Gebäudesteuerung über KNX

Der Standard für das Premium-Segment

21. Oktober 2021, 7:28 Uhr | Antje Müller

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Dezentraler Systemaufbau

Wenn dem KNX-Grundgedanken gefolgt wird, nutzen alle Geräte das gleiche Übertragungsverfahren und tauschen über eine gemeinsame Busleitung Daten aus. So lassen sich einerseits Betriebskosten senken, aber auch die Sicherheit erhöhen. Dafür sorgt ein dezentraler Aufbau und eine unabhängige Funktionsweise der im System vereinten „Teilnehmer“. Denn jedes Gerät, beziehungsweise jeder Busteilnehmer verfügt über einen eigenen Mikroprozessor und funktioniert bei Ausfall eines anderen Geräts nach wie vor weiter. Obwohl dafür grundsätzlich kein zentrales Steuerungsgerät oder, im Vergleich zu vielen IP-Lösungen, ein Cloud-Zugang für die Vernetzung notwendig wäre, setzt der Verkabelungsaufwand mehrerer Gebäudeebenen Grenzen. Auch steigt der Bedarf an nachrüstbaren Lösungen, wenn etwa Voice-Dienste oder eine IP-angebundene Visualisierung nachträglich eingebunden werden sollen.

KNX Association International
Mit KNX IoT werden KNX-Installationen zu einem Teil des Internets der Dinge. Die Technologie unterstützt Interaktionen zwischen KNX und anderen Technologien und soll die Barriere für den Zugang zu KNX als Teil des Internets der Dinge senken, so die KNX Association.
© KNX Association International

KNX wird daher in vielen Fällen längst über KNX IP mit IP-basierten Technologien kombiniert. Das erlaubt die Anbindung von entsprechender Nicht-KNX-Geräte an die Systeme und neue, weitaus vielschichtigere Szenarien. So wird unter anderem die Reichweite erhöht, über das Internet ist auch eine Gebäudesteuerung und -automation von beliebigen Orten aus möglich. Beispielsweise Facility Manager werden so in die Lage versetzt, durch die stufenweise Verbindung zwischen Management- und Feldebene das gesamte Gebäude zu überwachen und Informationen über Fehlermeldungen, Verbraucherzustände oder vorhandene Raumpräsenzen aus den einzelnen Räumen zentral zu überwachen. Aus Sicht von Schirp ist daher klar, dass sich der derzeitige Schwerpunkt von Twisted Pair zukünftig immer stärker in den Bereich IP verschieben wird. „Wenn wir über die intelligente Welt reden und von IoT oder IIoT, das industrielle IoT, dann müssen wir dazu übergehen, mit den sogenannten IPv6-Adressen zu arbeiten.“ Die größte Chance liegt dabei in der Verbindung beider technologischer Welten. „IP wird weiterhin der bevorzugte Backbone für den KNX TP sein. Dies hat auch mit der hohen Übertragungsrate im IP-Bereich zu tun“, erläutert Peter Janke, Geschäftsführer bei Lingg & Janke. Und TP werde ebenso der Schwerpunkt des KNX-Bereichs bleiben. „Nicht zuletzt deshalb, weil die Übertragungssicherheit hier am höchsten ist. Man hat bei IP und TP schließlich eine exklusive Busleitung für die Datenübertragung. Dies kann RF und PL nicht bieten.“

In Zukunft mehr Funk, mehr IP

Nichtdestotrotz steigt auch die Nachfrage nach Funk-Lösungen. Aufgrund ihrer hohen Flexibilität und des geringen Installationsaufwands werden sie heutzutage vorwiegend für die Erweiterung bestehender leitungsgebundener Systeme oder zur Realisierung kleinerer Zusatzfunktionen genutzt. Neue Möglichkeiten bieten mittlerweile aber auch Technologien wie Mesh. Damit sseien Funklösungen mittlerweile für Komplett-Installationen geeignet und würden für viele Kunden eine attraktive Alternative darstellen, erklärt Udo Nikolaus, Marktmanager Gebäudesteuerung bei der Hager Vertriebsgesellschaft. Funklösungen werden aus seiner Sicht künftig eine zentrale Bedeutung in Neubauten haben. Damit sich diese aber in der Breite durchsetzen können, müssten sie zum einen ein herstellerübergreifendes Standard-Funkprotokoll verwenden und zum anderen als offene Systeme miteinander kompatibel sein, führt Nikolaus weiter aus. Wenn der Endkunde beispielsweise wünscht, gewisse Änderungen oder Erweiterungen selbst vorzunehmen, sollten sich Funksysteme möglichst einfach und flexibel nachrüsten lassen. Das gilt allerdings aus nachvollziehbaren Gründen nur für Anlagenteile, die keinen Kontakt zu stromführenden Leitungen oder Bauteilen erfordern. „Der gesamte 230 V-Bereich bleibt für den Laien aus Sicherheitsgründen natürlich tabu“, unterstreicht Nikolaus deutlich. Für Peter Janke wird die Rolle des professionellen Elektroinstallateurs daher auch in Zukunft nicht an Bedeutung verlieren. „Bei der Selbstinstallation sind die größten Hürden die Vorschriften zur Einhaltung der elektrischen Sicherheit. Der professionelle Elektroinstallateur wird meines Erachtens immer die wichtigste Rolle beim Einsatz von KNX spielen“, erklärt der Lingg & Janke-Geschäftsführer.


  1. Der Standard für das Premium-Segment
  2. Dezentraler Systemaufbau
  3. Es geht nicht ohne Datenschutz und Datensicherheit

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