Neuer Supercomputer eingeweiht

Der "Hawk" ist gestartet

20. Februar 2020, 10:44 Uhr | Autorin: Bettina Grachtrup, dpa (Stuttgart) / Redaktion: Diana Künstler
Mit bis zu 10 Prozent von Hawks Rechenzeit wird die Digitalisierung der Wirtschaft in Baden-Württemberg und Deutschland unterstützt. Aktuell arbeiten laut Universität Stuttgart mehr als 40 vor allem mittelständische Firmen auf den Systemen des HLRS.
© HLRS

Lässt sich das Klima in bestimmten Regionen mittelfristig gezielt vorhersagen oder die Entwicklung von weit ausbreitenden Seuchen irgendwann seriös berechnen? Diese Hoffnung verbinden Wissenschaftler jedenfalls mit einem neuen Rechner, der jetzt an der Universität Stuttgart in Betrieb gegangen ist.

Im Höchstleistungsrechenzentrum HLRS in Stuttgart ist ein neuer Supercomputer ans Netz gegangen. Die Einweihung erfolgte am 19. Februar 2020 im Beisein des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg, Theresia Bauer, und des Parlamentarischen Staatssekretärs bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Michael Meister. Die Rechenanlage mit dem Projekt-Namen “Hawk”, ein Apollo-9000-System, wurde von dem Hersteller Hewlett Packard Enterprise (HPE) gebaut und ist vier Mal schneller als der bislang an dem Zentrum der Universität betriebene Großrechner namens “Hazel Hen”. Nach Angaben von HLRS-Direktor Michael Resch ist “Hawk” gemeinsam mit dem “SuperMUC-NG” in München der schnellste Computer Deutschlands, wenn er voraussichtlich im April/Mai seine volle Leistung entfalten wird. Im weltweiten Vergleich der Superrechner steht “Hawk” laut Resch dann wohl etwa auf dem zehnten Platz. Die Investitionskosten von rund 44 Millionen Euro werden je zur Hälfte vom Bund und dem Land Baden-Württemberg getragen.

Inklusive Simulation des Nachlaufs einer Windturbine.
Michael Meister, BMBF
Dr. Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung: “Computer wie Hawk sind Werkzeuge der Spitzenforschung in Wissenschaft und Wirtschaft. Sie ermöglichen exzellente Wissenschaft und Innovationen und sichern Deutschlands vorderen Rang im internationalen Wettbewerb als ein Top-Standort des Supercomputings. Höchstleistungsrechner sind ein wichtiger Beitrag zur Technologiesouveränität im digitalen Zeitalter.”
© Bundesregierung/Steffen Kugler

Komplexe Simulationen möglich
Mit dem neuen Superrechner sind noch komplexere Simulationen für Wissenschaft und Industrie möglich. So soll berechnet werden können, wie Windräder gestaltet werden müssen, damit die Anlagen den meisten Strom erzeugen und dabei für die Anwohner den geringsten Lärm machen. Im Flugzeugbau kann “Hawk” den Windwiderstand von Tragflächen berechnen, um zu sehen, wie diese optimal gestaltet sein müssen. Ziel der Wissenschaftler ist es aber, künftig auch von Menschen beeinflusste Entwicklungen wie Pandemien oder Flüchtlingsströme zu berechnen. Resch hofft, dass man in drei bis fünf Jahren so weit sein wird. Solche Berechnungen sind nach Reschs Angaben besonders anspruchsvoll, weil menschliches Verhalten schwer vorhersehbar ist.

Stadtanalyse, Bürgerbeteiligung und Simulation für nachhaltige und belastbare Städte und Regionen am Beispiel Herrenberg (Baden-Württemberg).

26 Petaflops Leistung und 1,4 Petabyte Hauptspeicher
“Hawk” erbringt eine Spitzenleistung von 26 Petaflops. Ein Petaflops entspricht einer Billiarde Fließkomma-Berechnungen pro Sekunde. In der jüngsten Liste der weltweit 500 schnellsten Superrechner nehmen Anlagen in den USA, China und in der Schweiz die vordersten Plätze ein. Demnach ist der bislang schnellste deutsche Rechner der “SuperMUC-NG” im Leibniz-Rechenzentrum in München. Die Hauptspeicherkapazität von “Hawk” beträgt 1,4 Petabyte. Das ist etwa 250.000 Mal so viel wie der Speicher eines normalen Arbeitscomputers.

Über das Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart
Das Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart (HLRS) wurde 1996 als erstes Bundeshöchstleistungsrechenzentrum Deutschlands gegründet. Als Einrichtung der Universität Stuttgart und Mitglied des Gauss Centre for Supercomputing stellt es seine Rechenkapazitäten Nutzern aus Wissenschaft und Industrie zur Verfügung. Das HLRS betreibt Höchstleistungsrechensysteme und -technologien, bietet Weiterbildung in den Bereichen Programmierung und Simulation und forscht an wegweisenden Fragestellungen und Technologien rund um die Zukunft des Höchstleistungsrechnens (HPC). Die HLRS-Expertise umfasst unter anderem die Bereiche parallele Programmierung, numerische Methoden für HPC, Visualisierung, Grid und Cloud Computing, Datenanalytik sowie Künstliche Intelligenz. Die Nutzer seiner Systeme forschen auf ganz unterschiedlichen Forschungsgebieten mit dem Schwerpunkt auf Ingenieurwissenschaften und angewandte Wissenschaften.

Ein Ziel der Simulationen ist die prinzipielle Untersuchung der Bildung von abdominalen Aortenaneurysmen und ihrer Strömungsmechanik – im Video am Beispiel eines Aneurysmas der Bauchschlagader zu sehen.
Ein weiterer Eckpfeiler der Arbeit von HLRS ist die Simulation einer nachhaltigen Energieversorgung. Wasserkraftwerke und Gezeitenkraftwerke sowie Windkraftanlagen werden auf HLRS-Systemen ausgelegt und optimiert. Hier zu sehen: die Strömungssimulation am Beispiel einer Wasserturbine.
Erfassung lokaler meteorlogischer Größen zur Entwicklung und Validierung von Strömungsmodellen: Bestehende Modelle für schwer zugängliche Standorte sind nicht so zuverlässig wie solche für einfachere Landschaften, während die raueren atmosphärischen Bedingungen für vorhandene Windturbinendesigns schwierig sein können. Diese Faktoren erschweren es den Planern, Standorte zu identifizieren, die effektiv für die Winderzeugung genutzt werden könnten, und den Energieertrag und die Turbinenlasten zu quantifizieren. Um dieses Problem anzugehen, startete der Windenergieforschungscluster WindForS 2016 ein Projekt zur Einrichtung eines Forschungsstandorts im schwäbischen Jura, einer Kette großer Hügel südöstlich von Stuttgart. Die Forschungseinrichtung befindet sich in einem komplexen Gelände, in dem Wissenschaftler uneingeschränkten Zugriff auf die Turbinensteuerung und -einstellungen haben.

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