RFID schafft völlig neue Möglichkeiten, das Einkaufserlebnis und die Prozesse rund um den Konsumakt neu und anders zu gestalten. Datenhandschuhe, intelligente Einkaufswägen und Kassen, an denen kein Kassierer mehr steht, sind keine Utopie mehr.
Wer in einigen Jahren ein CE-Paradies wie Saturn-Hansa betritt, um beispielsweise einen neuen Ipod zu erstehen, wird möglicherweise etwas völlig anderes erleben als heutige Kunden: Am Eingang greift der Interessent nach einem intelligenten Einkaufswagen, auf dessen Display erscheint, an welchen Gütern er gerade vorbeigeht, ob sich zum Beispiel direkt neben ihm besonders interessante Sonderangebote befinden. Vielleicht kann der Kunde sogar einen Suchbegriff eingeben und wird dann wie vom Navigationssystem im Automobil direkt in den richtigen Bereich des Geschäfts geführt.
Zu den einzelnen Produkten finden die Kunden auf dem Display weitere Informationen, die der Rechner am Wagen aus den RFID-Chips der Ware ausliest: den Preis oder technische Spezifikationen zum Beispiel. Entscheidet sich jemand schließlich für ein bestimmtes Modell und packt es in den Wagen, registriert dies das Regal. Ist das betreffende Produkt nicht mehr verfügbar, wird dies den Vertriebsmitarbeitern, die mit drahtlosen Tablet-PCs durch die Reihen gehen, übermittelt.
Der Kunde erfährt derweil auf dem Display seines Einkaufwagens einiges über Produkte, die eine Neuerwerbung sinnvoll ergänzen würden: eine modische Halterung etwa oder komfortable Kopfhörer. Ist schließlich alles Gewünschte im Korb, geht es zur Kasse. Dort bietet sich nicht mehr das gewohnte Bild: Das Kassenpersonal fehlt. Auch das Förderband ist nicht mehr da. Stattdessen durchquert man samt Einkaufswagen ein torartiges Gebilde. Es registriert die Signale der an den gekauften Waren befindlichen RFID-Tags, summiert die Preise und zeigt den Endpreis an. Die Zahlung erfolgt bargeldlos: Per Abbuchung, wenn es sich um einen bekannten, durch Kundenkarte legitimierten Kunden handelt, andernfalls über EC-Karte oder mittels anderer Methoden.
Damit sich solche Visionen realisieren lassen, muss RFID freilich noch einige Probleme lösen. So sind heute die Tags noch viel zu teuer. Erst ab einem Cent pro Stück lohnt es sich laut Dr. Gerd Wolfram, Geschäftsführer der MGI, Metro Group Information Technology, auch einzelne Produkte mit der Technologie auszurüsten. Heute wird sie noch vorwiegend zur Kennzeichnung größerer Einheiten, vor allem von Paletten, verwendet. Außerdem hat die Technologie Schwierigkeiten mit allem, was Funkstrahlen reflektiert oder dämpft, also etwa Flüssigkeiten und Metallen. Getränkedosen werden wohl noch lange ohne RFID-Tag auskommen müssen.