Eigentlich ist es ja eine ganz nette Idee: Der amerikanische Computerhersteller Dell ist seine Image-Probleme leid und beschließt, mit einem Weblog die Nähe zu seinen Kunden zu suchen. Doch kaum ist die Idee in die Tat umgesetzt, beginnt so einiges schief zu laufen.
Ganz woanders als beabsichtigt landeten in den ersten Wochen von Dells Weblog »One2One« Kunden, die auf gut Glück einfach die Adresse one2one.com in die Browserzeile eingetippt hatten. Statt Hardware und günstigen Direktangeboten wurden einem da »Hot Live Babes Ready To Please You« versprochen - Dell hatte es wohl versäumt, sorgfältiges Domain-Clearing zu betreiben und teilte sich den Weblog-Namen nun mit einer Sex-Webseite. Inzwischen hat der Konzern reagiert und den Weblog in »Direct2Dell« umgetauft. Denn eigentlich will man mit dem neuen Kommunikationsmedium ja positive Imagewerbung betreiben.
»Die Leute kommen und wir hören ihnen zu«, mit diesem Motto eröffnete Lionel Menchaca, Digital Media Manager von Dell, Mitte Juli »Direct2Dell«. Weiter erklärte er: »Unsere Absicht mit diesem Blog ist es, die Themen anzusprechen, die unseren Kunden wichtig sind. Gebt uns etwas Zeit und wir werden es euch beweisen.« Und tatsächlich schien es Dell mit dieser Zielsetzung ernst zu sein. Egal, ob es sich um ein Japan explodiertes Notebook, Verzögerungen bei der Auslieferung des neuen Desktop-Modells XPS 700 oder Defizite beim Kundenservice handelte – der Computerhersteller griff die Themen auf, die Dell-Usern schon seit längerem auf den Nägeln brennen.
Doch beschäftigte man sich etwas näher mit dem neuen Kommunikationskanal von Dell, blieb von dem Glanz nicht mehr viel übrig. In den meisten Fällen waren es eher untergeordnete Firmenangestellte, die in dem Internet-Forum in Erscheinung traten und auf jede Stellungnahme, mit der sich Dell zu einem wirklich brisanten Thema äußerte, folgte eine handvoll Beiträge, die in erster Linie der Selbstdarstellung des Konzern dienten. Daneben meinte Dell, mit einer Art Weblog-Doktrin Verhaltensregeln in dem basisdemokratischen Internet-Medium einführen zu müssen.