HPs milliardenteures Übernahmedebakel

Ex-Autonomy-Chef von Betrugsvorwürfen freigesprochen

10. Juni 2024, 8:41 Uhr | Michaela Wurm
Schon 2012 war HP-Chefin Meg Whitman davon überzeugt, dass HP zu viel Geld für Mike Lynchs Firma Autonomy bezahlt habe
© Martin Fryba

Der Kauf von Autonomy wurde für HP 2011 zum Milliarden-Grab – und zum Sargnagel für den damaligen CEO Léo Apotheker. Die Hauptschuld an dem verlustreichen Merger bekam jedoch Autonomy-Chef Michael Lynch. Jetzt wurde er in den USA von Betrugsvorwürfen freigesprochen.

Der Kauf von Autonomy vor 13 Jahren wurde für Hewlett-Packard zu einem milliardenschweren Debakel. HP hatte für den britischen Softwareentwickler mehr als 11 Milliarden Dollar bezahlt, weil der damalige Firmenchef Léo Apotheker das Unternehmen stärker in Richtung Software-Anbieter entwickeln wollte.

Das ging gewaltig schief. Schon im darauffolgenden Jahr musste HP eine außerplanmäßige Abschreibung in Höhe von 8,8 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit der Autonomy-Übernahme vornehmen, die im vierten Quartal 2012 zu einem riesigen Verlust von 6,9 Milliarden US-Dollar führte.

Schnell war von Unregelmäßigkeiten die Rede. HP sah sich von der Autonomy-Unternehmensspitze um Gründer Mike Lynch massiv getäuscht und sprach von Bilanzmanipulationen. Das Management hätte die Umsätze künstlich aufgebläht, um den Preis in die Höhe zu treiben. HP verklagte daraufhin Autonomy-Mitgründer Michael Lynch und den ehemaligen CFO Sushovan Hussain 2015 auf Schadensersatz in Milliardenhöhe.

Leo Apotheker wurde kurz nach dem Kauf vom HP-Verwaltungsrat entlassen, obwohl der die Autonomy-Übernahme abgesegnet hatte. Schon auf HPs Partnerkonferenz im Februar 2012 hatte Apothekers Nachfolgerin Meg Whitman Autonomy-Gründer Mike Lynch auf offenere Bühne gesagt, zu viel für dessen Softwarefirma gezahlt zu haben.

Großbritannien lieferte Lynch für das Verfahren schließlich an die USA aus, er stand dort unter Hausarrest. 2022 wurde er in einem Zivilprozess in Großbritannien schuldig gesprochen worden. Jetzt hat ihn ein Geschworenengericht in San Francisco in allen Anklagepunkten entlastet und ihn – auch aus Mangel an Beweisen – freigesprochen. Lynch hatte stets alle Vorwürfe zurückgewiesen und argumentiert, dass HP ihn zum Sündenbock für die verpatzte Übernahme machen wollte.


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