Der Finger als Schlüssel zum PC

2. März 2006, 0:00 Uhr |

Der Finger als Schlüssel zum PC. Die Nachfrage nach Biometrielösungen wächst da, wo die Akzeptanz der Anwender, die Ausgereiftheit der Produkte und sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten aufeinander treffen. Daher gibt es zahlreiche neue Stand-alone-Geräte und integrierte Lösungen.

Der Finger als Schlüssel zum PC

Co-Autorinnen: Annette Stadler, Michaela Wurm
Zur Erhöhung der Sicherheit sollen in den USA und Europa Ausweispapiere und Führerscheine biometrische Merkmale immer stärker integrieren. Getrieben von solchen staatlichen Plänen aber auch von mobilen IT-Anwendungen, fallen die Marktprognosen im Biometriemarkt für die kommenden Jahre recht positiv aus. Die International Biometric Group sieht, ausgehend von 2,1 Milliarden US-Dollar 2006, für 2010 ein Marktvolumen von 5,7 Milliarden Dollar vorher. Frost & Sullivan erwartet 2008 einen weltweiten Umsatz von 3,5 Milliarden Dollar mit Biometrieprodukten. Den größten Anteil haben daran mit knapp 50 Prozent Produkte mit Fingerabdruckverfahren. Entsprechende Sensoren sind in vielen Notebooks bereits zu finden. Die Notebookhersteller sind der Meinung, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Monaten noch verstärkt. Bei Mobiltelefonen zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Mobiltelefonierer in Japan und Südkorea können bereits Geräte mit Fingerabdrucksensoren nutzen.

Jedoch sind Fingerabdrucksensoren kein reines Integrationsthema für Gerätehersteller, sondern auch ein interessantes Gebiet für IT-Reseller aus dem Sicherheitsbereich. Hersteller wie Veridicom und Ekey stellen gerade neue USB-Stick-Lösungen mit Fingerprintsensoren vor. Ekey Logon soll im Frühjahr dieses Jahres sowohl als Stand-alone-Produkt, als auch als Servervariante auf den Markt kommen. Das Angebot richtet sich in erster Linie an Unternehmen, denen durch die Verwaltung von Passwörtern und Chipkartensystemen bedeutende Mehrkosten entstehen. Mittelfristig will das Unternehmen auch auf dem Endverbrauchermarkt punkten.

IT-Systemhäuser gesucht

Den Hauptvorteil der Lösung sieht Signot Keldorfer, Geschäftsführer von Ekey, darin, dass die Anwender biometrische Merkmale nicht verlieren oder vergessen können: »Im Gegensatz dazu lassen sich Schlüssel, Karten und Codes weitergeben.« Vergessene oder aufgeschriebene Kennwörter sowie gestohlene Karten bedeuten für Unternehmen Sicherheitsprobleme und stellen einen hohen Verwaltungsaufwand dar. Für den Vertrieb von Ekey Logon sucht der österreichische Hersteller IT-Systemhäuser. Erfahrung im Aufbau eines Handelskanals besitzt Ekey, denn bislang hat das Unternehmen hauptsächlich über Elektrofachhändler Systeme für die Gebäude-Zutrittskontrolle verkauft.

Hauptprodukt des US-Herstellers Veridicom ist bereits in der zweiten Generation VKI, ein USB-Stick mit Fingerabdrucksensor. Besonderes Merkmal der seit kurzem verfügbaren Version ist ein integriertes Betriebssystem, wodurch kein Treiber benötigt wird. Ursprünglich war Veridicom ein reiner Hersteller von Biometrie-Sensoren. Jedoch hat sich die Strategie hin zum Lösungsanbieter durch den Merger mit Clavio Anfang 2004 geändert. »Für den Vertrieb der VKI-Lösungen in Deutschland sind wir derzeit mit zwei Distributoren im Gespräch«, berichtet Günther Klix, Salesmanager von Veridicom. Der Vorteil für Reseller, die das Thema jetzt angehen, ist seiner Meinung nach, dass sie früh dabei sind, wenn der Markt erschlossen wird. Kinderkrankheiten wie hohe Abweisungsraten trotz richtigem Benutzer seien im ganzen Bereich weitgehend ausgeheilt. Preislich bewegen sich die Lösungen zwischen 120 und 350 Euro je nach Ausführung und Speicherkapazität, die zwischen 128 MByte und vier GByte betragen kann. »Vor zwei Jahren hätte eine vergleichbare Lösung noch 2.500 Euro gekostet«, ergänzt Klix.

