Des Teufels nützliche Quartalsberichte

6. Mai 2004, 0:00 Uhr | Martin Fryba

Des Teufels nützliche Quartalsberichte. Eine vergleichsweise vorsichtige Prognose für die kommenden Monate hatte Ingram-Micro-Chef Kent B. Foster im Quartalsbericht abgegeben und die Börse reagierte panisch: Der Kurs brach vergangenen Freitag um über ein Viertel ein, weil Analysten ihre Schätzungen daraufhin nach unten korrigiert hatten.

Des Teufels nützliche Quartalsberichte

Das ist Wasser auf die Mühlen jener, die Quartalsberichte verteufeln und ihre Abschaffung mit dem Hinweis fordern, Aktionäre könnten aus Momentaufnahmen kein klares Bild eines Unternehmens gewinnen und müssten daher vor falschen Schlussfolgerungen geschützt werden. Allen voran der Porsche-Chef Wendelin Wiedeking vertritt seit langem diese Auffassung und sogar die EU-Finanzminister hegen Pläne, alle börsennotierten Firmen in Europa von der Pflicht auszunehmen, Quartalsberichte vorzulegen.

Eine überflüssige, weil kaum durchsetzbare Forderung, und zudem ein fadenscheiniges Argument unter dem Deckmäntelchen des Aktionärsschutzes. Denn in den USA sind Quartalsberichte zwingend vorgeschrieben, eine Diskussion über ihre Abschaffung wird dort nicht geführt. Zudem lassen sich die »Gesetze« der Börse, die Regeln von Angebot und Nachfrage, nicht durch eine eingeschränkte Berichtspflicht aushebeln. Sie ist nicht dazu geeignet, börsennotierte Firmen und Aktionäre vor heftigen Kursschwankungen zu schützen.

Wer an der Börse notiert oder dort investiert, begibt sich auf einen volatilen Markt. Es ist der Ort, an dem Informationen, Spekulationen, Gerüchte, Hoffnungen, Ängste, Gier und bedauerlicherweise auch Manipulationen den Börsenwert eines Unternehmens bestimmen. Nicht mehr und nicht weniger. Analysten nehmen mit ihren Schätzungen Einfluss auf die Kurse, im negativen, aber oft genug auch im positiven Sinne. Börsenteilnehmer handeln emotional, rationale Kriterien spielen oft genug eine geringe Rolle.

Gegen Kurseinbrüche gibt es nur ein Patent: die Rückkehr zu soliden Zahlen. Firmen wie Logitech haben es bewiesen: Auf einen im letzten Jahr panischen Ausverkauf an der Börse aufgrund eines verhagelten Quartals folgten kurz darauf wieder Höchststände.

Der Ausrutscher hat der Firma kaum geschadet, am Ende vielleicht sogar geholfen, wenn neue Investoren eine günstige Gelegenheit zum Einstieg genutzt haben.


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