"Der Trend, IT komplett auszulagern"

8. April 2004, 0:00 Uhr | Markus Bereszewski

"Der Trend, IT komplett auszulagern". Vor zwei Jahren akut in der Existenz gefährdet, hat sich TDS nach Restrukturierung wieder gefangen. Markus Bereszewski sprach mit COO Ralf Klemisch über weitere Pläne.

"Der Trend, IT komplett auszulagern"

Ralf Klemisch, Chief Operating Officer Germany der TDS.

Foto: TDS

Licht und Schatten gab es im vergangenen Jahr bei TDS. Wie bewerten Sie das Geschäftsjahr insgesamt?

Die TDS AG hat im Geschäftsjahr 2003 einen Umsatz erwirtschaftet, der leicht über den eigenen Prognosen von 95 Millionen Euro liegt. Zugleich haben wir unsere Bankverbindlichkeiten um mehr als 15 Prozent reduziert. Durch die erfolgreiche Kapitalerhöhung im Zuge der BFD-Akquisition hat die TDS Gruppe zudem die Eigenkapitalquote auf 39 Prozent gesteigert. Die EBITDA-Marge blieb nahezu konstant. Das EBIT hingegen reduzierte sich im Vergleich zum Vorjahr (3,1 Millionen Euro) signifikant. Insgesamt haben wir unsere Finanzstruktur gestärkt und in einem durch Investitionszurückhaltung geprägten Markt respektable Ergebnisse erzielt. Die endgültigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2003 werden wir in den kommenden Tagen veröffentlichen.

Sie haben sich vollkommen auf SAP-nahes Geschäft fokussiert. Welche Dienstleistungen sind dem oder werden dem noch zum Opfer fallen?

Das ist nicht ganz richtig. Die TDS-Gruppe verfügt zwar über ausgezeichnetes SAP-Know-how in der IT-Beratung und im Rechenzentrumsbetrieb. Neben den SAP-Themen sind wir stark in den Bereichen DMS und Workflow-Lösungen. Mit hauseigenen Produkten wie der DMS-Lösung modus bauen wir unsere Marktpräsenz weiter aus. Ein Vertragsabschluss wie mit der Karstadt-Quelle Versicherung über eine DMS-Lösung spricht für sich. Beim Blick auf den Geschäftsbereich Application Hosting zeigt sich, dass wir unseren Kunden neben SAP auch Non-SAP-Lösungen bieten und im Wettbewerb gut positioniert sind. Ähnliches gilt für den Geschäftsbereich HR-Services. Wir betrachten die Auslagerung von Personaldienstleistungen aus der Perspektive von Geschäftsprozessen. Dementsprechend sind HR-Services plattformunabhängig, denn die Technik spielt zunächst keine Rolle. Maßstab ist, was für den Kunden das Beste ist. In Deutschland stößt man dabei natürlich häufig auf SAP.

Das Geschäft mit HR-Diensten haben Sie durch Zukauf gestärkt. Was sind die nächsten Schritte in diesem Bereich?

Mit der Übernahme der BFD gehört TDS zu den Top-Anbietern für HR-Services in Deutschland. Während TDS umfangreiche IT-Erfahrungen einbringt, liegen die Stärken der BFD im Bereich Personalmanagement. Kunden erhalten durch das breite Angebot die Option, auf einen Full Service für ihre Personalwirtschaft zurückzugreifen: Von der Entgeltabrechung bis hin zur kompletten Personaladministration. Hiervon können künftig auch die TDS-Kunden profitieren. Weiteres Wachstum sehen wir vor allem im Bereich höherwertiger Dienstleistungen wie Bewerber- oder Reise-Management. Eine namhafte deutsche Bank bezieht von BFD beispielsweise ein komplettes Servicepaket zum Bewerber-Management. Mit anziehender Konjunktur ergibt sich hier noch viel Potenzial.

Was unternehmen Sie, um Ihr Outsourcing-Portfolio zu verstärken?

Neben der Tendenz zum Business Process Outsourcing im Personalwesen sehen wir den Trend, IT komplett aus dem Haus zu geben. Das hängt mit der Neubewertung der IT zusammen: Durch IT-Outsourcing verschlanken Unternehmen nicht nur ihre IT-Prozesse, sondern stärken die eigene Entwicklungsfähigkeit und damit ihr Kerngeschäft. TDS ist als Partner gefragt, weil wir in langfristigen Partnerschaften die Betriebssicherheit erhöhen, Kostenvorteile bieten und Unternehmen neue Freiheitsgrade verschaffen. Aktuelles Beispiel ist unser Vertragsabschluss über sechs Jahre mit dem Modekonzern Escada. Dies ist einer der größten IT-Outsourcing-Abschlüsse der TDS.

Sie sind seit letztem Jahr in der Hand eines Finanzinvestors. Inwieweit können Sie eigenständig entscheiden und welche Pläne hat dieser mit TDS? Es wird kolportiert, dass dieser TDS aufblähen und wieder verkaufen will.

General Atlantic war schon vor der Übernahme der Mehrheit größter Aktionär der Gesellschaft und ist seit dem Börsengang im Jahre 1998 an der TDS beteiligt - dies spricht für ein langfristiges und strategisches Engagement. Die Ausrichtung der TDS wird durch das Engagement des Mehrheitsaktionärs nicht verändert, sondern vielmehr weiter konsequent fortgesetzt.

Welche Ziele haben Sie für das laufende Jahr?

Für alle drei Geschäftsbereiche streben wir profitables Wachstum bei einer EBIT-Marge von insgesamt fünf Prozent und einem Gesamtumsatz von rund 110 Millionen Euro an. Für das Segment HR-Services werden wir die an sich schon gute Position der BFD für ausgelagerte Personaldienstleistungen weiter ausbauen.


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