Sicherheitsbewussten Kunden, die kein Notebook mit integriertem Fingerprint-Sensor kaufen oder vorhandene Notebooks nachrüsten wollen, bietet etwa APC mit dem »Biometrich Mouse Password Manager« oder einem »PCMCIA-Passwortmanager« in Form einer Zusatzkarte mit ausfahrbarem Fingerabdrucksensor Alternativen an. Beide werden mit einer Software ausgeliefert, die sich eine unbegrenzte Zahl an Login-Namen und Passwörtern merken kann und unter Windows XP, XP SP2 sowie Windows 2000 arbeitet. Vertrieben werden die Consumer-Produkte von APC über die vier Distributoren Actebis Peacock, COS, Ingram Micro und Tech Data.

Notebook-Zubehörspezialist Kensington hat in den USA ebenfalls einen Fingerprintscanner im Angebot, hierzulande werden diese Produkte jedoch nicht angeboten.

Zu den wesentlichen Verfahren, Fingerabdrücke für biometrische Lösungen abzunehmen, zählen optische, thermische und kapazitive Methoden. Ekey verwendet Sensoren von Atmel, die das thermische Verfahren anwenden. Dabei misst der Scanner Temperaturunterschiede zwischen den Hügeln und Rillen des jeweiligen Fingerprofils und speichert spezielle Merkmale so genannte Minuzien als biometrischen Schlüssel ab. Im Gegensatz zum optisch basierten System sichert diese Lösung keine Bilddaten, sondern einen binären Code, der sich nicht mehr in das Fingerbild umwandeln lässt.

Anders arbeitet Authentec, der führende Anbieter von biometrischen Fingerprint-Sensoren für den Einsatz in PCs und mobilen Endgeräten sowie im Bereich der physikalischen Zugangskontrolle. Authentecs Sensoren lesen den Fingerabdruck nicht an der Hautoberfläche ab, sondern wenige Millimeter darunter, unterhalb der abgestorbenen Haut. Daher ist die Technik unabhängig von temporären Veränderungen durch Trockenheit, Verletzung und Verschmutzung. Der gerade vorgestellte Sensor »Entrépad 1610« ist zwölf Millimeter lang, fünf Millimeter breit und zwischen 1,2 und 1,96 Millimeter hoch. Anwender ziehen die Finger über den Sensor, der bei der Abnahme hoher Stückzahlen knapp fünf Dollar kostet. »Unser erster Sensor kostete im Jahr 2000 noch 40 Dollar«, erinnert sich Marc Gebert, Director Sales und Marketing bei Authentec. Der Hersteller hat den neuen Sensor speziell für Notebooks und Tablet-PCs entwickelt, da das Unternehmen hier momentan den größten Bedarf sieht. »Mehrere Partner arbeiten bereits an dessen Integration in ihre Produkte, die 2006 in den Handel kommen werden. Der Markt für mobile Geräte wie Handys befindet sich in der Nachfrage nach Fingerprintsensoren rund 18 Monate dahinter«, weiß Gebert. Zu den Kunden zählen Hewlett-Packard, Fujitsu Siemens Computers, Medion und IBM.

Triebfeder für die starke Nachfrage im PC-Markt ist der Durchbruch im Wireless-Bereich im vergangenen Jahr. Während der Hersteller ab 2000 fünf Jahre benötigte, um die erste Million an Sensoren zu verkaufen, liegt er nun schon bei insgesamt sieben Millionen.

