Kameras vorstellen, die im Preis zwischen einigen Hundert und rund 2.000 Euro liegen, und damit neue Märkte erschließen. Aber auch Mobotix verkauft den Großteil seiner Produkte in solche Installationen. Den selben Kunden- und Händlerstamm will auch »Security-Center«, eine Business-Unit des in weiten Kreisen nur für Vorhängeschlösser bekannten Anbieters Abus, ansprechen. Zusätzlich zu preiswerten Kameras hat Security-Center auch eine ganze Reihe von anderen Sensoren und Sicherheitsprodukten im Angebot, die im September mit einer Roadshow in zehn deutschen und drei österreichischen Städten dem IT-Fachhandel vorgestellt werden sollen (www.sc-roadshow.de).
Während im privaten Raum Überwachungskameras problemlos installiert werden können, ist es im öffentlichen Raum, also auf Straßen und Plätzen, aufgrund der in Deutschland geltenden Gesetze schwieriger.
Die technischen Möglichkeiten lassen sich in diesem Geschäftsfeld wegen rechtlicher Aspekte noch nicht voll ausschöpfen. Das Recht am eigenen Bild schränkt die Handlungsmöglichkeiten ein und macht Regeln und Techniken notwendig, um die rechtssichere Aufbewahrung und Weiterleitung der Bilder sicherzustellen. Trotzdem müssen Reseller nicht zu Rechtsexperten werden. »Es sind zwar einige Richtlinien einzuhalten, doch diese sind kein genereller Hinderungsgrund. Die Rechtsprechung ist hier deutlich weiter als noch vor zwei Jahren«, weiß etwa Sony-Experte Middelanis. »In aller Regel haben sich Kunden mit rechtlichen Aspekten der Videoüberwachung schon vor Projektbeginn auseinandergesetzt«, berichtet auch Controlware-Manager Miotke aus seiner Erfahrung.
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Allnet
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Assmann Electronic GmbH
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Avermedia GmbH
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Controlware GmbH
www.controlware.de
Mobotix AG
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Security-Center
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Seetec Communications GmbH & Co. KG
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Sony Deutschland GmbH
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