Wenn ein Hersteller Pleite geht, können After-Sales-Dienstleister RMA-Fälle nicht ohne weiteres abwickeln. Endkunden sind dann verärgert, was ja noch verständlich ist. Unverständlich und billig ist es aber, wenn Distributoren die Misere dem Serviceprovider ankreiden und ihn diskreditieren.
Wenn Andreas Schneller diese Marktprognose liest, interessieren ihn ganz andere Zahlen, als die vom Branchenverband Bitkom vorgelegten: Der deutsche Markt für Consumer Electronics wird in diesem Jahr voraussichtlich um 8,7 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro wachsen, getrieben durch eine starke Nachfrage nach Flachbildfernseher. Im Kopf rechnet der Geschäftsführer von Nesh schon einmal aus, viel Geld die Hersteller für Garantie- und sonstige After-Sales-Services ausgeben müssen. Im für ihn besten Fall werden solche Dienstleistungen externen Spezialfirmen übertragen, die dann Gewährleistungen oder über die Garantiezeit hinaus gehende Reparaturen durchführen. Ein Geschäft, das mit boomenden Absatzzahlen solcher Geräte naturgemäß ebenfalls stark expandiert. Im Gegensatz zu Herstellern und Distributoren, für die das schnell drehende Business am Point of Sales abgeschlossen ist, klingelt bei Reparaturdienstleistern die Kasse mit Verzögerung – oder überhaupt nicht.
Noch immer schmerzt Schneller die Insolvenz von Colortac, einer jener zahlreichen Monitorhersteller aus Taiwan, für die seine Firma Nesh GmbH den After-Sales-Service abgewickelt hat. Zu Dumpingpreisen hatte der Hersteller bis 2004 seine Geräte auf dem deutschen Markt anbieten müssen. Klar, dass die Einkäufer von Media Markt/Saturn im Verhandlungspoker mit den Taiwanern den Einkaufspreis bis auf die Schmerzgrenze gedrückt hatten.