Fingerprintsensoren in Notebooks

Entsprechend den Erwartungen an den Markt, bauen zahlreiche Hersteller von Notebooks den Einsatz von Fingerprintsensoren aus. »Geschäfts- und Privatkunden möchten immer häufiger auf Reisen oder außerhalb des Büros mit dem Notebook auf Informationen im Internet oder auf dem Unternehmensnetzwerk zugreifen ? kein Problem dank zahlreicher Wireless LAN-Hotspots. Damit werden Geräte und Informationen aber auch einem höheren Sicherheitsrisiko ausgesetzt ? vom Datenklau bei ungesicherten drahtlosen Verbindungen bis hin zum Verlust des Notebooks«, weiß Robert Vasenda, Area Category Manager Business Notebooks & Solutions, Hewlett-Packard. Dessen seien sich die Nutzer jedoch bewusst und verlangten von den Herstellern Produkte, die ihrem gestiegenen Sicherheitsbewusstsein entsprächen ? etwa Notebooks mit einem Fingerabdruckscanner. HP hat bereits das »HP Compaq nx6125 Business Notebook« im Portfolio, das neben Sicherheitsfunktionen auch mit einem Fingerabdruckscanner ausgestattet ist. HP wird aber in den nächsten Monaten weitere Modelle mit integriertem Fingerabdruckscanner vorstellen. Bei Sony ist die im Herbst 2005 gelaunchte Notebook-Serie BX mit Fingerprintscannern ausgestattet.

FSC bietet Fingerprintscanner bei fast allen aktuellen Business-Notebooks der Lifebook-Serie an. »Die Nachfrage nach Fingerprintscannern steigt. Besonders in sicherheitsrelevanten Bereichen wie Versicherungen. Der Trend geht aber stark zur Kombination mit weiteren Security-Features, wie Smartcards, die noch mehr Sicherheit bieten«, schränkt Jens Uwe Behnke, Senior Product Business Manager Mobility bei dem Hersteller, ein. Dies sieht auch Wilfried Thom, Geschäftsführer Mobile Computing, Acer, ähnlich: Geschäftskunden würden Smartcard-Reader bevorzugen. »Deshalb werden künftig mehr Acer Business-Notebooks damit ausgestattet als mit Fingerprintscannern«. Acer hat Fingerprintscanner bisher nur in den Tablet PCs C200 eingesetzt.

Auch Lenovo bietet in IBM-Tradition integrierte Fingerprint-Lesegeräte in vielen Think Pad Notebooks für Unternehmenskunden an. »In diesem Marktsegment macht dieses Feature am meisten Sinn, da die steigende Bedeutung von digitalen Informationen in Unternehmen eine immer größer werdende Bedeutung von IT-Sicherheit nach sich zieht«, resümiert Thorsten Stremlau, Security Consultant EMEA, Lenovo. Argumente für die Technologie seien überdies die Möglichkeiten, die Gesamtkosten der PC-Systeme während des Lebenszyklus zu reduzieren. »Mit Hilfe automatisierter Prozesse ? wie einem Fingerprint-Leser ? lässt sich die Produktivität der Mitarbeiter erhöhen, da Passwörter nicht mehr vergessen werden. Dies reduziert Ausfallzeiten und die Anrufe beim Supportcenter«, meint Stremlau.

Bei Asus sollen Fingerprintscanner laut Notebook-Product Manager Lars Schweden demnächst in einigen Notebook-Modellen integriert werden. Da Asus in diesem Jahr mit seinen mobilen Rechnern ins Corporate Business einsteigen will, sollen die Notebook-Palette für Business-Kunden ergänzt und die von Businesskunden gewünschten Features integriert werden ? unter anderem zählt Schweden auch Fingerprintsensoren dazu. Toshiba hat Fingerprintscanner bisher bei den Business-Serien Portege und Tecra S3 angeboten und wird künftig auch weitere Geräte mit diesem Feature ausstatten. »Dieses Feature wird stark nachgefragt«, bestätigt Gabriel Willigens, Produktmanager Consumer-Notebooks bei Toshiba. Vor allem in Kombination mit anderen Sicherheitsfunktionen, wie »Anti Theft Protection«, würden Unternehmenskunden darauf Wert legen.

______________________________________________

INFO

Authentec
Pfarrstraße 5, D-85301 Schweitenkirchen
Tel. 08444 918290, Fax 08444 918291
www.authentec.com

Ekey Biometric Systems
Lunzerstrasse 64, A-4030 Linz
Tel. 043 732 6910 9669, Fax 043 732 6980 3562
www.ekey.at

Veridicom
Hubenstein 11, D-84416 Taufkirchen/Vils
Tel. 08084 2589118
www.veridicom.com


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+